Wir sind hergekommen, ihnen zu ihrem Be- sten einige Vorschläge zu thun: ob sie uns gleich noch vor so kurzem erst schimpflich beleidigt ha- ben. Wir haben Frau Sinclair nicht wollen in Person kommen lassen: weil wir ihnen eine Ge- fälligkeit zu thun gedacht.
Das ist in der That eine Gefälligkeit.
Kommen sie, geben sie mir ihre Hand, Fräu- lein Harlowe. Sie haben mir Verbindlich- keit: das kann ich ihnen sagen. Lassen sie uns zur Jungfer Horton hinuntergehen.
Halten sie mich entschuldigt: ich will nicht einen Fuß aus dieser Kammer setzen.
Wollten sie haben, daß ich und Jungfer Hor- ton in dieser garstigen Bettkammer speisen sollten?
Es ist keine Bettkammer für mich. Jch bin nicht zu Bette gewesen, und werde auch nicht zu Bette gehen, so lange ich hier bin.
Und doch geben sie nichts darum, wie ich se- he, das Haus zu verlassen - - So wollen sie nicht hinunter gehen, Fräulein Harlowe?
Jch will nicht: es wäre denn, daß man mich mit Gewalt zwänge.
Gut, gut, lassen sie es bleiben. Jch werde von Jungfer Horton nicht verlangen, daß sie in dieser Kammer speise, ich versichere sie. Jch will eine Schüssel herabschicken.
So
Sie wartete anf eine Antwort: aber bekam keine.
Wir ſind hergekommen, ihnen zu ihrem Be- ſten einige Vorſchlaͤge zu thun: ob ſie uns gleich noch vor ſo kurzem erſt ſchimpflich beleidigt ha- ben. Wir haben Frau Sinclair nicht wollen in Perſon kommen laſſen: weil wir ihnen eine Ge- faͤlligkeit zu thun gedacht.
Das iſt in der That eine Gefaͤlligkeit.
Kommen ſie, geben ſie mir ihre Hand, Fraͤu- lein Harlowe. Sie haben mir Verbindlich- keit: das kann ich ihnen ſagen. Laſſen ſie uns zur Jungfer Horton hinuntergehen.
Halten ſie mich entſchuldigt: ich will nicht einen Fuß aus dieſer Kammer ſetzen.
Wollten ſie haben, daß ich und Jungfer Hor- ton in dieſer garſtigen Bettkammer ſpeiſen ſollten?
Es iſt keine Bettkammer fuͤr mich. Jch bin nicht zu Bette geweſen, und werde auch nicht zu Bette gehen, ſo lange ich hier bin.
Und doch geben ſie nichts darum, wie ich ſe- he, das Haus zu verlaſſen ‒ ‒ So wollen ſie nicht hinunter gehen, Fraͤulein Harlowe?
Jch will nicht: es waͤre denn, daß man mich mit Gewalt zwaͤnge.
Gut, gut, laſſen ſie es bleiben. Jch werde von Jungfer Horton nicht verlangen, daß ſie in dieſer Kammer ſpeiſe, ich verſichere ſie. Jch will eine Schuͤſſel herabſchicken.
So
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Sie wartete anf eine Antwort: aber bekam
keine.
Wir ſind hergekommen, ihnen zu ihrem Be-
ſten einige Vorſchlaͤge zu thun: ob ſie uns gleich
noch vor ſo kurzem erſt ſchimpflich beleidigt ha-
ben. Wir haben Frau Sinclair nicht wollen in
Perſon kommen laſſen: weil wir ihnen eine Ge-
faͤlligkeit zu thun gedacht.
Das iſt in der That eine Gefaͤlligkeit.
Kommen ſie, geben ſie mir ihre Hand, Fraͤu-
lein Harlowe. Sie haben mir Verbindlich-
keit: das kann ich ihnen ſagen. Laſſen ſie uns
zur Jungfer Horton hinuntergehen.
Halten ſie mich entſchuldigt: ich will nicht
einen Fuß aus dieſer Kammer ſetzen.
Wollten ſie haben, daß ich und Jungfer Hor-
ton in dieſer garſtigen Bettkammer ſpeiſen
ſollten?
Es iſt keine Bettkammer fuͤr mich. Jch
bin nicht zu Bette geweſen, und werde auch nicht
zu Bette gehen, ſo lange ich hier bin.
Und doch geben ſie nichts darum, wie ich ſe-
he, das Haus zu verlaſſen ‒ ‒ So wollen ſie nicht
hinunter gehen, Fraͤulein Harlowe?
Jch will nicht: es waͤre denn, daß man mich
mit Gewalt zwaͤnge.
Gut, gut, laſſen ſie es bleiben. Jch werde
von Jungfer Horton nicht verlangen, daß ſie in
dieſer Kammer ſpeiſe, ich verſichere ſie. Jch will
eine Schuͤſſel herabſchicken.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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