locken: da doch ein jeder nicht wissen wird, wie viel Ehre Jhnen Jhr Leiden selbst gemacht habe?
Jhr trauriger Brief, den mir Rogers ge- bracht hat (*), nebst seiner Nachricht von Jhrem sehr mittelmäßigen Befinden, wovon er so wohl durch die Weibsleute in dem Hause, als durch Jhr Ansehen, und Jhre Mattigkeit, da Sie mit ihm geredet, versichert ist, würde mir einen un- beschreiblichen Kummer verursachet haben: wenn ich nicht durch diesen angenehmen Besuch von den Fräuleins aufgemuntert wäre. Jch mache mir Hoffnung, Sie werden sich gleichfalls auf- muntern lassen, indem ich Jhnen das, was da- bey vorgegangen ist, eröffne.
Jn der That, liebste Freundinn Sie müssen sich nicht bedenken; Sie müssen ihnen willfah- ren: die Verbindung ist ansehnlich und gereicht zur Ehre. Sehr wenige Leute werden etwas von seiner greulichen Niederträchtigkeit gegen Sie erfahren. Alles muß sich endlich in eine allge- meine Aussöhnung auflösen: und Sie werden im Stande seyn, Jhre vorige Weise wieder zu beobachten, und einem jeden, der es verdient, das Gute zu erweisen, welches Jhnen vormals allent- halben, wohin Sie nur den Fuß setzten, Segens- wünsche verschaffete.
Es kränkt mich, wenn ich befinde, daß Jh- res Vaters übereilter Wunsch Sie so viel rüh- ret, als er es thut. Auf mein Wort, liebe Freun- dinn, Jhr Gemüth ist schrecklich geschwächet.
Sie
(*) Siehe den vorhergehenden XXVII Brief.
locken: da doch ein jeder nicht wiſſen wird, wie viel Ehre Jhnen Jhr Leiden ſelbſt gemacht habe?
Jhr trauriger Brief, den mir Rogers ge- bracht hat (*), nebſt ſeiner Nachricht von Jhrem ſehr mittelmaͤßigen Befinden, wovon er ſo wohl durch die Weibsleute in dem Hauſe, als durch Jhr Anſehen, und Jhre Mattigkeit, da Sie mit ihm geredet, verſichert iſt, wuͤrde mir einen un- beſchreiblichen Kummer verurſachet haben: wenn ich nicht durch dieſen angenehmen Beſuch von den Fraͤuleins aufgemuntert waͤre. Jch mache mir Hoffnung, Sie werden ſich gleichfalls auf- muntern laſſen, indem ich Jhnen das, was da- bey vorgegangen iſt, eroͤffne.
Jn der That, liebſte Freundinn Sie muͤſſen ſich nicht bedenken; Sie muͤſſen ihnen willfah- ren: die Verbindung iſt anſehnlich und gereicht zur Ehre. Sehr wenige Leute werden etwas von ſeiner greulichen Niedertraͤchtigkeit gegen Sie erfahren. Alles muß ſich endlich in eine allge- meine Ausſoͤhnung aufloͤſen: und Sie werden im Stande ſeyn, Jhre vorige Weiſe wieder zu beobachten, und einem jeden, der es verdient, das Gute zu erweiſen, welches Jhnen vormals allent- halben, wohin Sie nur den Fuß ſetzten, Segens- wuͤnſche verſchaffete.
Es kraͤnkt mich, wenn ich befinde, daß Jh- res Vaters uͤbereilter Wunſch Sie ſo viel ruͤh- ret, als er es thut. Auf mein Wort, liebe Freun- dinn, Jhr Gemuͤth iſt ſchrecklich geſchwaͤchet.
Sie
(*) Siehe den vorhergehenden XXVII Brief.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0252"n="246"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
locken: da doch ein jeder nicht wiſſen wird, wie viel<lb/>
Ehre Jhnen Jhr Leiden ſelbſt gemacht habe?</p><lb/><p>Jhr trauriger Brief, den mir Rogers ge-<lb/>
bracht hat <noteplace="foot"n="(*)">Siehe den vorhergehenden <hirendition="#aq">XXVII</hi> Brief.</note>, nebſt ſeiner Nachricht von Jhrem<lb/>ſehr mittelmaͤßigen Befinden, wovon er ſo wohl<lb/>
durch die Weibsleute in dem Hauſe, als durch<lb/>
Jhr Anſehen, und Jhre Mattigkeit, da Sie mit<lb/>
ihm geredet, verſichert iſt, wuͤrde mir einen un-<lb/>
beſchreiblichen Kummer verurſachet haben: wenn<lb/>
ich nicht durch dieſen angenehmen Beſuch von<lb/>
den Fraͤuleins aufgemuntert waͤre. Jch mache<lb/>
mir Hoffnung, Sie werden ſich gleichfalls auf-<lb/>
muntern laſſen, indem ich Jhnen das, was da-<lb/>
bey vorgegangen iſt, eroͤffne.</p><lb/><p>Jn der That, liebſte Freundinn Sie muͤſſen<lb/>ſich nicht bedenken; Sie muͤſſen ihnen willfah-<lb/>
ren: die Verbindung iſt anſehnlich und gereicht<lb/>
zur Ehre. Sehr wenige Leute werden etwas<lb/>
von ſeiner greulichen Niedertraͤchtigkeit gegen Sie<lb/>
erfahren. Alles muß ſich endlich in eine allge-<lb/>
meine Ausſoͤhnung aufloͤſen: und Sie werden<lb/>
im Stande ſeyn, Jhre vorige Weiſe wieder zu<lb/>
beobachten, und einem jeden, der es verdient, das<lb/>
Gute zu erweiſen, welches Jhnen vormals allent-<lb/>
halben, wohin Sie nur den Fuß ſetzten, Segens-<lb/>
wuͤnſche verſchaffete.</p><lb/><p>Es kraͤnkt mich, wenn ich befinde, daß Jh-<lb/>
res Vaters uͤbereilter Wunſch Sie ſo viel ruͤh-<lb/>
ret, als er es thut. Auf mein Wort, liebe Freun-<lb/>
dinn, Jhr Gemuͤth iſt ſchrecklich geſchwaͤchet.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[246/0252]
locken: da doch ein jeder nicht wiſſen wird, wie viel
Ehre Jhnen Jhr Leiden ſelbſt gemacht habe?
Jhr trauriger Brief, den mir Rogers ge-
bracht hat (*), nebſt ſeiner Nachricht von Jhrem
ſehr mittelmaͤßigen Befinden, wovon er ſo wohl
durch die Weibsleute in dem Hauſe, als durch
Jhr Anſehen, und Jhre Mattigkeit, da Sie mit
ihm geredet, verſichert iſt, wuͤrde mir einen un-
beſchreiblichen Kummer verurſachet haben: wenn
ich nicht durch dieſen angenehmen Beſuch von
den Fraͤuleins aufgemuntert waͤre. Jch mache
mir Hoffnung, Sie werden ſich gleichfalls auf-
muntern laſſen, indem ich Jhnen das, was da-
bey vorgegangen iſt, eroͤffne.
Jn der That, liebſte Freundinn Sie muͤſſen
ſich nicht bedenken; Sie muͤſſen ihnen willfah-
ren: die Verbindung iſt anſehnlich und gereicht
zur Ehre. Sehr wenige Leute werden etwas
von ſeiner greulichen Niedertraͤchtigkeit gegen Sie
erfahren. Alles muß ſich endlich in eine allge-
meine Ausſoͤhnung aufloͤſen: und Sie werden
im Stande ſeyn, Jhre vorige Weiſe wieder zu
beobachten, und einem jeden, der es verdient, das
Gute zu erweiſen, welches Jhnen vormals allent-
halben, wohin Sie nur den Fuß ſetzten, Segens-
wuͤnſche verſchaffete.
Es kraͤnkt mich, wenn ich befinde, daß Jh-
res Vaters uͤbereilter Wunſch Sie ſo viel ruͤh-
ret, als er es thut. Auf mein Wort, liebe Freun-
dinn, Jhr Gemuͤth iſt ſchrecklich geſchwaͤchet.
Sie
(*) Siehe den vorhergehenden XXVII Brief.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/252>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.