aber ich wußte besser, was mir gebührte, als einer vornehmen Frauensperson starr ins Gesicht zu se- hen; sunderlich an einem Stege.
Witw. Wollt ihr etwas essen oder trinken, mein Freund?
Der Kerl. Einen Krug schwach Bier soll ich wohl nicht ausschlagen.
Witw. Margaret, nehmt den jungen Men- schen hinunter, und gebt ihm, was das Haus ver- mag, zu essen.
Der Kerl. Jch bedanke mich, Madame- Jch habe eben dort auf der Haide erst gegessen, wie ich des Weges kam: sonst wäre ich eher hier gewesen; wenn ich die Wahrheit sagen soll. - - Dank sey meinem Gestirne, dachte ich, daß du das gethan hast! - - Es war eben ein Stück Peckelfleisch auf dem Tische in dem Wirths- hause zur Burg, wo ich abstieg, nach diesem Hau- se zu fragen: und so kunnt ichs nicht helfen, ich mußte essen, ob schon ich nur willens war, mei- nen Hals naß zu machen. So soll ich allein ihr Bier kosten: denn das Rindfleisch war wunder- stark gesalzen.
Darauf ging er mit Bücken und Kratzen fort.
Der Henker hole dich, waren meine Gedan- ken: gehe deines Weges, geschwätziger Bube!
Jch wischte aus dem Closet heraus und rief ganz leise in einer Weibsstimme, mit der Saal- thüre in der Hand: Margaret, schaffet ihn aus
dem
aber ich wußte beſſer, was mir gebuͤhrte, als einer vornehmen Frauensperſon ſtarr ins Geſicht zu ſe- hen; ſunderlich an einem Stege.
Witw. Wollt ihr etwas eſſen oder trinken, mein Freund?
Der Kerl. Einen Krug ſchwach Bier ſoll ich wohl nicht ausſchlagen.
Witw. Margaret, nehmt den jungen Men- ſchen hinunter, und gebt ihm, was das Haus ver- mag, zu eſſen.
Der Kerl. Jch bedanke mich, Madame- Jch habe eben dort auf der Haide erſt gegeſſen, wie ich des Weges kam: ſonſt waͤre ich eher hier geweſen; wenn ich die Wahrheit ſagen ſoll. ‒ ‒ Dank ſey meinem Geſtirne, dachte ich, daß du das gethan haſt! ‒ ‒ Es war eben ein Stuͤck Peckelfleiſch auf dem Tiſche in dem Wirths- hauſe zur Burg, wo ich abſtieg, nach dieſem Hau- ſe zu fragen: und ſo kunnt ichs nicht helfen, ich mußte eſſen, ob ſchon ich nur willens war, mei- nen Hals naß zu machen. So ſoll ich allein ihr Bier koſten: denn das Rindfleiſch war wunder- ſtark geſalzen.
Darauf ging er mit Buͤcken und Kratzen fort.
Der Henker hole dich, waren meine Gedan- ken: gehe deines Weges, geſchwaͤtziger Bube!
Jch wiſchte aus dem Cloſet heraus und rief ganz leiſe in einer Weibsſtimme, mit der Saal- thuͤre in der Hand: Margaret, ſchaffet ihn aus
dem
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aber ich wußte beſſer, was mir gebuͤhrte, als einer
vornehmen Frauensperſon ſtarr ins Geſicht zu ſe-
hen; ſunderlich an einem Stege.
Witw. Wollt ihr etwas eſſen oder trinken,
mein Freund?
Der Kerl. Einen Krug ſchwach Bier ſoll
ich wohl nicht ausſchlagen.
Witw. Margaret, nehmt den jungen Men-
ſchen hinunter, und gebt ihm, was das Haus ver-
mag, zu eſſen.
Der Kerl. Jch bedanke mich, Madame-
Jch habe eben dort auf der Haide erſt gegeſſen,
wie ich des Weges kam: ſonſt waͤre ich eher hier
geweſen; wenn ich die Wahrheit ſagen ſoll. ‒ ‒
Dank ſey meinem Geſtirne, dachte ich, daß
du das gethan haſt! ‒ ‒ Es war eben ein
Stuͤck Peckelfleiſch auf dem Tiſche in dem Wirths-
hauſe zur Burg, wo ich abſtieg, nach dieſem Hau-
ſe zu fragen: und ſo kunnt ichs nicht helfen, ich
mußte eſſen, ob ſchon ich nur willens war, mei-
nen Hals naß zu machen. So ſoll ich allein ihr
Bier koſten: denn das Rindfleiſch war wunder-
ſtark geſalzen.
Darauf ging er mit Buͤcken und Kratzen
fort.
Der Henker hole dich, waren meine Gedan-
ken: gehe deines Weges, geſchwaͤtziger Bube!
Jch wiſchte aus dem Cloſet heraus und rief
ganz leiſe in einer Weibsſtimme, mit der Saal-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/518>, abgerufen am 22.11.2024.
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