Aber wie wird es mit ihren Wappen und Federbüschen auf der Kutsche und dem Geschirre werden?
Weißt du nicht, daß eine Miethkutsche statt ihrer eignen dienen muß, weil diese unterdessen neu ausgeschlagen und ausgebessert wird? Sie will sich die Gelegenheit zu Nutze machen, da sie in der Stadt ist. Auf dem Lande kann ihr nichts von dergleichen Dingen nach ihrem Sinne ge- macht werden. Die Livereyen werden denen, welche Lady Elisabeth giebt, nahe kommen.
Du hast die Lady Elisabeth Lawrance ver- schiedne mal gesehen. - - - Nicht wahr, Bruder?
Nein, in meinem Leben nicht einmal.
Ey allerdings hast du sie gesehen und so gar bey ihr gelegen: oder das Gerücht thut dir mehr Ehre, als du verdienest. - - Wie, Bruder, kennst du nicht den andern Namen der Lady Eli- sabeth? Den andern Namen! - - Hat sie zween?
Freylich. Was denkst du wohl von der Lady Barbara Wallis?
O der Teufel!
Nun bist du auf dem rechten Wege. Lady Barbara, weißt du, ist nach ihren Umständen, und aus Stolz etwas hoch, und erscheint oder zeigt sich niemals, als nur bey besondern Gele- genheiten - - vor Personen von Stande oder Werth eine Herzoginn, oder wenigstens eine Grä- sinn vorzustellen. Etwas erhabenes in ihrem
Wesen,
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Aber wie wird es mit ihren Wappen und Federbuͤſchen auf der Kutſche und dem Geſchirre werden?
Weißt du nicht, daß eine Miethkutſche ſtatt ihrer eignen dienen muß, weil dieſe unterdeſſen neu ausgeſchlagen und ausgebeſſert wird? Sie will ſich die Gelegenheit zu Nutze machen, da ſie in der Stadt iſt. Auf dem Lande kann ihr nichts von dergleichen Dingen nach ihrem Sinne ge- macht werden. Die Livereyen werden denen, welche Lady Eliſabeth giebt, nahe kommen.
Du haſt die Lady Eliſabeth Lawrance ver- ſchiedne mal geſehen. ‒ ‒ ‒ Nicht wahr, Bruder?
Nein, in meinem Leben nicht einmal.
Ey allerdings haſt du ſie geſehen und ſo gar bey ihr gelegen: oder das Geruͤcht thut dir mehr Ehre, als du verdieneſt. ‒ ‒ Wie, Bruder, kennſt du nicht den andern Namen der Lady Eli- ſabeth? Den andern Namen! ‒ ‒ Hat ſie zween?
Freylich. Was denkſt du wohl von der Lady Barbara Wallis?
O der Teufel!
Nun biſt du auf dem rechten Wege. Lady Barbara, weißt du, iſt nach ihren Umſtaͤnden, und aus Stolz etwas hoch, und erſcheint oder zeigt ſich niemals, als nur bey beſondern Gele- genheiten ‒ ‒ vor Perſonen von Stande oder Werth eine Herzoginn, oder wenigſtens eine Graͤ- ſinn vorzuſtellen. Etwas erhabenes in ihrem
Weſen,
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Aber wie wird es mit ihren Wappen und
Federbuͤſchen auf der Kutſche und dem Geſchirre
werden?
Weißt du nicht, daß eine Miethkutſche ſtatt
ihrer eignen dienen muß, weil dieſe unterdeſſen
neu ausgeſchlagen und ausgebeſſert wird? Sie
will ſich die Gelegenheit zu Nutze machen, da ſie
in der Stadt iſt. Auf dem Lande kann ihr nichts
von dergleichen Dingen nach ihrem Sinne ge-
macht werden. Die Livereyen werden denen,
welche Lady Eliſabeth giebt, nahe kommen.
Du haſt die Lady Eliſabeth Lawrance ver-
ſchiedne mal geſehen. ‒ ‒ ‒ Nicht wahr,
Bruder?
Nein, in meinem Leben nicht einmal.
Ey allerdings haſt du ſie geſehen und ſo gar
bey ihr gelegen: oder das Geruͤcht thut dir mehr
Ehre, als du verdieneſt. ‒ ‒ Wie, Bruder,
kennſt du nicht den andern Namen der Lady Eli-
ſabeth? Den andern Namen! ‒ ‒ Hat ſie
zween?
Freylich. Was denkſt du wohl von der Lady
Barbara Wallis?
O der Teufel!
Nun biſt du auf dem rechten Wege. Lady
Barbara, weißt du, iſt nach ihren Umſtaͤnden,
und aus Stolz etwas hoch, und erſcheint oder
zeigt ſich niemals, als nur bey beſondern Gele-
genheiten ‒ ‒ vor Perſonen von Stande oder
Werth eine Herzoginn, oder wenigſtens eine Graͤ-
ſinn vorzuſtellen. Etwas erhabenes in ihrem
Weſen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/573>, abgerufen am 24.11.2024.
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