Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



widerfahren ist, bey ihr wieder gut machen möch-
ten; und gleichfalls der Fräulein Howe Ver-
mittelung bey ihrer Freundinn verlanget: so be-
sorget Fräulein Howe, nach dieser Stelle von
ihrem Briefe, daß sie allzuviel scherzen, und daß
ihr Erbieten, ihr Gerechtigkeit zu thun, vielmehr
eine Höflichkeit gegen ihrer Freunde Bitten sey,
als von ihrer eignen Neigung herkomme. Da-
her verlangt sie ihre Gesinnung in diesem Stücke
zu wissen: ehe sie sich weiter ins Mittel schlägt.

Denken sie, Herr Hickmann, daß, wenn ich
im Stande bin, meine eigne Verwandten zu be-
trügen, ich so viele Verbindlichkeit gegen die
Fräulein Howe habe, die sich allezeit große Frey-
heit gegen mich herausgenommen, daß ich ihr
gestehen sollte, was ich jenen nicht gestehe?

Jch bitte um Verzeihung, mein Herr - -
Allein Fräulein Howe denket, daß, da sie ihr ge-
schrieben haben, sie durch mich eine Erklärung
dessen, was sie geschrieben, verlangen möge.

Sie sehen etwas von mir, Herr Hickmann - -
Denken sie, daß es mein Ernst, oder mein
Scherz sey?

Jch sehe, mein Herr, sie sind ein aufgeweck-
ter Cavallier, von feinem Verstande, und alles,
was - - Alles, was ich in der Fräulein Howe
Namen bitte, ist, zu wissen, ob sie wirklich und
bona fide zugleich mit ihren Freunden verlangen,
daß sie Theil nehmen soll, sie mit der Fräulein
Harlowe wieder auszusöhnen?

Es
C c 5



widerfahren iſt, bey ihr wieder gut machen moͤch-
ten; und gleichfalls der Fraͤulein Howe Ver-
mittelung bey ihrer Freundinn verlanget: ſo be-
ſorget Fraͤulein Howe, nach dieſer Stelle von
ihrem Briefe, daß ſie allzuviel ſcherzen, und daß
ihr Erbieten, ihr Gerechtigkeit zu thun, vielmehr
eine Hoͤflichkeit gegen ihrer Freunde Bitten ſey,
als von ihrer eignen Neigung herkomme. Da-
her verlangt ſie ihre Geſinnung in dieſem Stuͤcke
zu wiſſen: ehe ſie ſich weiter ins Mittel ſchlaͤgt.

Denken ſie, Herr Hickmann, daß, wenn ich
im Stande bin, meine eigne Verwandten zu be-
truͤgen, ich ſo viele Verbindlichkeit gegen die
Fraͤulein Howe habe, die ſich allezeit große Frey-
heit gegen mich herausgenommen, daß ich ihr
geſtehen ſollte, was ich jenen nicht geſtehe?

Jch bitte um Verzeihung, mein Herr ‒ ‒
Allein Fraͤulein Howe denket, daß, da ſie ihr ge-
ſchrieben haben, ſie durch mich eine Erklaͤrung
deſſen, was ſie geſchrieben, verlangen moͤge.

Sie ſehen etwas von mir, Herr Hickmann ‒ ‒
Denken ſie, daß es mein Ernſt, oder mein
Scherz ſey?

Jch ſehe, mein Herr, ſie ſind ein aufgeweck-
ter Cavallier, von feinem Verſtande, und alles,
was ‒ ‒ Alles, was ich in der Fraͤulein Howe
Namen bitte, iſt, zu wiſſen, ob ſie wirklich und
bona fide zugleich mit ihren Freunden verlangen,
daß ſie Theil nehmen ſoll, ſie mit der Fraͤulein
Harlowe wieder auszuſoͤhnen?

Es
C c 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0415" n="409"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
widerfahren i&#x017F;t, bey ihr wieder gut machen mo&#x0364;ch-<lb/>
ten; und gleichfalls der Fra&#x0364;ulein Howe Ver-<lb/>
mittelung bey ihrer Freundinn verlanget: &#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;orget Fra&#x0364;ulein Howe, nach die&#x017F;er Stelle von<lb/>
ihrem Briefe, daß &#x017F;ie allzuviel &#x017F;cherzen, und daß<lb/>
ihr Erbieten, ihr Gerechtigkeit zu thun, vielmehr<lb/>
eine Ho&#x0364;flichkeit gegen ihrer Freunde Bitten &#x017F;ey,<lb/>
als von ihrer eignen Neigung herkomme. Da-<lb/>
her verlangt &#x017F;ie ihre Ge&#x017F;innung in die&#x017F;em Stu&#x0364;cke<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en: ehe &#x017F;ie &#x017F;ich weiter ins Mittel &#x017F;chla&#x0364;gt.</p><lb/>
          <p>Denken &#x017F;ie, Herr Hickmann, daß, wenn ich<lb/>
im Stande bin, meine eigne Verwandten zu be-<lb/>
tru&#x0364;gen, ich &#x017F;o viele Verbindlichkeit gegen die<lb/>
Fra&#x0364;ulein Howe habe, die &#x017F;ich allezeit große Frey-<lb/>
heit gegen mich herausgenommen, daß ich <hi rendition="#fr">ihr</hi><lb/>
ge&#x017F;tehen &#x017F;ollte, was ich <hi rendition="#fr">jenen</hi> nicht ge&#x017F;tehe?</p><lb/>
          <p>Jch bitte um Verzeihung, mein Herr &#x2012; &#x2012;<lb/>
Allein Fra&#x0364;ulein Howe denket, daß, da &#x017F;ie ihr ge-<lb/>
&#x017F;chrieben haben, &#x017F;ie durch mich eine Erkla&#x0364;rung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ie ge&#x017F;chrieben, verlangen mo&#x0364;ge.</p><lb/>
          <p>Sie &#x017F;ehen etwas von mir, Herr Hickmann &#x2012; &#x2012;<lb/>
Denken <hi rendition="#fr">&#x017F;ie,</hi> daß es mein Ern&#x017F;t, oder mein<lb/>
Scherz &#x017F;ey?</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;ehe, mein Herr, &#x017F;ie &#x017F;ind ein aufgeweck-<lb/>
ter Cavallier, von feinem Ver&#x017F;tande, und alles,<lb/>
was &#x2012; &#x2012; Alles, was ich in der Fra&#x0364;ulein Howe<lb/>
Namen bitte, i&#x017F;t, zu wi&#x017F;&#x017F;en, ob &#x017F;ie wirklich und<lb/><hi rendition="#aq">bona fide</hi> zugleich mit ihren Freunden verlangen,<lb/>
daß &#x017F;ie Theil nehmen &#x017F;oll, &#x017F;ie mit der Fra&#x0364;ulein<lb/>
Harlowe wieder auszu&#x017F;o&#x0364;hnen?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C c 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0415] widerfahren iſt, bey ihr wieder gut machen moͤch- ten; und gleichfalls der Fraͤulein Howe Ver- mittelung bey ihrer Freundinn verlanget: ſo be- ſorget Fraͤulein Howe, nach dieſer Stelle von ihrem Briefe, daß ſie allzuviel ſcherzen, und daß ihr Erbieten, ihr Gerechtigkeit zu thun, vielmehr eine Hoͤflichkeit gegen ihrer Freunde Bitten ſey, als von ihrer eignen Neigung herkomme. Da- her verlangt ſie ihre Geſinnung in dieſem Stuͤcke zu wiſſen: ehe ſie ſich weiter ins Mittel ſchlaͤgt. Denken ſie, Herr Hickmann, daß, wenn ich im Stande bin, meine eigne Verwandten zu be- truͤgen, ich ſo viele Verbindlichkeit gegen die Fraͤulein Howe habe, die ſich allezeit große Frey- heit gegen mich herausgenommen, daß ich ihr geſtehen ſollte, was ich jenen nicht geſtehe? Jch bitte um Verzeihung, mein Herr ‒ ‒ Allein Fraͤulein Howe denket, daß, da ſie ihr ge- ſchrieben haben, ſie durch mich eine Erklaͤrung deſſen, was ſie geſchrieben, verlangen moͤge. Sie ſehen etwas von mir, Herr Hickmann ‒ ‒ Denken ſie, daß es mein Ernſt, oder mein Scherz ſey? Jch ſehe, mein Herr, ſie ſind ein aufgeweck- ter Cavallier, von feinem Verſtande, und alles, was ‒ ‒ Alles, was ich in der Fraͤulein Howe Namen bitte, iſt, zu wiſſen, ob ſie wirklich und bona fide zugleich mit ihren Freunden verlangen, daß ſie Theil nehmen ſoll, ſie mit der Fraͤulein Harlowe wieder auszuſoͤhnen? Es C c 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/415
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/415>, abgerufen am 16.06.2024.