zweifelung würde ganz ihr eigner und der ärgste Fehler seyn, dessen sie schuldig seyn können.
Es ist mir etwas unerträgliches, eine andere Hand statt ihrer zu sehen. Senden sie mir ein paar Zeilen, wenn es auch noch so wenig sind, liebste Freundinn, von ihrer eignen Hand, wo möglich - - denn die werden mein Herz wieder lebendig machen: insonderheit wo sie mir von ih- rer Besserung Nachricht geben können.
Jch erwarte ihre Antwort auf meinen Brief vom 13ten. Wir warten alle mit Ungedult dar- auf.
Seine Verwandten sind so ansehnliche und ehrliebende Personen - - Sie tragen ein so eifri- ges Verlangen, Sie unter ihre Angehörigen zu zählen - - Der elende Mensch ist so voller Reue; das sagt ein jeder von seiner Familie - - Jhre eigne Anverwandten sind so unver- söhnlich - - Jhr letztes Unglück ist zwar eine Folge von seiner vorigen Bosheit, aber doch we- der auf sein Angeben, noch mit seinem Wissen, zuwege gebracht, und wird von ihm so übel em- pfunden - - daß meine Mutter gänzlich der Meynung ist, Sie sollten ihn nehmen - - Sonderlich, wo Sie sich auf meine Wünsche, wie ich sie in meinem Briefe entdecket habe, und auf das Verlangen aller seiner Freunde, würden er- geben und gefällig bezeiget haben, wenn dieser schreckliche Verhaft nicht darzwischen gekommen wäre.
Jch
B b 2
zweifelung wuͤrde ganz ihr eigner und der aͤrgſte Fehler ſeyn, deſſen ſie ſchuldig ſeyn koͤnnen.
Es iſt mir etwas unertraͤgliches, eine andere Hand ſtatt ihrer zu ſehen. Senden ſie mir ein paar Zeilen, wenn es auch noch ſo wenig ſind, liebſte Freundinn, von ihrer eignen Hand, wo moͤglich ‒ ‒ denn die werden mein Herz wieder lebendig machen: inſonderheit wo ſie mir von ih- rer Beſſerung Nachricht geben koͤnnen.
Jch erwarte ihre Antwort auf meinen Brief vom 13ten. Wir warten alle mit Ungedult dar- auf.
Seine Verwandten ſind ſo anſehnliche und ehrliebende Perſonen ‒ ‒ Sie tragen ein ſo eifri- ges Verlangen, Sie unter ihre Angehoͤrigen zu zaͤhlen ‒ ‒ Der elende Menſch iſt ſo voller Reue; das ſagt ein jeder von ſeiner Familie ‒ ‒ Jhre eigne Anverwandten ſind ſo unver- ſoͤhnlich ‒ ‒ Jhr letztes Ungluͤck iſt zwar eine Folge von ſeiner vorigen Bosheit, aber doch we- der auf ſein Angeben, noch mit ſeinem Wiſſen, zuwege gebracht, und wird von ihm ſo uͤbel em- pfunden ‒ ‒ daß meine Mutter gaͤnzlich der Meynung iſt, Sie ſollten ihn nehmen ‒ ‒ Sonderlich, wo Sie ſich auf meine Wuͤnſche, wie ich ſie in meinem Briefe entdecket habe, und auf das Verlangen aller ſeiner Freunde, wuͤrden er- geben und gefaͤllig bezeiget haben, wenn dieſer ſchreckliche Verhaft nicht darzwiſchen gekommen waͤre.
Jch
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zweifelung wuͤrde ganz ihr eigner und der aͤrgſte
Fehler ſeyn, deſſen ſie ſchuldig ſeyn koͤnnen.
Es iſt mir etwas unertraͤgliches, eine andere
Hand ſtatt ihrer zu ſehen. Senden ſie mir ein
paar Zeilen, wenn es auch noch ſo wenig ſind,
liebſte Freundinn, von ihrer eignen Hand, wo
moͤglich ‒ ‒ denn die werden mein Herz wieder
lebendig machen: inſonderheit wo ſie mir von ih-
rer Beſſerung Nachricht geben koͤnnen.
Jch erwarte ihre Antwort auf meinen Brief
vom 13ten. Wir warten alle mit Ungedult dar-
auf.
Seine Verwandten ſind ſo anſehnliche und
ehrliebende Perſonen ‒ ‒ Sie tragen ein ſo eifri-
ges Verlangen, Sie unter ihre Angehoͤrigen zu
zaͤhlen ‒ ‒ Der elende Menſch iſt ſo voller
Reue; das ſagt ein jeder von ſeiner Familie
‒ ‒ Jhre eigne Anverwandten ſind ſo unver-
ſoͤhnlich ‒ ‒ Jhr letztes Ungluͤck iſt zwar eine
Folge von ſeiner vorigen Bosheit, aber doch we-
der auf ſein Angeben, noch mit ſeinem Wiſſen,
zuwege gebracht, und wird von ihm ſo uͤbel em-
pfunden ‒ ‒ daß meine Mutter gaͤnzlich der
Meynung iſt, Sie ſollten ihn nehmen ‒ ‒
Sonderlich, wo Sie ſich auf meine Wuͤnſche, wie
ich ſie in meinem Briefe entdecket habe, und auf
das Verlangen aller ſeiner Freunde, wuͤrden er-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/393>, abgerufen am 22.11.2024.
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