Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



"befahl sie Mabellen, ihr eine Kutsche vor die
"Thür kommen zu lassen.

"Das Mensch sagte, sie sollte ihr in allen
"Stücken gehorchen, aber nur keine Kutsche oder
"Sänfte holen.

"Sie schickte nach Wilhelmen, und gab ihm
"eben den Befehl.

"Dieser stellte vor, daß ihm sein Herr das
"Gegentheil befohlen hätte, und bat deswegen um
"Entschuldigung.

"Hierauf ging sie selbst hinunter, und würde
"unvermerkt fortgegangen seyn. Weil sie aber
"die Thüre nach der Gassen gedoppelt zugeschlos-
"sen, und den Schlüssel nicht in dem Schlosse
"fand: so ging sie in den Vördersaal, und wür-
"de, wie man nicht zweifelt, die Vorsetzer in die
"Höhe geschoben haben, um die Vorbeygehenden
"anzurufen: aber seit ihrem letzten Versuch von
"der Art waren dieselben festgemachet.

"Hiernächst ging sie dreist in der Fr. Sin-
"clairn Saal in dem Hinterhause, wo der alte
"Teufel, und ihre beyden Mitgenossen waren,
"und forderte den Schlüssel zu der Gassenthür
"oder daß man ihr dieselbe öffnen sollte.

"Sie entsetzten sich alle: baten aber um Ent-
"schuldigung, und beriefen sich auf euren Be-
"fehl.

"Sie behauptete hingegen, daß ihr keine
"Macht über sie hättet, und niemals Macht über
"sie haben solltet. Die gegenwärtige Weige-
"rung wäre derselben eignes Werk. Sie sähe

"wohl,



„befahl ſie Mabellen, ihr eine Kutſche vor die
„Thuͤr kommen zu laſſen.

„Das Menſch ſagte, ſie ſollte ihr in allen
„Stuͤcken gehorchen, aber nur keine Kutſche oder
„Saͤnfte holen.

„Sie ſchickte nach Wilhelmen, und gab ihm
„eben den Befehl.

„Dieſer ſtellte vor, daß ihm ſein Herr das
„Gegentheil befohlen haͤtte, und bat deswegen um
„Entſchuldigung.

„Hierauf ging ſie ſelbſt hinunter, und wuͤrde
„unvermerkt fortgegangen ſeyn. Weil ſie aber
„die Thuͤre nach der Gaſſen gedoppelt zugeſchloſ-
„ſen, und den Schluͤſſel nicht in dem Schloſſe
„fand: ſo ging ſie in den Voͤrderſaal, und wuͤr-
„de, wie man nicht zweifelt, die Vorſetzer in die
„Hoͤhe geſchoben haben, um die Vorbeygehenden
„anzurufen: aber ſeit ihrem letzten Verſuch von
„der Art waren dieſelben feſtgemachet.

„Hiernaͤchſt ging ſie dreiſt in der Fr. Sin-
„clairn Saal in dem Hinterhauſe, wo der alte
„Teufel, und ihre beyden Mitgenoſſen waren,
„und forderte den Schluͤſſel zu der Gaſſenthuͤr
„oder daß man ihr dieſelbe oͤffnen ſollte.

„Sie entſetzten ſich alle: baten aber um Ent-
„ſchuldigung, und beriefen ſich auf euren Be-
„fehl.

„Sie behauptete hingegen, daß ihr keine
„Macht uͤber ſie haͤttet, und niemals Macht uͤber
„ſie haben ſolltet. Die gegenwaͤrtige Weige-
„rung waͤre derſelben eignes Werk. Sie ſaͤhe

„wohl,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0867" n="861"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x201E;befahl &#x017F;ie Mabellen, ihr eine Kut&#x017F;che vor die<lb/>
&#x201E;Thu&#x0364;r kommen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das Men&#x017F;ch &#x017F;agte, &#x017F;ie &#x017F;ollte ihr in allen<lb/>
&#x201E;Stu&#x0364;cken gehorchen, aber nur keine Kut&#x017F;che oder<lb/>
&#x201E;Sa&#x0364;nfte holen.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie &#x017F;chickte nach Wilhelmen, und gab ihm<lb/>
&#x201E;eben den Befehl.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die&#x017F;er &#x017F;tellte vor, daß ihm &#x017F;ein Herr das<lb/>
&#x201E;Gegentheil befohlen ha&#x0364;tte, und bat deswegen um<lb/>
&#x201E;Ent&#x017F;chuldigung.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hierauf ging &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t hinunter, und wu&#x0364;rde<lb/>
&#x201E;unvermerkt fortgegangen &#x017F;eyn. Weil &#x017F;ie aber<lb/>
&#x201E;die Thu&#x0364;re nach der Ga&#x017F;&#x017F;en gedoppelt zuge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en, und den Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el nicht in dem Schlo&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x201E;fand: &#x017F;o ging &#x017F;ie in den Vo&#x0364;rder&#x017F;aal, und wu&#x0364;r-<lb/>
&#x201E;de, wie man nicht zweifelt, die Vor&#x017F;etzer in die<lb/>
&#x201E;Ho&#x0364;he ge&#x017F;choben haben, um die Vorbeygehenden<lb/>
&#x201E;anzurufen: aber &#x017F;eit ihrem letzten Ver&#x017F;uch von<lb/>
&#x201E;der Art waren die&#x017F;elben fe&#x017F;tgemachet.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Hierna&#x0364;ch&#x017F;t ging &#x017F;ie drei&#x017F;t in der Fr. Sin-<lb/>
&#x201E;clairn Saal in dem Hinterhau&#x017F;e, wo der alte<lb/>
&#x201E;Teufel, und ihre beyden Mitgeno&#x017F;&#x017F;en waren,<lb/>
&#x201E;und forderte den Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el zu der Ga&#x017F;&#x017F;enthu&#x0364;r<lb/>
&#x201E;oder daß man ihr die&#x017F;elbe o&#x0364;ffnen &#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie ent&#x017F;etzten &#x017F;ich alle: baten aber um Ent-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chuldigung, und beriefen &#x017F;ich auf euren Be-<lb/>
&#x201E;fehl.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie behauptete hingegen, daß ihr keine<lb/>
&#x201E;Macht u&#x0364;ber &#x017F;ie ha&#x0364;ttet, und niemals Macht u&#x0364;ber<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie haben &#x017F;olltet. Die gegenwa&#x0364;rtige Weige-<lb/>
&#x201E;rung wa&#x0364;re der&#x017F;elben eignes Werk. Sie &#x017F;a&#x0364;he<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;wohl,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[861/0867] „befahl ſie Mabellen, ihr eine Kutſche vor die „Thuͤr kommen zu laſſen. „Das Menſch ſagte, ſie ſollte ihr in allen „Stuͤcken gehorchen, aber nur keine Kutſche oder „Saͤnfte holen. „Sie ſchickte nach Wilhelmen, und gab ihm „eben den Befehl. „Dieſer ſtellte vor, daß ihm ſein Herr das „Gegentheil befohlen haͤtte, und bat deswegen um „Entſchuldigung. „Hierauf ging ſie ſelbſt hinunter, und wuͤrde „unvermerkt fortgegangen ſeyn. Weil ſie aber „die Thuͤre nach der Gaſſen gedoppelt zugeſchloſ- „ſen, und den Schluͤſſel nicht in dem Schloſſe „fand: ſo ging ſie in den Voͤrderſaal, und wuͤr- „de, wie man nicht zweifelt, die Vorſetzer in die „Hoͤhe geſchoben haben, um die Vorbeygehenden „anzurufen: aber ſeit ihrem letzten Verſuch von „der Art waren dieſelben feſtgemachet. „Hiernaͤchſt ging ſie dreiſt in der Fr. Sin- „clairn Saal in dem Hinterhauſe, wo der alte „Teufel, und ihre beyden Mitgenoſſen waren, „und forderte den Schluͤſſel zu der Gaſſenthuͤr „oder daß man ihr dieſelbe oͤffnen ſollte. „Sie entſetzten ſich alle: baten aber um Ent- „ſchuldigung, und beriefen ſich auf euren Be- „fehl. „Sie behauptete hingegen, daß ihr keine „Macht uͤber ſie haͤttet, und niemals Macht uͤber „ſie haben ſolltet. Die gegenwaͤrtige Weige- „rung waͤre derſelben eignes Werk. Sie ſaͤhe „wohl,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/867
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/867>, abgerufen am 17.05.2024.