Sie saß zur Seiten des zerbrochenen Ruhe- bettes, ausnehmend schwach und niedergeschlagen, und hatte nicht Lust, wie ich bemerkte, mit dem Manne zu reden. Es war auch kein Wunder. Denn ich habe niemals einen ärgerlichern Kerl, von einem leidlich artigen Stande, gesehen, nie- mals einen unwissendern schwatzen gehört - - Der ordentliche Arzt von diesem und andern der- gleichen Häufern, wie ich vermuthe! Mir fiel dabey Otways Apotheker in seinem Cajus Ma- rius ein:
Betrübt und mager sah er aus; Schon bis auf Mark und Bein hinaus War ihm die Dürftigkeit gegangen; Der Hunger saß auf beyden Wangen; Noth und Bedruck kam aus den Blicken Jn seinen Augen klar herbey; Verächtlichkeit und Betteley Hing hinter ihm auf seinem Rücken; Die Welt war nicht sein Freund, Und ihr Gesetz sein Feind.
Weil ich schwarz gehe: so glaube ich, sahe er mich, indem ich herein trat, für einen Doctor an, und schlich hinter mich, mit seinem Huthe auf beyden Daumen. Er sahe nicht anders aus, als wenn er nur erwartete, daß sich das Orakel aufthun und ihm Verhaltungsbesehle geben sollte.
Die Fräulein warf misvergnügte Blicke so wohl auf mich, als auf Rowland, der mir folgte,
und
Sie ſaß zur Seiten des zerbrochenen Ruhe- bettes, ausnehmend ſchwach und niedergeſchlagen, und hatte nicht Luſt, wie ich bemerkte, mit dem Manne zu reden. Es war auch kein Wunder. Denn ich habe niemals einen aͤrgerlichern Kerl, von einem leidlich artigen Stande, geſehen, nie- mals einen unwiſſendern ſchwatzen gehoͤrt ‒ ‒ Der ordentliche Arzt von dieſem und andern der- gleichen Haͤufern, wie ich vermuthe! Mir fiel dabey Otways Apotheker in ſeinem Cajus Ma- rius ein:
Betruͤbt und mager ſah er aus; Schon bis auf Mark und Bein hinaus War ihm die Duͤrftigkeit gegangen; Der Hunger ſaß auf beyden Wangen; Noth und Bedruck kam aus den Blicken Jn ſeinen Augen klar herbey; Veraͤchtlichkeit und Betteley Hing hinter ihm auf ſeinem Ruͤcken; Die Welt war nicht ſein Freund, Und ihr Geſetz ſein Feind.
Weil ich ſchwarz gehe: ſo glaube ich, ſahe er mich, indem ich herein trat, fuͤr einen Doctor an, und ſchlich hinter mich, mit ſeinem Huthe auf beyden Daumen. Er ſahe nicht anders aus, als wenn er nur erwartete, daß ſich das Orakel aufthun und ihm Verhaltungsbeſehle geben ſollte.
Die Fraͤulein warf misvergnuͤgte Blicke ſo wohl auf mich, als auf Rowland, der mir folgte,
und
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Sie ſaß zur Seiten des zerbrochenen Ruhe-
bettes, ausnehmend ſchwach und niedergeſchlagen,
und hatte nicht Luſt, wie ich bemerkte, mit dem
Manne zu reden. Es war auch kein Wunder.
Denn ich habe niemals einen aͤrgerlichern Kerl,
von einem leidlich artigen Stande, geſehen, nie-
mals einen unwiſſendern ſchwatzen gehoͤrt ‒ ‒
Der ordentliche Arzt von dieſem und andern der-
gleichen Haͤufern, wie ich vermuthe! Mir fiel
dabey Otways Apotheker in ſeinem Cajus Ma-
rius ein:
Betruͤbt und mager ſah er aus;
Schon bis auf Mark und Bein hinaus
War ihm die Duͤrftigkeit gegangen;
Der Hunger ſaß auf beyden Wangen;
Noth und Bedruck kam aus den Blicken
Jn ſeinen Augen klar herbey;
Veraͤchtlichkeit und Betteley
Hing hinter ihm auf ſeinem Ruͤcken;
Die Welt war nicht ſein Freund,
Und ihr Geſetz ſein Feind.
Weil ich ſchwarz gehe: ſo glaube ich, ſahe
er mich, indem ich herein trat, fuͤr einen Doctor
an, und ſchlich hinter mich, mit ſeinem Huthe
auf beyden Daumen. Er ſahe nicht anders aus,
als wenn er nur erwartete, daß ſich das Orakel
aufthun und ihm Verhaltungsbeſehle geben
ſollte.
Die Fraͤulein warf misvergnuͤgte Blicke ſo
wohl auf mich, als auf Rowland, der mir folgte,
und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/336>, abgerufen am 03.12.2024.
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