schwerer machen wird; wie einer der engli- schen Dichter von einer andern Person saget.
Du, Lovelace, hättest alle diese erhabene Vorzüge sehen mögen, so wie du nach und nach in deinen Anschlägen fortgegangen bist. Jn ei- nem jeden Worte, in einem jeden Ausspruche, in einer jeden Handlung lassen sie sich augen- scheinlich blicken. - - Aber deine verfluchten Erfindungen, und dein ränksüchtiger Geist haben dich hingerissen. Es schickt sich recht gut, daß eben dasjenige, womit du dich gottloser Weise zu rühmen, worauf du deine Gaben so ausnehmend übel anzuwenden pflegtest, deine Strafe und dein Fluch werden sollte.
Herr Goddard nahm seinen Abschled. Jch war im Begriff, eben das zu thun: als die Magd herauf kam, und ihr vermeldete, daß ein Caval- lier unten wäre, der sich sehr ernstlich nach ihrem Befinden erkundigte, und sie selbst zu sehen ver- langte; sein Name wäre Hickmann.
Sie ward hierüber ganz fröhlich und befahl der Magd, den Cavallier zu ersuchen, daß er hinaufkäme.
Jch würde weggegangen seyn. Aber sie dachte vermuthlich, daß ich ihm alsdenn auf der Treppe begegnet seyn würde, und verbat es.
Sie eilte an die Treppe, um ihn oben an derselben zu empfangen; faßte ihn bey der Hand; fragte woh zehenmal, ohne auf eine Antwort zu warten, nach der Fräulein Howe Befinden, und bezeugte mit den lebhaftesten Ausdrücken ihre
Er-
ſchwerer machen wird; wie einer der engli- ſchen Dichter von einer andern Perſon ſaget.
Du, Lovelace, haͤtteſt alle dieſe erhabene Vorzuͤge ſehen moͤgen, ſo wie du nach und nach in deinen Anſchlaͤgen fortgegangen biſt. Jn ei- nem jeden Worte, in einem jeden Ausſpruche, in einer jeden Handlung laſſen ſie ſich augen- ſcheinlich blicken. ‒ ‒ Aber deine verfluchten Erfindungen, und dein raͤnkſuͤchtiger Geiſt haben dich hingeriſſen. Es ſchickt ſich recht gut, daß eben dasjenige, womit du dich gottloſer Weiſe zu ruͤhmen, worauf du deine Gaben ſo ausnehmend uͤbel anzuwenden pflegteſt, deine Strafe und dein Fluch werden ſollte.
Herr Goddard nahm ſeinen Abſchled. Jch war im Begriff, eben das zu thun: als die Magd herauf kam, und ihr vermeldete, daß ein Caval- lier unten waͤre, der ſich ſehr ernſtlich nach ihrem Befinden erkundigte, und ſie ſelbſt zu ſehen ver- langte; ſein Name waͤre Hickmann.
Sie ward hieruͤber ganz froͤhlich und befahl der Magd, den Cavallier zu erſuchen, daß er hinaufkaͤme.
Jch wuͤrde weggegangen ſeyn. Aber ſie dachte vermuthlich, daß ich ihm alsdenn auf der Treppe begegnet ſeyn wuͤrde, und verbat es.
Sie eilte an die Treppe, um ihn oben an derſelben zu empfangen; faßte ihn bey der Hand; fragte woh zehenmal, ohne auf eine Antwort zu warten, nach der Fraͤulein Howe Befinden, und bezeugte mit den lebhafteſten Ausdruͤcken ihre
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[526/0532]
ſchwerer machen wird; wie einer der engli-
ſchen Dichter von einer andern Perſon ſaget.
Du, Lovelace, haͤtteſt alle dieſe erhabene
Vorzuͤge ſehen moͤgen, ſo wie du nach und nach
in deinen Anſchlaͤgen fortgegangen biſt. Jn ei-
nem jeden Worte, in einem jeden Ausſpruche,
in einer jeden Handlung laſſen ſie ſich augen-
ſcheinlich blicken. ‒ ‒ Aber deine verfluchten
Erfindungen, und dein raͤnkſuͤchtiger Geiſt haben
dich hingeriſſen. Es ſchickt ſich recht gut, daß
eben dasjenige, womit du dich gottloſer Weiſe zu
ruͤhmen, worauf du deine Gaben ſo ausnehmend
uͤbel anzuwenden pflegteſt, deine Strafe und
dein Fluch werden ſollte.
Herr Goddard nahm ſeinen Abſchled. Jch
war im Begriff, eben das zu thun: als die Magd
herauf kam, und ihr vermeldete, daß ein Caval-
lier unten waͤre, der ſich ſehr ernſtlich nach ihrem
Befinden erkundigte, und ſie ſelbſt zu ſehen ver-
langte; ſein Name waͤre Hickmann.
Sie ward hieruͤber ganz froͤhlich und befahl
der Magd, den Cavallier zu erſuchen, daß er
hinaufkaͤme.
Jch wuͤrde weggegangen ſeyn. Aber ſie
dachte vermuthlich, daß ich ihm alsdenn auf
der Treppe begegnet ſeyn wuͤrde, und verbat es.
Sie eilte an die Treppe, um ihn oben an
derſelben zu empfangen; faßte ihn bey der Hand;
fragte woh zehenmal, ohne auf eine Antwort zu
warten, nach der Fraͤulein Howe Befinden, und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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