schuldig sey: nicht allein, weil es Jhre Meynung ist; sondern auch, weil einer von Herrn Lovela- tens Freunden, Herr Belford, mich so versichert; ein gutgesinnter und leutseliger Mensch, der des Urhebers von meinem Jammer; ich denke, mit unverstellter und nicht aus Nebenabsichten ange- nommener Aufrichtigkeit; nicht schonet.
Ja ich glaube so gar, wenn es Jhnen gefällt, aus aufrichtiger Höflichkeit gegen Jhre und Herrn Hickmanns Meynung, daß er mich im Ernst heyrathen würde, wenn ich ihn haben wollte: nachdem er durch das viele Zureden seiner Freun- de gewonnen ist, und sich seiner unverdienten Schandthaten gegen mich schämet.
"(*) Aber, was ist denn nun der Ausschlag "von allem? - - Es ist dieses: - - Daß ich "bey dem bleiben muß, was ich schon erkläret ha- "be - - Und das ist - - Zürnen Sie nicht über "mich, meine beste Freundinn - - daß ich mehr "Vergnügen finde, an den Tod, als an einen sol- "chen Ehegatten zu gedenken. Kurz, wie ich mich "in meinem letzten Schreiben erklärt habe, ich kann "mich nicht entschließen - - Vergeben Sie mir,
wenn
(*) Diese Stellen von dem gegenwärtigen Briefe welche so " bezeichnet sind, wurden nachher von der Fräulein Howe, in einem Briefe an die Fräu- lein von Herrn Lovelacens Familie, abgeschrieben und sind hier deswegen so unterschieden, dami man nicht nöthig haben möchte, sie zu wiederhy len, wenn der Brief vorkommt.
ſchuldig ſey: nicht allein, weil es Jhre Meynung iſt; ſondern auch, weil einer von Herrn Lovela- tens Freunden, Herr Belford, mich ſo verſichert; ein gutgeſinnter und leutſeliger Menſch, der des Urhebers von meinem Jammer; ich denke, mit unverſtellter und nicht aus Nebenabſichten ange- nommener Aufrichtigkeit; nicht ſchonet.
Ja ich glaube ſo gar, wenn es Jhnen gefaͤllt, aus aufrichtiger Hoͤflichkeit gegen Jhre und Herrn Hickmanns Meynung, daß er mich im Ernſt heyrathen wuͤrde, wenn ich ihn haben wollte: nachdem er durch das viele Zureden ſeiner Freun- de gewonnen iſt, und ſich ſeiner unverdienten Schandthaten gegen mich ſchaͤmet.
„(*) Aber, was iſt denn nun der Ausſchlag „von allem? ‒ ‒ Es iſt dieſes: ‒ ‒ Daß ich „bey dem bleiben muß, was ich ſchon erklaͤret ha- „be ‒ ‒ Und das iſt ‒ ‒ Zuͤrnen Sie nicht uͤber „mich, meine beſte Freundinn ‒ ‒ daß ich mehr „Vergnuͤgen finde, an den Tod, als an einen ſol- „chen Ehegatten zu gedenken. Kurz, wie ich mich „in meinem letzten Schreiben erklaͤrt habe, ich kann „mich nicht entſchließen ‒ ‒ Vergeben Sie mir,
wenn
(*) Dieſe Stellen von dem gegenwaͤrtigen Briefe welche ſo “ bezeichnet ſind, wurden nachher von der Fraͤulein Howe, in einem Briefe an die Fraͤu- lein von Herrn Lovelacens Familie, abgeſchrieben und ſind hier deswegen ſo unterſchieden, dami man nicht noͤthig haben moͤchte, ſie zu wiederhy len, wenn der Brief vorkommt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0488"n="482"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſchuldig ſey: nicht allein, weil es Jhre Meynung<lb/>
iſt; ſondern auch, weil einer von Herrn Lovela-<lb/>
tens Freunden, Herr Belford, mich ſo verſichert;<lb/>
ein gutgeſinnter und leutſeliger Menſch, der des<lb/>
Urhebers von meinem Jammer; ich <hirendition="#fr">denke,</hi> mit<lb/>
unverſtellter und nicht aus Nebenabſichten ange-<lb/>
nommener Aufrichtigkeit; nicht ſchonet.</p><lb/><p>Ja ich glaube ſo gar, wenn es Jhnen gefaͤllt,<lb/>
aus aufrichtiger Hoͤflichkeit gegen Jhre und Herrn<lb/>
Hickmanns Meynung, daß er <hirendition="#fr">mich</hi> im Ernſt<lb/>
heyrathen wuͤrde, wenn ich <hirendition="#fr">ihn</hi> haben wollte:<lb/>
nachdem er durch das viele Zureden ſeiner Freun-<lb/>
de gewonnen iſt, und ſich ſeiner unverdienten<lb/>
Schandthaten gegen mich ſchaͤmet.</p><lb/><p>„<noteplace="foot"n="(*)">Dieſe Stellen von dem gegenwaͤrtigen Briefe<lb/>
welche ſo “ bezeichnet ſind, wurden nachher von<lb/>
der Fraͤulein Howe, in einem Briefe an die Fraͤu-<lb/>
lein von Herrn Lovelacens Familie, abgeſchrieben<lb/>
und ſind hier deswegen ſo unterſchieden, dami<lb/>
man nicht noͤthig haben moͤchte, ſie zu wiederhy<lb/>
len, wenn der Brief vorkommt.</note> Aber, was iſt denn nun der Ausſchlag<lb/>„von allem? ‒‒ Es iſt dieſes: ‒‒ Daß ich<lb/>„bey dem bleiben muß, was ich ſchon erklaͤret ha-<lb/>„be ‒‒ Und das iſt ‒‒ Zuͤrnen Sie nicht uͤber<lb/>„mich, meine beſte Freundinn ‒‒ daß ich mehr<lb/>„Vergnuͤgen finde, an den Tod, als an einen ſol-<lb/>„chen Ehegatten zu gedenken. Kurz, wie ich mich<lb/>„in meinem letzten Schreiben erklaͤrt habe, ich kann<lb/>„mich nicht entſchließen ‒‒ Vergeben Sie mir,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wenn</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[482/0488]
ſchuldig ſey: nicht allein, weil es Jhre Meynung
iſt; ſondern auch, weil einer von Herrn Lovela-
tens Freunden, Herr Belford, mich ſo verſichert;
ein gutgeſinnter und leutſeliger Menſch, der des
Urhebers von meinem Jammer; ich denke, mit
unverſtellter und nicht aus Nebenabſichten ange-
nommener Aufrichtigkeit; nicht ſchonet.
Ja ich glaube ſo gar, wenn es Jhnen gefaͤllt,
aus aufrichtiger Hoͤflichkeit gegen Jhre und Herrn
Hickmanns Meynung, daß er mich im Ernſt
heyrathen wuͤrde, wenn ich ihn haben wollte:
nachdem er durch das viele Zureden ſeiner Freun-
de gewonnen iſt, und ſich ſeiner unverdienten
Schandthaten gegen mich ſchaͤmet.
„ (*) Aber, was iſt denn nun der Ausſchlag
„von allem? ‒ ‒ Es iſt dieſes: ‒ ‒ Daß ich
„bey dem bleiben muß, was ich ſchon erklaͤret ha-
„be ‒ ‒ Und das iſt ‒ ‒ Zuͤrnen Sie nicht uͤber
„mich, meine beſte Freundinn ‒ ‒ daß ich mehr
„Vergnuͤgen finde, an den Tod, als an einen ſol-
„chen Ehegatten zu gedenken. Kurz, wie ich mich
„in meinem letzten Schreiben erklaͤrt habe, ich kann
„mich nicht entſchließen ‒ ‒ Vergeben Sie mir,
wenn
(*) Dieſe Stellen von dem gegenwaͤrtigen Briefe
welche ſo “ bezeichnet ſind, wurden nachher von
der Fraͤulein Howe, in einem Briefe an die Fraͤu-
lein von Herrn Lovelacens Familie, abgeſchrieben
und ſind hier deswegen ſo unterſchieden, dami
man nicht noͤthig haben moͤchte, ſie zu wiederhy
len, wenn der Brief vorkommt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/488>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.