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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

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nicht haben, verursacheten, daß Tränke, Noth-
zwang, und die äußersten Gewaltthätigkeiten zur
Erreichung seines abscheulichen Zwecks nöthig
waren: so sehen wir, daß er sich niemals ein Be-
denken darüber machte. Jch zweifle gar nicht,
daß eben diese oder eine gleiche Bosheit von Leu-
ten dieser schändlichen Art öfterer würde ausgeü-
bet werden, wenn die Thorheit und Leichtgläubig-
keit der elenden und unvorsichtigen Personen, die
sich selbst in ihre Hände werfen, ihnen nicht einen
leichtern Sieg zuwege brächte.

Mit wie großem Vergnügen müssen diejeni-
gen Eltern, welche ihre Töchter durch die Ver-
mählung mit einem tugendhaften Mann glücklich
berathen haben, diese Dinge überlegen! Und
wie glücklich sind die jungen Weibspersonen, die
sich selbst unter einem anständigen Schutz sicher
befinden! - - Konnte eine solche Person, als Fräu-
lein Clarissa Harlowe, nicht entgehen: wer kann
wohl sicher seyn? - - Denn ob gleich ein jeder
liederlicher Kerl nicht ein Lovelace ist: so ist
doch auch nicht ein jedes Frauenzimmer eine Cla-
rissa;
und seine Unternehmungen sind nur mit
Jhrem Widerstande und Jhrer Wachsamkeit in
gleichem Verhältnisse gewesen.

Meine Mutter hat mir befohlen, Jhnen ih-
re Gedanken überhaupt von Jhrer traurigen Ge-
schichte zu eröffnen. Jch will es in einem andern
Briefe thun, und denselben nebst diesem durch
einen eignen Bothen an Sie schicken.

Künftig



nicht haben, verurſacheten, daß Traͤnke, Noth-
zwang, und die aͤußerſten Gewaltthaͤtigkeiten zur
Erreichung ſeines abſcheulichen Zwecks noͤthig
waren: ſo ſehen wir, daß er ſich niemals ein Be-
denken daruͤber machte. Jch zweifle gar nicht,
daß eben dieſe oder eine gleiche Bosheit von Leu-
ten dieſer ſchaͤndlichen Art oͤfterer wuͤrde ausgeuͤ-
bet werden, wenn die Thorheit und Leichtglaͤubig-
keit der elenden und unvorſichtigen Perſonen, die
ſich ſelbſt in ihre Haͤnde werfen, ihnen nicht einen
leichtern Sieg zuwege braͤchte.

Mit wie großem Vergnuͤgen muͤſſen diejeni-
gen Eltern, welche ihre Toͤchter durch die Ver-
maͤhlung mit einem tugendhaften Mann gluͤcklich
berathen haben, dieſe Dinge uͤberlegen! Und
wie gluͤcklich ſind die jungen Weibsperſonen, die
ſich ſelbſt unter einem anſtaͤndigen Schutz ſicher
befinden! ‒ ‒ Konnte eine ſolche Perſon, als Fraͤu-
lein Clariſſa Harlowe, nicht entgehen: wer kann
wohl ſicher ſeyn? ‒ ‒ Denn ob gleich ein jeder
liederlicher Kerl nicht ein Lovelace iſt: ſo iſt
doch auch nicht ein jedes Frauenzimmer eine Cla-
riſſa;
und ſeine Unternehmungen ſind nur mit
Jhrem Widerſtande und Jhrer Wachſamkeit in
gleichem Verhaͤltniſſe geweſen.

Meine Mutter hat mir befohlen, Jhnen ih-
re Gedanken uͤberhaupt von Jhrer traurigen Ge-
ſchichte zu eroͤffnen. Jch will es in einem andern
Briefe thun, und denſelben nebſt dieſem durch
einen eignen Bothen an Sie ſchicken.

Kuͤnftig
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[154/0160] nicht haben, verurſacheten, daß Traͤnke, Noth- zwang, und die aͤußerſten Gewaltthaͤtigkeiten zur Erreichung ſeines abſcheulichen Zwecks noͤthig waren: ſo ſehen wir, daß er ſich niemals ein Be- denken daruͤber machte. Jch zweifle gar nicht, daß eben dieſe oder eine gleiche Bosheit von Leu- ten dieſer ſchaͤndlichen Art oͤfterer wuͤrde ausgeuͤ- bet werden, wenn die Thorheit und Leichtglaͤubig- keit der elenden und unvorſichtigen Perſonen, die ſich ſelbſt in ihre Haͤnde werfen, ihnen nicht einen leichtern Sieg zuwege braͤchte. Mit wie großem Vergnuͤgen muͤſſen diejeni- gen Eltern, welche ihre Toͤchter durch die Ver- maͤhlung mit einem tugendhaften Mann gluͤcklich berathen haben, dieſe Dinge uͤberlegen! Und wie gluͤcklich ſind die jungen Weibsperſonen, die ſich ſelbſt unter einem anſtaͤndigen Schutz ſicher befinden! ‒ ‒ Konnte eine ſolche Perſon, als Fraͤu- lein Clariſſa Harlowe, nicht entgehen: wer kann wohl ſicher ſeyn? ‒ ‒ Denn ob gleich ein jeder liederlicher Kerl nicht ein Lovelace iſt: ſo iſt doch auch nicht ein jedes Frauenzimmer eine Cla- riſſa; und ſeine Unternehmungen ſind nur mit Jhrem Widerſtande und Jhrer Wachſamkeit in gleichem Verhaͤltniſſe geweſen. Meine Mutter hat mir befohlen, Jhnen ih- re Gedanken uͤberhaupt von Jhrer traurigen Ge- ſchichte zu eroͤffnen. Jch will es in einem andern Briefe thun, und denſelben nebſt dieſem durch einen eignen Bothen an Sie ſchicken. Kuͤnftig

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/160>, abgerufen am 27.11.2024.