genes Leben auf Eitelkeit und Unruhe des Gei- stes hinausleiten.
So viel ist gewiß, daß ich niemals eine Weibsperson finden werde, die so wohl nach mei- nem Geschmack sey, als die Fräulein Clarissa Harlowe. Jch wünsche nur, wo ich den Tag er- lebe, ein solches Frauenzimmer, als sie ist, zu ha- ben, welches mir den Abend meiner Tage ver- gnügt und angenehm mache. Jch habe es oft als ein Unglück für uns beyde angesehen, daß ein so vortreffliches Kind für die Zeit, da ich mich zu meiner Lebensart auf den Weg machte, ein wenig zu spät, und bey meinem Fortgange auf demselben ein wenig zu frühe, eher als ich an die Rückkehr gedenken kann, aufgeschossen ist. Gleichwohl, da ich nun einmal auf meinem We- ge an diese liebenswürdige Reisende gerathen bin: so kann ich nicht anders, als wünschen, daß sie mir auf meiner noch übrigen Reise Gesellschaft leiste, wenn sie auch mir zu gefallen aus ihrer ei- genen Bahn treten sollte. Vielleicht könntenwir alsdenn am Abend in einerley Herberge einkeh- ren, und in unserm Umgange mit einander recht glückselig seyn: indem wir uns die Schwierig- keiten und die Gefahr auf unserm Wege zu der- selben wieder erzählten.
Jch denke, du wirst wohl vermuthen können, daß einige Stellen in diesem Briefe in der Stadt geschrieben sind. Wahrlich, Bruder, ich muß gestehen, daß die Luft zu Westminster ein wenig gröber, als zu Hampstead, und der Umgang mit
der
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genes Leben auf Eitelkeit und Unruhe des Gei- ſtes hinausleiten.
So viel iſt gewiß, daß ich niemals eine Weibsperſon finden werde, die ſo wohl nach mei- nem Geſchmack ſey, als die Fraͤulein Clariſſa Harlowe. Jch wuͤnſche nur, wo ich den Tag er- lebe, ein ſolches Frauenzimmer, als ſie iſt, zu ha- ben, welches mir den Abend meiner Tage ver- gnuͤgt und angenehm mache. Jch habe es oft als ein Ungluͤck fuͤr uns beyde angeſehen, daß ein ſo vortreffliches Kind fuͤr die Zeit, da ich mich zu meiner Lebensart auf den Weg machte, ein wenig zu ſpaͤt, und bey meinem Fortgange auf demſelben ein wenig zu fruͤhe, eher als ich an die Ruͤckkehr gedenken kann, aufgeſchoſſen iſt. Gleichwohl, da ich nun einmal auf meinem We- ge an dieſe liebenswuͤrdige Reiſende gerathen bin: ſo kann ich nicht anders, als wuͤnſchen, daß ſie mir auf meiner noch uͤbrigen Reiſe Geſellſchaft leiſte, wenn ſie auch mir zu gefallen aus ihrer ei- genen Bahn treten ſollte. Vielleicht koͤnntenwir alsdenn am Abend in einerley Herberge einkeh- ren, und in unſerm Umgange mit einander recht gluͤckſelig ſeyn: indem wir uns die Schwierig- keiten und die Gefahr auf unſerm Wege zu der- ſelben wieder erzaͤhlten.
Jch denke, du wirſt wohl vermuthen koͤnnen, daß einige Stellen in dieſem Briefe in der Stadt geſchrieben ſind. Wahrlich, Bruder, ich muß geſtehen, daß die Luft zu Weſtminſter ein wenig groͤber, als zu Hampſtead, und der Umgang mit
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genes Leben auf Eitelkeit und Unruhe des Gei-
ſtes hinausleiten.
So viel iſt gewiß, daß ich niemals eine
Weibsperſon finden werde, die ſo wohl nach mei-
nem Geſchmack ſey, als die Fraͤulein Clariſſa
Harlowe. Jch wuͤnſche nur, wo ich den Tag er-
lebe, ein ſolches Frauenzimmer, als ſie iſt, zu ha-
ben, welches mir den Abend meiner Tage ver-
gnuͤgt und angenehm mache. Jch habe es oft
als ein Ungluͤck fuͤr uns beyde angeſehen, daß ein
ſo vortreffliches Kind fuͤr die Zeit, da ich mich
zu meiner Lebensart auf den Weg machte,
ein wenig zu ſpaͤt, und bey meinem Fortgange
auf demſelben ein wenig zu fruͤhe, eher als ich
an die Ruͤckkehr gedenken kann, aufgeſchoſſen iſt.
Gleichwohl, da ich nun einmal auf meinem We-
ge an dieſe liebenswuͤrdige Reiſende gerathen bin:
ſo kann ich nicht anders, als wuͤnſchen, daß ſie
mir auf meiner noch uͤbrigen Reiſe Geſellſchaft
leiſte, wenn ſie auch mir zu gefallen aus ihrer ei-
genen Bahn treten ſollte. Vielleicht koͤnntenwir
alsdenn am Abend in einerley Herberge einkeh-
ren, und in unſerm Umgange mit einander recht
gluͤckſelig ſeyn: indem wir uns die Schwierig-
keiten und die Gefahr auf unſerm Wege zu der-
ſelben wieder erzaͤhlten.
Jch denke, du wirſt wohl vermuthen koͤnnen,
daß einige Stellen in dieſem Briefe in der Stadt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/559>, abgerufen am 22.11.2024.
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