Sie schlug ihre Augen auf zum Himmel, schwieg stille - - ging in die entferntste Ecke des Zimmers, setzte sich nieder und zog ihr Schnupf- tuch über das Gesicht.
Sarah that ihr verschiedne Fragen. Da sie ihr aber nicht antwortete: sagte sie zu ihr, sie wollte ihr alsobald wieder aufwarten, wenn sie ihre Sprache bekommen hätte.
Sie trug den Leuten auf, sie zu nöthigen, daß sie äße und tränke. Sie muß immer fasten: nichts als ihr Gebet und ihre Thränen, armes Ding! waren die Worte des unbarmherzigen Teufels, wie sie mir gestanden hat - - Meynst du, daß ich nicht auf sie fluchte?
Sie ging weg, und nach ihrer Mittagsmahl- zeit kam sie wieder dahin.
Die unglückliche Fräulein schien dann, nach der Erzählung dieses Teufels von ihr, entweder durch den Kummer mürbe und sanftmüthig ge- macht zu seyn, oder einen Entschluß gefaßt zu haben, daß sie sich durch die Beschimpfungen von diesem verfluchten Weibsbilde nicht reizen lassen vollte.
Sarah erkundigte sich in ihrer Gegenwart, ob sie etwas gegessen oder getrunken hätte. Da die Frau ihr Nachricht gab, sie hätte es bey ihr nicht dahin bringen können, daß sie einen Bissen gekostet oder einen Tropfen getrunken hätte: sagte sie: Dieß ist arg, Fräulein Harlowe! Sehr
arg!
der durch ein Federmeſſer erſchrecken zu laſſen.
Sie ſchlug ihre Augen auf zum Himmel, ſchwieg ſtille ‒ ‒ ging in die entferntſte Ecke des Zimmers, ſetzte ſich nieder und zog ihr Schnupf- tuch uͤber das Geſicht.
Sarah that ihr verſchiedne Fragen. Da ſie ihr aber nicht antwortete: ſagte ſie zu ihr, ſie wollte ihr alſobald wieder aufwarten, wenn ſie ihre Sprache bekommen haͤtte.
Sie trug den Leuten auf, ſie zu noͤthigen, daß ſie aͤße und traͤnke. Sie muß immer faſten: nichts als ihr Gebet und ihre Thraͤnen, armes Ding! waren die Worte des unbarmherzigen Teufels, wie ſie mir geſtanden hat ‒ ‒ Meynſt du, daß ich nicht auf ſie fluchte?
Sie ging weg, und nach ihrer Mittagsmahl- zeit kam ſie wieder dahin.
Die ungluͤckliche Fraͤulein ſchien dann, nach der Erzaͤhlung dieſes Teufels von ihr, entweder durch den Kummer muͤrbe und ſanftmuͤthig ge- macht zu ſeyn, oder einen Entſchluß gefaßt zu haben, daß ſie ſich durch die Beſchimpfungen von dieſem verfluchten Weibsbilde nicht reizen laſſen vollte.
Sarah erkundigte ſich in ihrer Gegenwart, ob ſie etwas gegeſſen oder getrunken haͤtte. Da die Frau ihr Nachricht gab, ſie haͤtte es bey ihr nicht dahin bringen koͤnnen, daß ſie einen Biſſen gekoſtet oder einen Tropfen getrunken haͤtte: ſagte ſie: Dieß iſt arg, Fraͤulein Harlowe! Sehr
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der durch ein Federmeſſer erſchrecken zu
laſſen.
Sie ſchlug ihre Augen auf zum Himmel,
ſchwieg ſtille ‒ ‒ ging in die entferntſte Ecke des
Zimmers, ſetzte ſich nieder und zog ihr Schnupf-
tuch uͤber das Geſicht.
Sarah that ihr verſchiedne Fragen. Da ſie
ihr aber nicht antwortete: ſagte ſie zu ihr, ſie
wollte ihr alſobald wieder aufwarten, wenn ſie
ihre Sprache bekommen haͤtte.
Sie trug den Leuten auf, ſie zu noͤthigen,
daß ſie aͤße und traͤnke. Sie muß immer faſten:
nichts als ihr Gebet und ihre Thraͤnen, armes
Ding! waren die Worte des unbarmherzigen
Teufels, wie ſie mir geſtanden hat ‒ ‒ Meynſt
du, daß ich nicht auf ſie fluchte?
Sie ging weg, und nach ihrer Mittagsmahl-
zeit kam ſie wieder dahin.
Die ungluͤckliche Fraͤulein ſchien dann, nach
der Erzaͤhlung dieſes Teufels von ihr, entweder
durch den Kummer muͤrbe und ſanftmuͤthig ge-
macht zu ſeyn, oder einen Entſchluß gefaßt zu
haben, daß ſie ſich durch die Beſchimpfungen
von dieſem verfluchten Weibsbilde nicht reizen
laſſen vollte.
Sarah erkundigte ſich in ihrer Gegenwart,
ob ſie etwas gegeſſen oder getrunken haͤtte. Da
die Frau ihr Nachricht gab, ſie haͤtte es bey ihr
nicht dahin bringen koͤnnen, daß ſie einen Biſſen
gekoſtet oder einen Tropfen getrunken haͤtte: ſagte
ſie: Dieß iſt arg, Fraͤulein Harlowe! Sehr
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/286>, abgerufen am 23.11.2024.
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