der Haushaltung, geht die gemeine Sage von ihr, wie der rechtschaffene D. Lewin mir einmal erzählet hat, daß ihre Klugheit einen armen Mann reich machen, und ihre Gottselig- keit einen Freydenker in der Lebensart auf bessere Wege bringen würde. Jch bin bloß in der Absicht hierher gekommen, so wie auch die Lady Elisabeth, da ich sonst in den letzten zwölf Monaten nicht zweymal von Hause gewesen, daß ich sehen wollte, ob es nicht möglich sey, ihr Ge- rechtigkeit widersahren zu lassen, und ob wir und der Lord M. ihre nächsten Anverwandten, mein Herr, noch etwas bey ihnen gelten, oder nicht. Was mich betrifft: so soll sich meine Entschlie- ßung, wie ich es mit allem, worüber ich Gewalt habe, gehalten wissen will, nach ihrer Entschlie- ßung in diesem Stücke richten.
Lady Elisabeth. Auch meine.
Und meine auch, sagte meine Lord, und schwur tapfer dazu.
Lovel. Es sey ferne von mir, daß ich die Gunstbezeigungen geringe schätzen sollte, welche sie, irgend jemand von ihnen, mich gerne verdie- nen sehen möchten. Aber es sey auch eben so ferne von mir, aus eigennützigen Absichten Be- dingungen einzugehen, die mir nicht gefallen! - - Was das Unglück anlanget, das kommen soll: so mag es kommen. Jch bin mit den Harlowes noch nicht zur Richtigkeit. Sie sind der angrei- fende Theil gewesen: und es würde mir lieb seyn, wenn sie mich auf die Art, wie sie in dergleichen
Fall
der Haushaltung, geht die gemeine Sage von ihr, wie der rechtſchaffene D. Lewin mir einmal erzaͤhlet hat, daß ihre Klugheit einen armen Mann reich machen, und ihre Gottſelig- keit einen Freydenker in der Lebensart auf beſſere Wege bringen wuͤrde. Jch bin bloß in der Abſicht hierher gekommen, ſo wie auch die Lady Eliſabeth, da ich ſonſt in den letzten zwoͤlf Monaten nicht zweymal von Hauſe geweſen, daß ich ſehen wollte, ob es nicht moͤglich ſey, ihr Ge- rechtigkeit widerſahren zu laſſen, und ob wir und der Lord M. ihre naͤchſten Anverwandten, mein Herr, noch etwas bey ihnen gelten, oder nicht. Was mich betrifft: ſo ſoll ſich meine Entſchlie- ßung, wie ich es mit allem, woruͤber ich Gewalt habe, gehalten wiſſen will, nach ihrer Entſchlie- ßung in dieſem Stuͤcke richten.
Lady Eliſabeth. Auch meine.
Und meine auch, ſagte meine Lord, und ſchwur tapfer dazu.
Lovel. Es ſey ferne von mir, daß ich die Gunſtbezeigungen geringe ſchaͤtzen ſollte, welche ſie, irgend jemand von ihnen, mich gerne verdie- nen ſehen moͤchten. Aber es ſey auch eben ſo ferne von mir, aus eigennuͤtzigen Abſichten Be- dingungen einzugehen, die mir nicht gefallen! ‒ ‒ Was das Ungluͤck anlanget, das kommen ſoll: ſo mag es kommen. Jch bin mit den Harlowes noch nicht zur Richtigkeit. Sie ſind der angrei- fende Theil geweſen: und es wuͤrde mir lieb ſeyn, wenn ſie mich auf die Art, wie ſie in dergleichen
Fall
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der Haushaltung, geht die gemeine Sage von
ihr, wie der rechtſchaffene D. Lewin mir einmal
erzaͤhlet hat, daß ihre Klugheit einen armen
Mann reich machen, und ihre Gottſelig-
keit einen Freydenker in der Lebensart auf
beſſere Wege bringen wuͤrde. Jch bin bloß
in der Abſicht hierher gekommen, ſo wie auch die
Lady Eliſabeth, da ich ſonſt in den letzten zwoͤlf
Monaten nicht zweymal von Hauſe geweſen, daß
ich ſehen wollte, ob es nicht moͤglich ſey, ihr Ge-
rechtigkeit widerſahren zu laſſen, und ob wir und
der Lord M. ihre naͤchſten Anverwandten, mein
Herr, noch etwas bey ihnen gelten, oder nicht.
Was mich betrifft: ſo ſoll ſich meine Entſchlie-
ßung, wie ich es mit allem, woruͤber ich Gewalt
habe, gehalten wiſſen will, nach ihrer Entſchlie-
ßung in dieſem Stuͤcke richten.
Lady Eliſabeth. Auch meine.
Und meine auch, ſagte meine Lord, und ſchwur
tapfer dazu.
Lovel. Es ſey ferne von mir, daß ich die
Gunſtbezeigungen geringe ſchaͤtzen ſollte, welche
ſie, irgend jemand von ihnen, mich gerne verdie-
nen ſehen moͤchten. Aber es ſey auch eben ſo
ferne von mir, aus eigennuͤtzigen Abſichten Be-
dingungen einzugehen, die mir nicht gefallen! ‒ ‒
Was das Ungluͤck anlanget, das kommen ſoll:
ſo mag es kommen. Jch bin mit den Harlowes
noch nicht zur Richtigkeit. Sie ſind der angrei-
fende Theil geweſen: und es wuͤrde mir lieb ſeyn,
wenn ſie mich auf die Art, wie ſie in dergleichen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/225>, abgerufen am 23.11.2024.
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