Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



Zeit, um Verbindung, oder um sonst etwas; daß
zwischen achten und neunen des Abends noch ein
Bedienter von dem Lord M. zu Pferde, ange-
kommen, um mich zu ersuchen, daß ich den D. S.
mit mir hinunterbrächte: weil mein Onkel ein-
mal in den letzten Zügen, in welchen er nach ih-
rem Urtheil auch itzo seyn soll, von ihm Hülfe
und Frist bekommen hat. Jch habe hingeschickt
und diesen Arzt besprochen, daß er mich hinunter
begleiten soll. Jch muß ihn diesen Morgen um
vier abrufen: sonst möchte der Teufel Onkel und
Doctor holen, wo ich aus der Stelle gehen wür-
de, bis ich bey mir alles in Ordnung gebracht
hätte.

Stecke deine verdammte Nase nur zum vor-
aus in den Erfolg, wo du willst - - Jch will
verflucht seyn, wo du ihn herausbringen sollst,
bis zu gehöriger Zeit und Stelle - - Und als-
denn noch zu frühe.

Sie war kaum in ihre Kammer gekommen:
so fand ich ein wenig Papier, als ich in meine ge-
hen wollte. Jch nahm es auf und öffnete es:
denn es war sorgfältig noch in ein anderes Pa-
pier gewickelt und mit Nadeln zugesteckt. Was
sollte es wohl anders seyn, als eine Handschrift,
die zur Bestechung gegeben war, nebst der fer-
nern Versprechung eines diamantenen Ringes,
um Dorcas zu bewegen, daß sie die Flucht ihrer
Fräulein beförderte.

O! wie veränderte sich mein Sinn in einem
Augenblick! - - Kling, kling, kling, kling, ging

meine
Fünfter Theil. E e e



Zeit, um Verbindung, oder um ſonſt etwas; daß
zwiſchen achten und neunen des Abends noch ein
Bedienter von dem Lord M. zu Pferde, ange-
kommen, um mich zu erſuchen, daß ich den D. S.
mit mir hinunterbraͤchte: weil mein Onkel ein-
mal in den letzten Zuͤgen, in welchen er nach ih-
rem Urtheil auch itzo ſeyn ſoll, von ihm Huͤlfe
und Friſt bekommen hat. Jch habe hingeſchickt
und dieſen Arzt beſprochen, daß er mich hinunter
begleiten ſoll. Jch muß ihn dieſen Morgen um
vier abrufen: ſonſt moͤchte der Teufel Onkel und
Doctor holen, wo ich aus der Stelle gehen wuͤr-
de, bis ich bey mir alles in Ordnung gebracht
haͤtte.

Stecke deine verdammte Naſe nur zum vor-
aus in den Erfolg, wo du willſt ‒ ‒ Jch will
verflucht ſeyn, wo du ihn herausbringen ſollſt,
bis zu gehoͤriger Zeit und Stelle ‒ ‒ Und als-
denn noch zu fruͤhe.

Sie war kaum in ihre Kammer gekommen:
ſo fand ich ein wenig Papier, als ich in meine ge-
hen wollte. Jch nahm es auf und oͤffnete es:
denn es war ſorgfaͤltig noch in ein anderes Pa-
pier gewickelt und mit Nadeln zugeſteckt. Was
ſollte es wohl anders ſeyn, als eine Handſchrift,
die zur Beſtechung gegeben war, nebſt der fer-
nern Verſprechung eines diamantenen Ringes,
um Dorcas zu bewegen, daß ſie die Flucht ihrer
Fraͤulein befoͤrderte.

O! wie veraͤnderte ſich mein Sinn in einem
Augenblick! ‒ ‒ Kling, kling, kling, kling, ging

meine
Fuͤnfter Theil. E e e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0807" n="801"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Zeit, um Verbindung, oder um &#x017F;on&#x017F;t etwas; daß<lb/>
zwi&#x017F;chen achten und neunen des Abends noch ein<lb/>
Bedienter von dem Lord M. zu Pferde, ange-<lb/>
kommen, um mich zu er&#x017F;uchen, daß ich den <hi rendition="#aq">D.</hi> S.<lb/>
mit mir hinunterbra&#x0364;chte: weil mein Onkel ein-<lb/>
mal in den <hi rendition="#fr">letzten Zu&#x0364;gen,</hi> in welchen er nach ih-<lb/>
rem Urtheil auch itzo &#x017F;eyn &#x017F;oll, von ihm Hu&#x0364;lfe<lb/>
und Fri&#x017F;t bekommen hat. Jch habe hinge&#x017F;chickt<lb/>
und die&#x017F;en Arzt be&#x017F;prochen, daß er mich hinunter<lb/>
begleiten &#x017F;oll. Jch muß ihn die&#x017F;en Morgen um<lb/>
vier abrufen: &#x017F;on&#x017F;t mo&#x0364;chte der Teufel Onkel und<lb/>
Doctor holen, wo ich aus der Stelle gehen wu&#x0364;r-<lb/>
de, bis ich bey mir alles in Ordnung gebracht<lb/>
ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <p>Stecke deine verdammte Na&#x017F;e nur zum vor-<lb/>
aus in den Erfolg, wo du will&#x017F;t &#x2012; &#x2012; Jch will<lb/>
verflucht &#x017F;eyn, wo du ihn herausbringen &#x017F;oll&#x017F;t,<lb/>
bis zu geho&#x0364;riger Zeit und Stelle &#x2012; &#x2012; Und als-<lb/>
denn noch zu fru&#x0364;he.</p><lb/>
          <p>Sie war kaum in ihre Kammer gekommen:<lb/>
&#x017F;o fand ich ein wenig Papier, als ich in meine ge-<lb/>
hen wollte. Jch nahm es auf und o&#x0364;ffnete es:<lb/>
denn es war &#x017F;orgfa&#x0364;ltig noch in ein anderes Pa-<lb/>
pier gewickelt und mit Nadeln zuge&#x017F;teckt. Was<lb/>
&#x017F;ollte es wohl anders &#x017F;eyn, als eine Hand&#x017F;chrift,<lb/>
die zur Be&#x017F;techung gegeben war, neb&#x017F;t der fer-<lb/>
nern Ver&#x017F;prechung eines diamantenen Ringes,<lb/>
um Dorcas zu bewegen, daß &#x017F;ie die Flucht ihrer<lb/>
Fra&#x0364;ulein befo&#x0364;rderte.</p><lb/>
          <p>O! wie vera&#x0364;nderte &#x017F;ich mein Sinn in einem<lb/>
Augenblick! &#x2012; &#x2012; Kling, kling, kling, kling, ging<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Fu&#x0364;nfter Theil.</hi> E e e</fw><fw place="bottom" type="catch">meine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[801/0807] Zeit, um Verbindung, oder um ſonſt etwas; daß zwiſchen achten und neunen des Abends noch ein Bedienter von dem Lord M. zu Pferde, ange- kommen, um mich zu erſuchen, daß ich den D. S. mit mir hinunterbraͤchte: weil mein Onkel ein- mal in den letzten Zuͤgen, in welchen er nach ih- rem Urtheil auch itzo ſeyn ſoll, von ihm Huͤlfe und Friſt bekommen hat. Jch habe hingeſchickt und dieſen Arzt beſprochen, daß er mich hinunter begleiten ſoll. Jch muß ihn dieſen Morgen um vier abrufen: ſonſt moͤchte der Teufel Onkel und Doctor holen, wo ich aus der Stelle gehen wuͤr- de, bis ich bey mir alles in Ordnung gebracht haͤtte. Stecke deine verdammte Naſe nur zum vor- aus in den Erfolg, wo du willſt ‒ ‒ Jch will verflucht ſeyn, wo du ihn herausbringen ſollſt, bis zu gehoͤriger Zeit und Stelle ‒ ‒ Und als- denn noch zu fruͤhe. Sie war kaum in ihre Kammer gekommen: ſo fand ich ein wenig Papier, als ich in meine ge- hen wollte. Jch nahm es auf und oͤffnete es: denn es war ſorgfaͤltig noch in ein anderes Pa- pier gewickelt und mit Nadeln zugeſteckt. Was ſollte es wohl anders ſeyn, als eine Handſchrift, die zur Beſtechung gegeben war, nebſt der fer- nern Verſprechung eines diamantenen Ringes, um Dorcas zu bewegen, daß ſie die Flucht ihrer Fraͤulein befoͤrderte. O! wie veraͤnderte ſich mein Sinn in einem Augenblick! ‒ ‒ Kling, kling, kling, kling, ging meine Fuͤnfter Theil. E e e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/807
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 801. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/807>, abgerufen am 24.11.2024.