Jch habe daher zwo Bitten an Sie zu thun. Der ersten will ich itzo gedenken: der andern aber nur, wofern diese gewähret seyn wird; sonst nicht.
Es ist für mich nöthig, eine solche Nachricht hinter mir zu lassen, die bey verschiedenen meiner Freunde, welche sich itzo nicht um mich beküm- mern wollen, meine Aufführung rechtfertigen mö- ge. Die Fräulein Howe und ihre Fr. Mutter verlangen es auch mit vieler Sorgfalt von mir.
Jch besorge, daß ich nicht Zeit haben werde dieselbe aufzusetzen; und Sie werden sich nicht wundern, daß ich immer weniger Neigung bey mir spühre, ein so beschwerliches Werk zu über- nehmen: sonderlich, da ich mich nicht im Stan- de finde, mit Gelassenheit auf das, was ich gelit- ten habe, zurück zu sehen; und dadurch zu sehr in Unordnung gerathen werde, in einer Arbeit von noch größerer Wichtigkeit, die ich vor mir habe, mit der gehörigen Gemüthsverfassung fortzuschreiten.
Es ist augenscheinlich für mich, daß Jhr gott- loser Freund Jhnen von Zeit zu Zeit eine um- ständliche Nachricht von allem seinen Bezeigen gegen mich, und allen seinen Ränken wider mich, gegeben habe: und Sie haben mich mehr als einmal versichert, daß er so wohl im Schrei- ben als Reden meiner Gemüthsart alle Gerech- tigkeit habe widerfahren lassen.
Kann ich nun von Jhnen, mein Herr, eine aufrichtige und glaubwürdige Probe von seinen
Briefen
Jch habe daher zwo Bitten an Sie zu thun. Der erſten will ich itzo gedenken: der andern aber nur, wofern dieſe gewaͤhret ſeyn wird; ſonſt nicht.
Es iſt fuͤr mich noͤthig, eine ſolche Nachricht hinter mir zu laſſen, die bey verſchiedenen meiner Freunde, welche ſich itzo nicht um mich bekuͤm- mern wollen, meine Auffuͤhrung rechtfertigen moͤ- ge. Die Fraͤulein Howe und ihre Fr. Mutter verlangen es auch mit vieler Sorgfalt von mir.
Jch beſorge, daß ich nicht Zeit haben werde dieſelbe aufzuſetzen; und Sie werden ſich nicht wundern, daß ich immer weniger Neigung bey mir ſpuͤhre, ein ſo beſchwerliches Werk zu uͤber- nehmen: ſonderlich, da ich mich nicht im Stan- de finde, mit Gelaſſenheit auf das, was ich gelit- ten habe, zuruͤck zu ſehen; und dadurch zu ſehr in Unordnung gerathen werde, in einer Arbeit von noch groͤßerer Wichtigkeit, die ich vor mir habe, mit der gehoͤrigen Gemuͤthsverfaſſung fortzuſchreiten.
Es iſt augenſcheinlich fuͤr mich, daß Jhr gott- loſer Freund Jhnen von Zeit zu Zeit eine um- ſtaͤndliche Nachricht von allem ſeinen Bezeigen gegen mich, und allen ſeinen Raͤnken wider mich, gegeben habe: und Sie haben mich mehr als einmal verſichert, daß er ſo wohl im Schrei- ben als Reden meiner Gemuͤthsart alle Gerech- tigkeit habe widerfahren laſſen.
Kann ich nun von Jhnen, mein Herr, eine aufrichtige und glaubwuͤrdige Probe von ſeinen
Briefen
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Jch habe daher zwo Bitten an Sie zu thun.
Der erſten will ich itzo gedenken: der andern
aber nur, wofern dieſe gewaͤhret ſeyn wird; ſonſt
nicht.
Es iſt fuͤr mich noͤthig, eine ſolche Nachricht
hinter mir zu laſſen, die bey verſchiedenen meiner
Freunde, welche ſich itzo nicht um mich bekuͤm-
mern wollen, meine Auffuͤhrung rechtfertigen moͤ-
ge. Die Fraͤulein Howe und ihre Fr. Mutter
verlangen es auch mit vieler Sorgfalt von mir.
Jch beſorge, daß ich nicht Zeit haben werde
dieſelbe aufzuſetzen; und Sie werden ſich nicht
wundern, daß ich immer weniger Neigung bey
mir ſpuͤhre, ein ſo beſchwerliches Werk zu uͤber-
nehmen: ſonderlich, da ich mich nicht im Stan-
de finde, mit Gelaſſenheit auf das, was ich gelit-
ten habe, zuruͤck zu ſehen; und dadurch zu ſehr
in Unordnung gerathen werde, in einer Arbeit
von noch groͤßerer Wichtigkeit, die ich vor
mir habe, mit der gehoͤrigen Gemuͤthsverfaſſung
fortzuſchreiten.
Es iſt augenſcheinlich fuͤr mich, daß Jhr gott-
loſer Freund Jhnen von Zeit zu Zeit eine um-
ſtaͤndliche Nachricht von allem ſeinen Bezeigen
gegen mich, und allen ſeinen Raͤnken wider
mich, gegeben habe: und Sie haben mich mehr
als einmal verſichert, daß er ſo wohl im Schrei-
ben als Reden meiner Gemuͤthsart alle Gerech-
tigkeit habe widerfahren laſſen.
Kann ich nun von Jhnen, mein Herr, eine
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/680>, abgerufen am 22.11.2024.
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