Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



Putz stolz zu seyn schiene, hätte ich wohl vermu-
then mögen, daß sie zu keinem von beyden ge-
wohnt wäre.

Was sagen sie, Vetter Lovelace? Die Lady
Sarah fragt sehr genau nach allen ihren Sachen:
ob sie gleich niedergeschlagenen Gemüths ist. Jch
muß ihr von allen und jeden Umständen Nach-
richt geben, wenn ich hinunter reise.

Von Herzen gern. Er wollte ihr, wenn es
ihr gefiele, zu Befehl stehen. Sie würde sehr
artige Zimmer und recht höfliche Leute finden.

Der Henker muß in ihnen seyn, sagte die
Fräulein Montague, wo sie uns anders vor-
kommen.

Hierauf fiel die Unterredung auf Familien-
sachen: auf die Glückseligkeit der Familie durch
meinen gehofften Beytritt zu derselben. Sie
berührten das große Verlangen, welches der Lord
M. und die Lady Sarah trügen, mich zu sehen
und zu sprechen. Wie viele Freunde und Be-
wunderer, mit aufgehabenen Händen, würde ich
haben! O! meine Wertheste, wie mußten
diese Weibsbilder, und er, alle diese Zeit
herdurch über das arme Schlachtopfer
frohlocken!
- - Was würde er für ein glück-
licher Mann seyn! - - Sie wollten sich selbst,
sprach die Lady Elisabeth, nicht den Kummer
machen, nur einmal zu vermuthen, daß ich nicht
mit Jhnen sollte vereinigt werden!

Man ließ sich etwas von Geschenken merken.
Sie hätte sich vorgesetzet, hieß es, daß ich mit ihr

nach



Putz ſtolz zu ſeyn ſchiene, haͤtte ich wohl vermu-
then moͤgen, daß ſie zu keinem von beyden ge-
wohnt waͤre.

Was ſagen ſie, Vetter Lovelace? Die Lady
Sarah fragt ſehr genau nach allen ihren Sachen:
ob ſie gleich niedergeſchlagenen Gemuͤths iſt. Jch
muß ihr von allen und jeden Umſtaͤnden Nach-
richt geben, wenn ich hinunter reiſe.

Von Herzen gern. Er wollte ihr, wenn es
ihr gefiele, zu Befehl ſtehen. Sie wuͤrde ſehr
artige Zimmer und recht hoͤfliche Leute finden.

Der Henker muß in ihnen ſeyn, ſagte die
Fraͤulein Montague, wo ſie uns anders vor-
kommen.

Hierauf fiel die Unterredung auf Familien-
ſachen: auf die Gluͤckſeligkeit der Familie durch
meinen gehofften Beytritt zu derſelben. Sie
beruͤhrten das große Verlangen, welches der Lord
M. und die Lady Sarah truͤgen, mich zu ſehen
und zu ſprechen. Wie viele Freunde und Be-
wunderer, mit aufgehabenen Haͤnden, wuͤrde ich
haben! O! meine Wertheſte, wie mußten
dieſe Weibsbilder, und er, alle dieſe Zeit
herdurch uͤber das arme Schlachtopfer
frohlocken!
‒ ‒ Was wuͤrde er fuͤr ein gluͤck-
licher Mann ſeyn! ‒ ‒ Sie wollten ſich ſelbſt,
ſprach die Lady Eliſabeth, nicht den Kummer
machen, nur einmal zu vermuthen, daß ich nicht
mit Jhnen ſollte vereinigt werden!

Man ließ ſich etwas von Geſchenken merken.
Sie haͤtte ſich vorgeſetzet, hieß es, daß ich mit ihr

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0122" n="116"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Putz &#x017F;tolz zu &#x017F;eyn &#x017F;chiene, ha&#x0364;tte ich wohl vermu-<lb/>
then mo&#x0364;gen, daß &#x017F;ie zu keinem von beyden ge-<lb/>
wohnt wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Was &#x017F;agen <hi rendition="#fr">&#x017F;ie,</hi> Vetter Lovelace? Die Lady<lb/>
Sarah fragt &#x017F;ehr genau nach allen ihren Sachen:<lb/>
ob &#x017F;ie gleich niederge&#x017F;chlagenen Gemu&#x0364;ths i&#x017F;t. Jch<lb/>
muß ihr von allen und jeden Um&#x017F;ta&#x0364;nden Nach-<lb/>
richt geben, wenn ich hinunter rei&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Von Herzen gern. Er wollte ihr, wenn es<lb/>
ihr gefiele, zu Befehl &#x017F;tehen. Sie wu&#x0364;rde &#x017F;ehr<lb/>
artige Zimmer und recht ho&#x0364;fliche Leute finden.</p><lb/>
          <p>Der Henker muß in ihnen &#x017F;eyn, &#x017F;agte <hi rendition="#fr">die</hi><lb/>
Fra&#x0364;ulein Montague, wo &#x017F;ie uns anders vor-<lb/>
kommen.</p><lb/>
          <p>Hierauf fiel die Unterredung auf Familien-<lb/>
&#x017F;achen: auf die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit der Familie durch<lb/>
meinen gehofften Beytritt zu der&#x017F;elben. Sie<lb/>
beru&#x0364;hrten das große Verlangen, welches der Lord<lb/>
M. und die Lady Sarah tru&#x0364;gen, mich zu &#x017F;ehen<lb/>
und zu &#x017F;prechen. Wie viele Freunde und Be-<lb/>
wunderer, mit aufgehabenen Ha&#x0364;nden, wu&#x0364;rde ich<lb/>
haben! <hi rendition="#fr">O! meine Werthe&#x017F;te, wie mußten<lb/>
die&#x017F;e Weibsbilder, und er, alle die&#x017F;e Zeit<lb/>
herdurch u&#x0364;ber das arme Schlachtopfer<lb/>
frohlocken!</hi> &#x2012; &#x2012; Was wu&#x0364;rde er fu&#x0364;r ein glu&#x0364;ck-<lb/>
licher Mann &#x017F;eyn! &#x2012; &#x2012; Sie wollten &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;prach <hi rendition="#fr">die</hi> Lady Eli&#x017F;abeth, nicht den Kummer<lb/>
machen, nur einmal zu vermuthen, daß ich nicht<lb/>
mit <hi rendition="#fr">Jhnen</hi> &#x017F;ollte vereinigt werden!</p><lb/>
          <p>Man ließ &#x017F;ich etwas von Ge&#x017F;chenken merken.<lb/>
Sie ha&#x0364;tte &#x017F;ich vorge&#x017F;etzet, hieß es, daß ich mit ihr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0122] Putz ſtolz zu ſeyn ſchiene, haͤtte ich wohl vermu- then moͤgen, daß ſie zu keinem von beyden ge- wohnt waͤre. Was ſagen ſie, Vetter Lovelace? Die Lady Sarah fragt ſehr genau nach allen ihren Sachen: ob ſie gleich niedergeſchlagenen Gemuͤths iſt. Jch muß ihr von allen und jeden Umſtaͤnden Nach- richt geben, wenn ich hinunter reiſe. Von Herzen gern. Er wollte ihr, wenn es ihr gefiele, zu Befehl ſtehen. Sie wuͤrde ſehr artige Zimmer und recht hoͤfliche Leute finden. Der Henker muß in ihnen ſeyn, ſagte die Fraͤulein Montague, wo ſie uns anders vor- kommen. Hierauf fiel die Unterredung auf Familien- ſachen: auf die Gluͤckſeligkeit der Familie durch meinen gehofften Beytritt zu derſelben. Sie beruͤhrten das große Verlangen, welches der Lord M. und die Lady Sarah truͤgen, mich zu ſehen und zu ſprechen. Wie viele Freunde und Be- wunderer, mit aufgehabenen Haͤnden, wuͤrde ich haben! O! meine Wertheſte, wie mußten dieſe Weibsbilder, und er, alle dieſe Zeit herdurch uͤber das arme Schlachtopfer frohlocken! ‒ ‒ Was wuͤrde er fuͤr ein gluͤck- licher Mann ſeyn! ‒ ‒ Sie wollten ſich ſelbſt, ſprach die Lady Eliſabeth, nicht den Kummer machen, nur einmal zu vermuthen, daß ich nicht mit Jhnen ſollte vereinigt werden! Man ließ ſich etwas von Geſchenken merken. Sie haͤtte ſich vorgeſetzet, hieß es, daß ich mit ihr nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/122
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/122>, abgerufen am 23.11.2024.