rest - - Jedoch was schwatze ich mit dir? - - dein Verbrechen falle auf deinen Kopf - - Jch frage dich nur noch einmal: Bin ich itzo frey und mir selbst gelassen, oder nicht?
Jch bemühete mich, eine Rechtfertigung we- gen der Frauenzimmer vorzubringen und behau- ptete, daß sie wirklich die Personen gewesen wä- ren, für welche ich sie ausgegeben hätte - -
Nimm dir nicht heraus, unterbrach sie mich, so niederträchtig als du bist, ein einziges Wort zu deiner Vertheidigung in diesem Stücke zu sa- gen. Jch habe ihr Bezeigen, ihren Umgang, ihre übertriebene Bereitwilligkeit, sich alles ge- fallen zu lassen, was ich zu deinem Nachtheil sag- te, und ihre freye, aber doch gezwungen bedächt- liche und leichte Arten zu handeln überleget. Da der traurige Ausgang mir nun die Augen geöff- net hat; und ich in der kleinen Zwischenzeit, die mir gegönnet wird, was vorgegangen und geredet ist, mit einander zusammen gehalten habe: so wundere ich mich, daß ich das Betragen der lie- derlichen und einer ehrwürdigen Frauen ganz un- gleichen Weibsperson, die du nur ins Spiel ge- bracht hattest, mich verrätherisch zu betrügen, nicht von der rechtschaffenen Lady, welche du die Ehre hast, deine Tante zu nennen, zu unterschei- den, und das übertünchte Bild, welches du bey mir für die tugendhafte Fräulein Montague aus- gegeben, nicht zu entdecken gewußt habe.
Eine erstaunliche Lieblosigkeit bey einer Fräu- lein, die doch so tugendhaft ist! - - Wie? sollte
die
Fünfter Theil. T t
reſt ‒ ‒ Jedoch was ſchwatze ich mit dir? ‒ ‒ dein Verbrechen falle auf deinen Kopf ‒ ‒ Jch frage dich nur noch einmal: Bin ich itzo frey und mir ſelbſt gelaſſen, oder nicht?
Jch bemuͤhete mich, eine Rechtfertigung we- gen der Frauenzimmer vorzubringen und behau- ptete, daß ſie wirklich die Perſonen geweſen waͤ- ren, fuͤr welche ich ſie ausgegeben haͤtte ‒ ‒
Nimm dir nicht heraus, unterbrach ſie mich, ſo niedertraͤchtig als du biſt, ein einziges Wort zu deiner Vertheidigung in dieſem Stuͤcke zu ſa- gen. Jch habe ihr Bezeigen, ihren Umgang, ihre uͤbertriebene Bereitwilligkeit, ſich alles ge- fallen zu laſſen, was ich zu deinem Nachtheil ſag- te, und ihre freye, aber doch gezwungen bedaͤcht- liche und leichte Arten zu handeln uͤberleget. Da der traurige Ausgang mir nun die Augen geoͤff- net hat; und ich in der kleinen Zwiſchenzeit, die mir gegoͤnnet wird, was vorgegangen und geredet iſt, mit einander zuſammen gehalten habe: ſo wundere ich mich, daß ich das Betragen der lie- derlichen und einer ehrwuͤrdigen Frauen ganz un- gleichen Weibsperſon, die du nur ins Spiel ge- bracht hatteſt, mich verraͤtheriſch zu betruͤgen, nicht von der rechtſchaffenen Lady, welche du die Ehre haſt, deine Tante zu nennen, zu unterſchei- den, und das uͤbertuͤnchte Bild, welches du bey mir fuͤr die tugendhafte Fraͤulein Montague aus- gegeben, nicht zu entdecken gewußt habe.
Eine erſtaunliche Liebloſigkeit bey einer Fraͤu- lein, die doch ſo tugendhaft iſt! ‒ ‒ Wie? ſollte
die
Fuͤnfter Theil. T t
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reſt ‒ ‒ Jedoch was ſchwatze ich mit dir? ‒ ‒
dein Verbrechen falle auf deinen Kopf ‒ ‒ Jch
frage dich nur noch einmal: Bin ich itzo frey und
mir ſelbſt gelaſſen, oder nicht?
Jch bemuͤhete mich, eine Rechtfertigung we-
gen der Frauenzimmer vorzubringen und behau-
ptete, daß ſie wirklich die Perſonen geweſen waͤ-
ren, fuͤr welche ich ſie ausgegeben haͤtte ‒ ‒
Nimm dir nicht heraus, unterbrach ſie mich,
ſo niedertraͤchtig als du biſt, ein einziges Wort
zu deiner Vertheidigung in dieſem Stuͤcke zu ſa-
gen. Jch habe ihr Bezeigen, ihren Umgang,
ihre uͤbertriebene Bereitwilligkeit, ſich alles ge-
fallen zu laſſen, was ich zu deinem Nachtheil ſag-
te, und ihre freye, aber doch gezwungen bedaͤcht-
liche und leichte Arten zu handeln uͤberleget. Da
der traurige Ausgang mir nun die Augen geoͤff-
net hat; und ich in der kleinen Zwiſchenzeit, die
mir gegoͤnnet wird, was vorgegangen und geredet
iſt, mit einander zuſammen gehalten habe: ſo
wundere ich mich, daß ich das Betragen der lie-
derlichen und einer ehrwuͤrdigen Frauen ganz un-
gleichen Weibsperſon, die du nur ins Spiel ge-
bracht hatteſt, mich verraͤtheriſch zu betruͤgen,
nicht von der rechtſchaffenen Lady, welche du die
Ehre haſt, deine Tante zu nennen, zu unterſchei-
den, und das uͤbertuͤnchte Bild, welches du bey
mir fuͤr die tugendhafte Fraͤulein Montague aus-
gegeben, nicht zu entdecken gewußt habe.
Eine erſtaunliche Liebloſigkeit bey einer Fraͤu-
lein, die doch ſo tugendhaft iſt! ‒ ‒ Wie? ſollte
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/663>, abgerufen am 22.11.2024.
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