lenken, bey dem er mehr vermag, als irgend sonst jemand.
Bey dem allen aber weiß ich nicht, ob es nicht weit besser wäre, daß meine Geschichte, und ich selbst dazu, so bald, als möglich, vergessen würde. Hieran werde ich desto weniger zweifeln, wo der gute Name meiner Eltern; Sie werden mir verzeihen, wertheste Freundinn; nicht vor der ungebührlichen Bitterkeit, die wegen Jhres freundschaftlichen Eifers für mich bisweilen mit Jhrer Dinte vermischt gewesen ist, in Sicherheit seyn kann. Eine Sache, welche billig wohl in Erwägung gezogen werden sollte, und, ich beste- he darauf, in Erwägung gezogen werden muß: wofern etwas geschiehet, das Jhre Fr. Mutter und Sie verlangen.
Mein Vater ist so gut gewesen, den schweren Fluch, welchen er auf mich gelegt hatte, von mir zu nehmen. Nun muß ich mich um einen letz- ten Segen bewerben: und das ist alles, was ich mich unterstehen werde zu verlangen. Der Brief meiner Schwester, wodurch mir die erlangte Ge- wogenheit angezeiget wird, ist hart. Allein da sie in jedermanns Namen an mich schreibet: so konnte ich es nicht anders erwarten.
Wo Sie morgen abreisen: so kann dieser Brief Jhnen nicht eher zu Händen kommen, als bis Sie bey Jhrer Tante Harmann angelanget sind. Jch werde ihn also dahin richten: wie Hr. Hickmann mir Anweisung gegeben hat.
Jch
lenken, bey dem er mehr vermag, als irgend ſonſt jemand.
Bey dem allen aber weiß ich nicht, ob es nicht weit beſſer waͤre, daß meine Geſchichte, und ich ſelbſt dazu, ſo bald, als moͤglich, vergeſſen wuͤrde. Hieran werde ich deſto weniger zweifeln, wo der gute Name meiner Eltern; Sie werden mir verzeihen, wertheſte Freundinn; nicht vor der ungebuͤhrlichen Bitterkeit, die wegen Jhres freundſchaftlichen Eifers fuͤr mich bisweilen mit Jhrer Dinte vermiſcht geweſen iſt, in Sicherheit ſeyn kann. Eine Sache, welche billig wohl in Erwaͤgung gezogen werden ſollte, und, ich beſte- he darauf, in Erwaͤgung gezogen werden muß: wofern etwas geſchiehet, das Jhre Fr. Mutter und Sie verlangen.
Mein Vater iſt ſo gut geweſen, den ſchweren Fluch, welchen er auf mich gelegt hatte, von mir zu nehmen. Nun muß ich mich um einen letz- ten Segen bewerben: und das iſt alles, was ich mich unterſtehen werde zu verlangen. Der Brief meiner Schweſter, wodurch mir die erlangte Ge- wogenheit angezeiget wird, iſt hart. Allein da ſie in jedermanns Namen an mich ſchreibet: ſo konnte ich es nicht anders erwarten.
Wo Sie morgen abreiſen: ſo kann dieſer Brief Jhnen nicht eher zu Haͤnden kommen, als bis Sie bey Jhrer Tante Harmann angelanget ſind. Jch werde ihn alſo dahin richten: wie Hr. Hickmann mir Anweiſung gegeben hat.
Jch
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lenken, bey dem er mehr vermag, als irgend ſonſt
jemand.
Bey dem allen aber weiß ich nicht, ob es
nicht weit beſſer waͤre, daß meine Geſchichte, und
ich ſelbſt dazu, ſo bald, als moͤglich, vergeſſen
wuͤrde. Hieran werde ich deſto weniger zweifeln,
wo der gute Name meiner Eltern; Sie werden
mir verzeihen, wertheſte Freundinn; nicht vor
der ungebuͤhrlichen Bitterkeit, die wegen Jhres
freundſchaftlichen Eifers fuͤr mich bisweilen mit
Jhrer Dinte vermiſcht geweſen iſt, in Sicherheit
ſeyn kann. Eine Sache, welche billig wohl in
Erwaͤgung gezogen werden ſollte, und, ich beſte-
he darauf, in Erwaͤgung gezogen werden muß:
wofern etwas geſchiehet, das Jhre Fr. Mutter
und Sie verlangen.
Mein Vater iſt ſo gut geweſen, den ſchweren
Fluch, welchen er auf mich gelegt hatte, von mir
zu nehmen. Nun muß ich mich um einen letz-
ten Segen bewerben: und das iſt alles, was ich
mich unterſtehen werde zu verlangen. Der Brief
meiner Schweſter, wodurch mir die erlangte Ge-
wogenheit angezeiget wird, iſt hart. Allein da
ſie in jedermanns Namen an mich ſchreibet:
ſo konnte ich es nicht anders erwarten.
Wo Sie morgen abreiſen: ſo kann dieſer
Brief Jhnen nicht eher zu Haͤnden kommen, als
bis Sie bey Jhrer Tante Harmann angelanget
ſind. Jch werde ihn alſo dahin richten: wie
Hr. Hickmann mir Anweiſung gegeben hat.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/654>, abgerufen am 22.11.2024.
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