Hierauf nahm sie mehr Entschließung und Standhaftigkeit an! - - Jch will gehen! - - Jch will schon auffragen, wohin ich gehen muß! - - Jch will allein für mich gehen! - - Sie wäre gern bey mir weggehuschet.
Jch schlug meine Arme um sie herum und hielte sie zurück. Jch stellte ihr vor, wie übel sich die arme Charlotte befände, und wie viel un- ruhiger dieselbe ihre Ungeduld machen würde, wenn sie dahin ginge.
Sie wollte nichts glauben, was ich sagte: wo ich nicht alsobald eine Kutsche bestellte; weil sie der Lady Elisabeths Wagen nicht haben, und auch nicht zu der Fr. Leeson gehen sollte; und sie darinn nach Hampstead fahren ließe; so spät als es seyn möchte; und zwar ganz allein; das wäre desto besser. Sie hätte sich fest vorgenom- men, nicht eine Nacht mehr in dem Hause von solchen Leuten zu bleiben, die der Lady Elisabeth, auf ihre Nachfrage, nicht gut beschrieben wären. Dieß hatte sich meine schwatzhafte neue Verwandtinn thörichter Weise entfallen lassen, um sich selbst durch anderer Verklei- nerung ein gutes Ansehen zu geben. Alles in diesem Hause, und ein jedes Gesicht, verriethe so viele heimtückische Bosheit, als mein eignes. Du bist noch zu empfindlich, mein liebes Kind! dachte ich dabey.
Weil mir bange war, es möchte mit ihrem Verstande nicht gut aussehen; und ich sehr be- sorgte, daß sie vielleicht, ehe es morgen würde,
noch
Hierauf nahm ſie mehr Entſchließung und Standhaftigkeit an! ‒ ‒ Jch will gehen! ‒ ‒ Jch will ſchon auffragen, wohin ich gehen muß! ‒ ‒ Jch will allein fuͤr mich gehen! ‒ ‒ Sie waͤre gern bey mir weggehuſchet.
Jch ſchlug meine Arme um ſie herum und hielte ſie zuruͤck. Jch ſtellte ihr vor, wie uͤbel ſich die arme Charlotte befaͤnde, und wie viel un- ruhiger dieſelbe ihre Ungeduld machen wuͤrde, wenn ſie dahin ginge.
Sie wollte nichts glauben, was ich ſagte: wo ich nicht alſobald eine Kutſche beſtellte; weil ſie der Lady Eliſabeths Wagen nicht haben, und auch nicht zu der Fr. Leeſon gehen ſollte; und ſie darinn nach Hampſtead fahren ließe; ſo ſpaͤt als es ſeyn moͤchte; und zwar ganz allein; das waͤre deſto beſſer. Sie haͤtte ſich feſt vorgenom- men, nicht eine Nacht mehr in dem Hauſe von ſolchen Leuten zu bleiben, die der Lady Eliſabeth, auf ihre Nachfrage, nicht gut beſchrieben waͤren. Dieß hatte ſich meine ſchwatzhafte neue Verwandtinn thoͤrichter Weiſe entfallen laſſen, um ſich ſelbſt durch anderer Verklei- nerung ein gutes Anſehen zu geben. Alles in dieſem Hauſe, und ein jedes Geſicht, verriethe ſo viele heimtuͤckiſche Bosheit, als mein eignes. Du biſt noch zu empfindlich, mein liebes Kind! dachte ich dabey.
Weil mir bange war, es moͤchte mit ihrem Verſtande nicht gut ausſehen; und ich ſehr be- ſorgte, daß ſie vielleicht, ehe es morgen wuͤrde,
noch
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Hierauf nahm ſie mehr Entſchließung und
Standhaftigkeit an! ‒ ‒ Jch will gehen! ‒ ‒
Jch will ſchon auffragen, wohin ich gehen muß!
‒ ‒ Jch will allein fuͤr mich gehen! ‒ ‒ Sie
waͤre gern bey mir weggehuſchet.
Jch ſchlug meine Arme um ſie herum und
hielte ſie zuruͤck. Jch ſtellte ihr vor, wie uͤbel
ſich die arme Charlotte befaͤnde, und wie viel un-
ruhiger dieſelbe ihre Ungeduld machen wuͤrde,
wenn ſie dahin ginge.
Sie wollte nichts glauben, was ich ſagte:
wo ich nicht alſobald eine Kutſche beſtellte; weil
ſie der Lady Eliſabeths Wagen nicht haben, und
auch nicht zu der Fr. Leeſon gehen ſollte; und
ſie darinn nach Hampſtead fahren ließe; ſo ſpaͤt
als es ſeyn moͤchte; und zwar ganz allein; das
waͤre deſto beſſer. Sie haͤtte ſich feſt vorgenom-
men, nicht eine Nacht mehr in dem Hauſe von
ſolchen Leuten zu bleiben, die der Lady Eliſabeth,
auf ihre Nachfrage, nicht gut beſchrieben waͤren.
Dieß hatte ſich meine ſchwatzhafte neue
Verwandtinn thoͤrichter Weiſe entfallen
laſſen, um ſich ſelbſt durch anderer Verklei-
nerung ein gutes Anſehen zu geben. Alles
in dieſem Hauſe, und ein jedes Geſicht, verriethe
ſo viele heimtuͤckiſche Bosheit, als mein eignes.
Du biſt noch zu empfindlich, mein liebes
Kind! dachte ich dabey.
Weil mir bange war, es moͤchte mit ihrem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/596>, abgerufen am 22.11.2024.
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