haften Umständen über den Hals gekommen war etc.] Es kommt mir selbst wunderbar vor. Wenn ich noch einmal eine so bequeme Gelegenheit bekomme: so, glaube ich, soll die Ursache zu unserer beyden Verwunderung wegfallen.
Du siehst, daß Tomlinson noch weiter entdecket ist. Es ist keine solche Person vorhanden, als Fr. Fretchville seyn soll. O daß doch ein Blitz vom Himmel - - O Gott, o Gott, o Gott! - - Was für ein abscheulich ungestümes Mägdchen ist dieß! - - Meine Rotte, ja so gar meine gewissenlose Rotte wird berühret - - Und du willst diesen Mägd- chens noch wieder das Wort reden? Willst du? - - Der Himmel sey gepriesen, schreibt sie, daß ihre Freundinn außer Gefahr ist - - - Fräulein Howe sollte erst gewisse Nachricht haben, daß dieß wahr, und daß sie selbst sicher ist. - - Bey dieser Heldinn hät- te ich gewiß, wie ich oft gesagt habe, meine Sache besser machen müssen.
Sie hat neue Historien von mir, Bruder! - - Was können das für Historien seyn? - - Jch habe nicht gefunden, daß mein edelmüthiges Ver- fahren gegen mein Rosenknöspchen mir jemals bey diesen beyden Freundinnen die verdiente Achtung zuwege gebracht hat. Es ist sehr hart, Belford, daß zum Besten eines liederlichen Kerls nicht so wohl, als eines jeden gemeinen Mannes, die ausgeliehenen Güter gegen die Schulden gesetzt und die Rechnun- gen darnach gehörig gemacht werden können! - - Allein, von wem man nichts gutes erwartet, dem rechnet man das Gute, was er thut, nicht an.
Jch hätte ein wenig mehr auf den Ruf bey den Leuten sehen sollen, als ich gethan habe. Denn ob gleich die Regeln von dem, was gut und böse ist, für so klar und unstreitig ausgegeben worden: so muß ich dir doch sagen, daß der Ruf bey den Leu- ten den Ausschlag giebet und jedermann hinreißet.
Laß
Fünfter Theil. L l
haften Umſtaͤnden uͤber den Hals gekommen war ꝛc.] Es kommt mir ſelbſt wunderbar vor. Wenn ich noch einmal eine ſo bequeme Gelegenheit bekomme: ſo, glaube ich, ſoll die Urſache zu unſerer beyden Verwunderung wegfallen.
Du ſiehſt, daß Tomlinſon noch weiter entdecket iſt. Es iſt keine ſolche Perſon vorhanden, als Fr. Fretchville ſeyn ſoll. O daß doch ein Blitz vom Himmel ‒ ‒ O Gott, o Gott, o Gott! ‒ ‒ Was fuͤr ein abſcheulich ungeſtuͤmes Maͤgdchen iſt dieß! ‒ ‒ Meine Rotte, ja ſo gar meine gewiſſenloſe Rotte wird beruͤhret ‒ ‒ Und du willſt dieſen Maͤgd- chens noch wieder das Wort reden? Willſt du? ‒ ‒ Der Himmel ſey geprieſen, ſchreibt ſie, daß ihre Freundinn außer Gefahr iſt ‒ ‒ ‒ Fraͤulein Howe ſollte erſt gewiſſe Nachricht haben, daß dieß wahr, und daß ſie ſelbſt ſicher iſt. ‒ ‒ Bey dieſer Heldinn haͤt- te ich gewiß, wie ich oft geſagt habe, meine Sache beſſer machen muͤſſen.
Sie hat neue Hiſtorien von mir, Bruder! ‒ ‒ Was koͤnnen das fuͤr Hiſtorien ſeyn? ‒ ‒ Jch habe nicht gefunden, daß mein edelmuͤthiges Ver- fahren gegen mein Roſenknoͤspchen mir jemals bey dieſen beyden Freundinnen die verdiente Achtung zuwege gebracht hat. Es iſt ſehr hart, Belford, daß zum Beſten eines liederlichen Kerls nicht ſo wohl, als eines jeden gemeinen Mannes, die ausgeliehenen Guͤter gegen die Schulden geſetzt und die Rechnun- gen darnach gehoͤrig gemacht werden koͤnnen! ‒ ‒ Allein, von wem man nichts gutes erwartet, dem rechnet man das Gute, was er thut, nicht an.
Jch haͤtte ein wenig mehr auf den Ruf bey den Leuten ſehen ſollen, als ich gethan habe. Denn ob gleich die Regeln von dem, was gut und boͤſe iſt, fuͤr ſo klar und unſtreitig ausgegeben worden: ſo muß ich dir doch ſagen, daß der Ruf bey den Leu- ten den Ausſchlag giebet und jedermann hinreißet.
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Fuͤnfter Theil. L l
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haften Umſtaͤnden uͤber den Hals gekommen war ꝛc.]
Es kommt mir ſelbſt wunderbar vor. Wenn ich
noch einmal eine ſo bequeme Gelegenheit bekomme:
ſo, glaube ich, ſoll die Urſache zu unſerer beyden
Verwunderung wegfallen.
Du ſiehſt, daß Tomlinſon noch weiter entdecket
iſt. Es iſt keine ſolche Perſon vorhanden, als Fr.
Fretchville ſeyn ſoll. O daß doch ein Blitz vom
Himmel ‒ ‒ O Gott, o Gott, o Gott! ‒ ‒ Was
fuͤr ein abſcheulich ungeſtuͤmes Maͤgdchen iſt dieß!
‒ ‒ Meine Rotte, ja ſo gar meine gewiſſenloſe
Rotte wird beruͤhret ‒ ‒ Und du willſt dieſen Maͤgd-
chens noch wieder das Wort reden? Willſt du? ‒ ‒
Der Himmel ſey geprieſen, ſchreibt ſie, daß ihre
Freundinn außer Gefahr iſt ‒ ‒ ‒ Fraͤulein Howe ſollte
erſt gewiſſe Nachricht haben, daß dieß wahr, und
daß ſie ſelbſt ſicher iſt. ‒ ‒ Bey dieſer Heldinn haͤt-
te ich gewiß, wie ich oft geſagt habe, meine Sache
beſſer machen muͤſſen.
Sie hat neue Hiſtorien von mir, Bruder! ‒ ‒
Was koͤnnen das fuͤr Hiſtorien ſeyn? ‒ ‒ Jch
habe nicht gefunden, daß mein edelmuͤthiges Ver-
fahren gegen mein Roſenknoͤspchen mir jemals bey
dieſen beyden Freundinnen die verdiente Achtung
zuwege gebracht hat. Es iſt ſehr hart, Belford,
daß zum Beſten eines liederlichen Kerls nicht ſo wohl,
als eines jeden gemeinen Mannes, die ausgeliehenen
Guͤter gegen die Schulden geſetzt und die Rechnun-
gen darnach gehoͤrig gemacht werden koͤnnen! ‒ ‒
Allein, von wem man nichts gutes erwartet, dem
rechnet man das Gute, was er thut, nicht an.
Jch haͤtte ein wenig mehr auf den Ruf bey den
Leuten ſehen ſollen, als ich gethan habe. Denn
ob gleich die Regeln von dem, was gut und boͤſe
iſt, fuͤr ſo klar und unſtreitig ausgegeben worden:
ſo muß ich dir doch ſagen, daß der Ruf bey den Leu-
ten den Ausſchlag giebet und jedermann hinreißet.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/535>, abgerufen am 22.11.2024.
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