daran zu zweifeln! Sie haben die Miene, die Kleidung, den würdigen Anstand von vornehmen Frauenzimmern. - - Wie wenig schickt es sich für sie, und für meine Menschenliebe, schloß ich, diesem Schatten eines unedelmüthigen Argwohns nachzugehen!
So brachte ich meine betäubte Lebensgeister wieder zu rechte, so gut als es sich thun lassen wollte. Denn mir ward immer schwerer und schwerer. Jch wunderte mich gegen Dorcas, was mir feh- len möchte, rieb meine Augen, nahm etwas von ihrem Schnupftoback, und niesete einmal über das andere, mit gar wenigen Nutzen. Jnzwi- schen setzte ich meine Beschäfftigung fort. Als diese aber vorbey war; als ich alles, was ich mir einzupacken vorgenommen, eingepacket, und nichts mehr zu thun hatte, als zu denken; als ich noch dazu fand, daß sie so lange verzogen: so dachte ich, ich würde ganz von Sinnen gekommen seyn. Jch schloß mich in die Kammer, die vorher mein gewesen war, ein. Jch knieete. Jch betete: doch wußte ich selbst nicht, was. Dann lief ich wieder heraus. Es wäre ja fast finstere Nacht, sprach ich. Wo, wo ist Herr Lovelace?
Er kam zu mir und gab anfangs auf meine Bestürzung und wildes Wesen nicht Acht - - Was sie mir beygebracht hatten, das machte mich in meinen Reden und Handlungen unordentlich und verwildert - - Es geht alles gut, sagte er, meine Allerliebste! - - Eine Zeile von Capitain Tomlinson!
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daran zu zweifeln! Sie haben die Miene, die Kleidung, den wuͤrdigen Anſtand von vornehmen Frauenzimmern. ‒ ‒ Wie wenig ſchickt es ſich fuͤr ſie, und fuͤr meine Menſchenliebe, ſchloß ich, dieſem Schatten eines unedelmuͤthigen Argwohns nachzugehen!
So brachte ich meine betaͤubte Lebensgeiſter wieder zu rechte, ſo gut als es ſich thun laſſen wollte. Denn mir ward immer ſchwerer und ſchwerer. Jch wunderte mich gegen Dorcas, was mir feh- len moͤchte, rieb meine Augen, nahm etwas von ihrem Schnupftoback, und nieſete einmal uͤber das andere, mit gar wenigen Nutzen. Jnzwi- ſchen ſetzte ich meine Beſchaͤfftigung fort. Als dieſe aber vorbey war; als ich alles, was ich mir einzupacken vorgenommen, eingepacket, und nichts mehr zu thun hatte, als zu denken; als ich noch dazu fand, daß ſie ſo lange verzogen: ſo dachte ich, ich wuͤrde ganz von Sinnen gekommen ſeyn. Jch ſchloß mich in die Kammer, die vorher mein geweſen war, ein. Jch knieete. Jch betete: doch wußte ich ſelbſt nicht, was. Dann lief ich wieder heraus. Es waͤre ja faſt finſtere Nacht, ſprach ich. Wo, wo iſt Herr Lovelace?
Er kam zu mir und gab anfangs auf meine Beſtuͤrzung und wildes Weſen nicht Acht ‒ ‒ Was ſie mir beygebracht hatten, das machte mich in meinen Reden und Handlungen unordentlich und verwildert ‒ ‒ Es geht alles gut, ſagte er, meine Allerliebſte! ‒ ‒ Eine Zeile von Capitain Tomlinſon!
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daran zu zweifeln! Sie haben die Miene, die
Kleidung, den wuͤrdigen Anſtand von vornehmen
Frauenzimmern. ‒ ‒ Wie wenig ſchickt es ſich
fuͤr ſie, und fuͤr meine Menſchenliebe, ſchloß ich,
dieſem Schatten eines unedelmuͤthigen Argwohns
nachzugehen!
So brachte ich meine betaͤubte Lebensgeiſter
wieder zu rechte, ſo gut als es ſich thun laſſen wollte.
Denn mir ward immer ſchwerer und ſchwerer.
Jch wunderte mich gegen Dorcas, was mir feh-
len moͤchte, rieb meine Augen, nahm etwas von
ihrem Schnupftoback, und nieſete einmal uͤber
das andere, mit gar wenigen Nutzen. Jnzwi-
ſchen ſetzte ich meine Beſchaͤfftigung fort. Als
dieſe aber vorbey war; als ich alles, was ich mir
einzupacken vorgenommen, eingepacket, und nichts
mehr zu thun hatte, als zu denken; als ich noch
dazu fand, daß ſie ſo lange verzogen: ſo dachte
ich, ich wuͤrde ganz von Sinnen gekommen ſeyn.
Jch ſchloß mich in die Kammer, die vorher mein
geweſen war, ein. Jch knieete. Jch betete:
doch wußte ich ſelbſt nicht, was. Dann lief ich
wieder heraus. Es waͤre ja faſt finſtere Nacht,
ſprach ich. Wo, wo iſt Herr Lovelace?
Er kam zu mir und gab anfangs auf meine
Beſtuͤrzung und wildes Weſen nicht Acht ‒ ‒
Was ſie mir beygebracht hatten, das machte mich
in meinen Reden und Handlungen unordentlich
und verwildert ‒ ‒ Es geht alles gut, ſagte er,
meine Allerliebſte! ‒ ‒ Eine Zeile von Capitain
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/139>, abgerufen am 23.11.2024.
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