nen Mahlzeit. Nach Mittage war sie auf ih- rem Rückwege in der Kirche zu Jslington und kam mit leidlicher Munterkeit wieder zu Hause.
Sie hatte in meiner Abwesenheit verschiede- ne Briefe außer dem eurigen bekommen, wie mir Fr. Lovick erzählet hat. Euer Schreiben, wie es scheint, machte ihr viele Unruhe. Sie ließ dem Bothen, der inständig um eine Antwort an- hielte, sagen, daß es keine eilfertige Beantwor- tung erforderte.
Am Mittwochen bekam sie einen Brief von ihrem Onkel Harlowe (*), zur Antwort auf einen, den sie verwichenen Sonnabend auf ihren Knieen an ihre Mutter geschrieben hatte. Er mußte sehr grausam seyn, sagt Fr. Lovick, nach denen Wirkungen zu urtheilen, die er bey ihr hatte. Denn da sie ihn empfing, war sie eben willens, sich auf den Nachmittag in einer Kutsche der freyen Luft zu bedienen, ward aber von so heftigen Mut- terbeschwerden darüber angegriffen, daß sie genö- thigt wurde, sich niederzulegen, und, weil es da- durch nicht besser ward, um acht Uhr zu Bette zu gehen.
Am Donnerstage war sie des Morgens sehr frühe auf, und nahm ihre Zuflucht zu der heiligen Schrift, ihr Gemüth zu besänftigen, wie sie zur Fr. Lovick sagte. So schwach sie auch war, so wollte sie doch um eilfe sich zu der Kapelle von Lincolns-Jnn tragen lassen. Sie befand sich ein wenig besser, als sie wieder zu Hause gebracht
wurde,
(*) Siehe den folgenden CIX. Brief.
nen Mahlzeit. Nach Mittage war ſie auf ih- rem Ruͤckwege in der Kirche zu Jslington und kam mit leidlicher Munterkeit wieder zu Hauſe.
Sie hatte in meiner Abweſenheit verſchiede- ne Briefe außer dem eurigen bekommen, wie mir Fr. Lovick erzaͤhlet hat. Euer Schreiben, wie es ſcheint, machte ihr viele Unruhe. Sie ließ dem Bothen, der inſtaͤndig um eine Antwort an- hielte, ſagen, daß es keine eilfertige Beantwor- tung erforderte.
Am Mittwochen bekam ſie einen Brief von ihrem Onkel Harlowe (*), zur Antwort auf einen, den ſie verwichenen Sonnabend auf ihren Knieen an ihre Mutter geſchrieben hatte. Er mußte ſehr grauſam ſeyn, ſagt Fr. Lovick, nach denen Wirkungen zu urtheilen, die er bey ihr hatte. Denn da ſie ihn empfing, war ſie eben willens, ſich auf den Nachmittag in einer Kutſche der freyen Luft zu bedienen, ward aber von ſo heftigen Mut- terbeſchwerden daruͤber angegriffen, daß ſie genoͤ- thigt wurde, ſich niederzulegen, und, weil es da- durch nicht beſſer ward, um acht Uhr zu Bette zu gehen.
Am Donnerſtage war ſie des Morgens ſehr fruͤhe auf, und nahm ihre Zuflucht zu der heiligen Schrift, ihr Gemuͤth zu beſaͤnftigen, wie ſie zur Fr. Lovick ſagte. So ſchwach ſie auch war, ſo wollte ſie doch um eilfe ſich zu der Kapelle von Lincolns-Jnn tragen laſſen. Sie befand ſich ein wenig beſſer, als ſie wieder zu Hauſe gebracht
wurde,
(*) Siehe den folgenden CIX. Brief.
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nen Mahlzeit. Nach Mittage war ſie auf ih-
rem Ruͤckwege in der Kirche zu Jslington und
kam mit leidlicher Munterkeit wieder zu Hauſe.
Sie hatte in meiner Abweſenheit verſchiede-
ne Briefe außer dem eurigen bekommen, wie mir
Fr. Lovick erzaͤhlet hat. Euer Schreiben, wie
es ſcheint, machte ihr viele Unruhe. Sie ließ
dem Bothen, der inſtaͤndig um eine Antwort an-
hielte, ſagen, daß es keine eilfertige Beantwor-
tung erforderte.
Am Mittwochen bekam ſie einen Brief von
ihrem Onkel Harlowe (*), zur Antwort auf einen,
den ſie verwichenen Sonnabend auf ihren Knieen
an ihre Mutter geſchrieben hatte. Er mußte
ſehr grauſam ſeyn, ſagt Fr. Lovick, nach denen
Wirkungen zu urtheilen, die er bey ihr hatte.
Denn da ſie ihn empfing, war ſie eben willens,
ſich auf den Nachmittag in einer Kutſche der freyen
Luft zu bedienen, ward aber von ſo heftigen Mut-
terbeſchwerden daruͤber angegriffen, daß ſie genoͤ-
thigt wurde, ſich niederzulegen, und, weil es da-
durch nicht beſſer ward, um acht Uhr zu Bette
zu gehen.
Am Donnerſtage war ſie des Morgens ſehr
fruͤhe auf, und nahm ihre Zuflucht zu der heiligen
Schrift, ihr Gemuͤth zu beſaͤnftigen, wie ſie zur
Fr. Lovick ſagte. So ſchwach ſie auch war, ſo
wollte ſie doch um eilfe ſich zu der Kapelle von
Lincolns-Jnn tragen laſſen. Sie befand ſich ein
wenig beſſer, als ſie wieder zu Hauſe gebracht
wurde,
(*) Siehe den folgenden CIX. Brief.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/730>, abgerufen am 23.11.2024.
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