chen vermögend gewesen wäre, ehe die unglückli- che Fräulein betrügerischerweise von Hampstead zurückgebracht worden: denn von was für einer undankbaren Schandthat würdest du alsdenn frey geblieben seyn, die du nun zu verantworten hast.
Jch bin bloß in der Absicht zur Stadt ge- kommen, daß ich dir bey der Fräulein dienen woll- te: indem ich vermuthete, dein nächst folgendes Schreiben würde mir so weit Genüge thun, daß ich diese Bemühung mit Ehren übernehmen könn- te. Anfangs, da ich befand, daß sie fortgegan- gen war, hatte ich halb Mitleiden mit dir: denn nunmehr wirst du unvermeidlich verrathen seyn. Und in was für einer verfluchten Gestalt wirst du vor aller Welt erscheinen! Armer Lovelace! Du bist in deinen eignen Fallstricken gefangen! Deine Strafe hebt sich erst an!
Allein ich will mich zu meiner Erzählung wenden. Jch vermuthe, du wirst alle Umstän- de von mir erwarten: da Mowbray dir Nach- richt gegeben hat, daß ich sie gesammlet habe.
"Die edelmüthige Herzhaftigkeit, welche sie "am Freytage, Abends, gezeiget, hatte sie, wie es "scheint, sehr angegriffen: dergestalt daß sie sich "bis den Sonnabend, Abends, nicht sehen ließ; "zu welcher Zeit Mabelle sie zu Gesichte bekam, "und sie sich sehr übel zu befinden schien. Nach- "dem sie sich aber am Sonntage frühe angeklei- "det, als wenn sie in die Kirche gehen wollte:
"befahl
chen vermoͤgend geweſen waͤre, ehe die ungluͤckli- che Fraͤulein betruͤgeriſcherweiſe von Hampſtead zuruͤckgebracht worden: denn von was fuͤr einer undankbaren Schandthat wuͤrdeſt du alsdenn frey geblieben ſeyn, die du nun zu verantworten haſt.
Jch bin bloß in der Abſicht zur Stadt ge- kommen, daß ich dir bey der Fraͤulein dienen woll- te: indem ich vermuthete, dein naͤchſt folgendes Schreiben wuͤrde mir ſo weit Genuͤge thun, daß ich dieſe Bemuͤhung mit Ehren uͤbernehmen koͤnn- te. Anfangs, da ich befand, daß ſie fortgegan- gen war, hatte ich halb Mitleiden mit dir: denn nunmehr wirſt du unvermeidlich verrathen ſeyn. Und in was fuͤr einer verfluchten Geſtalt wirſt du vor aller Welt erſcheinen! Armer Lovelace! Du biſt in deinen eignen Fallſtricken gefangen! Deine Strafe hebt ſich erſt an!
Allein ich will mich zu meiner Erzaͤhlung wenden. Jch vermuthe, du wirſt alle Umſtaͤn- de von mir erwarten: da Mowbray dir Nach- richt gegeben hat, daß ich ſie geſammlet habe.
„Die edelmuͤthige Herzhaftigkeit, welche ſie „am Freytage, Abends, gezeiget, hatte ſie, wie es „ſcheint, ſehr angegriffen: dergeſtalt daß ſie ſich „bis den Sonnabend, Abends, nicht ſehen ließ; „zu welcher Zeit Mabelle ſie zu Geſichte bekam, „und ſie ſich ſehr uͤbel zu befinden ſchien. Nach- „dem ſie ſich aber am Sonntage fruͤhe angeklei- „det, als wenn ſie in die Kirche gehen wollte:
„befahl
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chen vermoͤgend geweſen waͤre, ehe die ungluͤckli-
che Fraͤulein betruͤgeriſcherweiſe von Hampſtead
zuruͤckgebracht worden: denn von was fuͤr einer
undankbaren Schandthat wuͤrdeſt du alsdenn
frey geblieben ſeyn, die du nun zu verantworten
haſt.
Jch bin bloß in der Abſicht zur Stadt ge-
kommen, daß ich dir bey der Fraͤulein dienen woll-
te: indem ich vermuthete, dein naͤchſt folgendes
Schreiben wuͤrde mir ſo weit Genuͤge thun, daß
ich dieſe Bemuͤhung mit Ehren uͤbernehmen koͤnn-
te. Anfangs, da ich befand, daß ſie fortgegan-
gen war, hatte ich halb Mitleiden mit dir: denn
nunmehr wirſt du unvermeidlich verrathen ſeyn.
Und in was fuͤr einer verfluchten Geſtalt wirſt
du vor aller Welt erſcheinen! Armer Lovelace!
Du biſt in deinen eignen Fallſtricken gefangen!
Deine Strafe hebt ſich erſt an!
Allein ich will mich zu meiner Erzaͤhlung
wenden. Jch vermuthe, du wirſt alle Umſtaͤn-
de von mir erwarten: da Mowbray dir Nach-
richt gegeben hat, daß ich ſie geſammlet habe.
„Die edelmuͤthige Herzhaftigkeit, welche ſie
„am Freytage, Abends, gezeiget, hatte ſie, wie es
„ſcheint, ſehr angegriffen: dergeſtalt daß ſie ſich
„bis den Sonnabend, Abends, nicht ſehen ließ;
„zu welcher Zeit Mabelle ſie zu Geſichte bekam,
„und ſie ſich ſehr uͤbel zu befinden ſchien. Nach-
„dem ſie ſich aber am Sonntage fruͤhe angeklei-
„det, als wenn ſie in die Kirche gehen wollte:
„befahl
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/866>, abgerufen am 21.11.2024.
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