rer edlen und würdigen Verwandten gemäß zu bezeigen, eben darauf bestünde.
Unterdessen können sie ihn wissen lassen, sprach sie, daß ich ihn aus Herzens Grunde zu- rückweise - - aber daß ich doch eben dieß, ob gleich mit einer so festen Entschließung, die kei- nen Zweifel übrig lassen wird, ohne Leidenschaft sage. Vielmehr bemühe ich mich, das melden sie ihm, mein Gemüth in eine solche Verfassung zu setzen, daß ich im Stande seyn möge, Mit- leiden mit ihm zu haben. Der elende meiney- dige Mensch! Was hat er nicht zu verantwor- ten! Ja, sagen sie ihm, ich werde mich selbst für ungeschickt zu dem Stande halten, wornach ich trachte: wo ich ihm, nach einem kurzen und ge- ringen Streit mit mir selbst, nicht so gar verge- ben kann. Jch hoffe, fuhr sie fort mit zusam- mengeschlagenen Händen, die sie, wie ihre Au- gen, aufhub, ich hoffe, mein lieber irdischer Va- ter wird mir das Beyspiel geben, was mein himmlischer Vater uns allen schon gegeben hat, und, indem er seiner gefallenen Tochter vergiebt, sie lehren, dem Menschen zu vergeben, der als- denn, ich hoffe es, meine ewige Glückseligkeit, auf die ich warte, nicht zernichtet haben wird, wie er mein zeitliches Glück zerstöret hat.
Halte hier inne, du Bösewicht! - - Je- doch ich darf es dir nicht befehlen - - Denn ich kann nicht weiter schreiben!
Der
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rer edlen und wuͤrdigen Verwandten gemaͤß zu bezeigen, eben darauf beſtuͤnde.
Unterdeſſen koͤnnen ſie ihn wiſſen laſſen, ſprach ſie, daß ich ihn aus Herzens Grunde zu- ruͤckweiſe ‒ ‒ aber daß ich doch eben dieß, ob gleich mit einer ſo feſten Entſchließung, die kei- nen Zweifel uͤbrig laſſen wird, ohne Leidenſchaft ſage. Vielmehr bemuͤhe ich mich, das melden ſie ihm, mein Gemuͤth in eine ſolche Verfaſſung zu ſetzen, daß ich im Stande ſeyn moͤge, Mit- leiden mit ihm zu haben. Der elende meiney- dige Menſch! Was hat er nicht zu verantwor- ten! Ja, ſagen ſie ihm, ich werde mich ſelbſt fuͤr ungeſchickt zu dem Stande halten, wornach ich trachte: wo ich ihm, nach einem kurzen und ge- ringen Streit mit mir ſelbſt, nicht ſo gar verge- ben kann. Jch hoffe, fuhr ſie fort mit zuſam- mengeſchlagenen Haͤnden, die ſie, wie ihre Au- gen, aufhub, ich hoffe, mein lieber irdiſcher Va- ter wird mir das Beyſpiel geben, was mein himmliſcher Vater uns allen ſchon gegeben hat, und, indem er ſeiner gefallenen Tochter vergiebt, ſie lehren, dem Menſchen zu vergeben, der als- denn, ich hoffe es, meine ewige Gluͤckſeligkeit, auf die ich warte, nicht zernichtet haben wird, wie er mein zeitliches Gluͤck zerſtoͤret hat.
Halte hier inne, du Boͤſewicht! ‒ ‒ Je- doch ich darf es dir nicht befehlen ‒ ‒ Denn ich kann nicht weiter ſchreiben!
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rer edlen und wuͤrdigen Verwandten gemaͤß zu
bezeigen, eben darauf beſtuͤnde.
Unterdeſſen koͤnnen ſie ihn wiſſen laſſen,
ſprach ſie, daß ich ihn aus Herzens Grunde zu-
ruͤckweiſe ‒ ‒ aber daß ich doch eben dieß, ob
gleich mit einer ſo feſten Entſchließung, die kei-
nen Zweifel uͤbrig laſſen wird, ohne Leidenſchaft
ſage. Vielmehr bemuͤhe ich mich, das melden
ſie ihm, mein Gemuͤth in eine ſolche Verfaſſung
zu ſetzen, daß ich im Stande ſeyn moͤge, Mit-
leiden mit ihm zu haben. Der elende meiney-
dige Menſch! Was hat er nicht zu verantwor-
ten! Ja, ſagen ſie ihm, ich werde mich ſelbſt fuͤr
ungeſchickt zu dem Stande halten, wornach ich
trachte: wo ich ihm, nach einem kurzen und ge-
ringen Streit mit mir ſelbſt, nicht ſo gar verge-
ben kann. Jch hoffe, fuhr ſie fort mit zuſam-
mengeſchlagenen Haͤnden, die ſie, wie ihre Au-
gen, aufhub, ich hoffe, mein lieber irdiſcher Va-
ter wird mir das Beyſpiel geben, was mein
himmliſcher Vater uns allen ſchon gegeben hat,
und, indem er ſeiner gefallenen Tochter vergiebt,
ſie lehren, dem Menſchen zu vergeben, der als-
denn, ich hoffe es, meine ewige Gluͤckſeligkeit,
auf die ich warte, nicht zernichtet haben wird, wie
er mein zeitliches Gluͤck zerſtoͤret hat.
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doch ich darf es dir nicht befehlen ‒ ‒
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/443>, abgerufen am 27.11.2024.
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