in allen, wie die unversöhnliche Schöne sagen würde.
Jch habe bey allen meinen Betrachtungen die Absicht, nichts zu wiederholen, wenigstens mich bey nichts aufzuhalten, was ich dir schon zuvor geschrieben habe: wenn sich auch der Zustand der Sachen nicht geändert hat. Daher bitte ich dich meine alten Gründe, sonderlich die, welche in meiner Antwort (*) auf deinen letzten Unsinn vol- ler Vorwürfe enthalten sind, wiederum zu über- legen und die neuen, wie sie mir aus der Feder gehen, darzu zu nehmen. Alsdenn werde ich mich selbst für unüberwindlich ansehen: - - we- nigstens in so fern als ich wie ein liederlicher Kerl mit einem liederlichen Kerl Gründe und Ge- gengründe gegen einander halte.
Jch halte es für ein wesentliches Stück zu meiner Glückseligkeit, daß ich diese Fräulein ge- winne. Jst es aber nicht allen Menschen na- türlich, den Besitz desjenigen zu suchen, wodurch sie glücklich zu werden gedenken: der Gegenstand selbst mag in anderer Augen mehr oder weniger beträchtlich seyn?
Stößest du dich etwa an der Art und Weise, wie ich sie zu erhalten suche, durch falsche Eid- schwüre, Gelübde und dergleichen? - - Ey! er- zählen uns nicht schon die alten Dichter vor zwey tausend Jahren und weiter hinaus, daß Jupiter über die Meineyde der Verliebten nur lachet? Erlaube mir zu dem, was ich schon ehemals zu
diesem
(*) Siehe den V Brief dieses Theils.
in allen, wie die unverſoͤhnliche Schoͤne ſagen wuͤrde.
Jch habe bey allen meinen Betrachtungen die Abſicht, nichts zu wiederholen, wenigſtens mich bey nichts aufzuhalten, was ich dir ſchon zuvor geſchrieben habe: wenn ſich auch der Zuſtand der Sachen nicht geaͤndert hat. Daher bitte ich dich meine alten Gruͤnde, ſonderlich die, welche in meiner Antwort (*) auf deinen letzten Unſinn vol- ler Vorwuͤrfe enthalten ſind, wiederum zu uͤber- legen und die neuen, wie ſie mir aus der Feder gehen, darzu zu nehmen. Alsdenn werde ich mich ſelbſt fuͤr unuͤberwindlich anſehen: ‒ ‒ we- nigſtens in ſo fern als ich wie ein liederlicher Kerl mit einem liederlichen Kerl Gruͤnde und Ge- gengruͤnde gegen einander halte.
Jch halte es fuͤr ein weſentliches Stuͤck zu meiner Gluͤckſeligkeit, daß ich dieſe Fraͤulein ge- winne. Jſt es aber nicht allen Menſchen na- tuͤrlich, den Beſitz desjenigen zu ſuchen, wodurch ſie gluͤcklich zu werden gedenken: der Gegenſtand ſelbſt mag in anderer Augen mehr oder weniger betraͤchtlich ſeyn?
Stoͤßeſt du dich etwa an der Art und Weiſe, wie ich ſie zu erhalten ſuche, durch falſche Eid- ſchwuͤre, Geluͤbde und dergleichen? ‒ ‒ Ey! er- zaͤhlen uns nicht ſchon die alten Dichter vor zwey tauſend Jahren und weiter hinaus, daß Jupiter uͤber die Meineyde der Verliebten nur lachet? Erlaube mir zu dem, was ich ſchon ehemals zu
dieſem
(*) Siehe den V Brief dieſes Theils.
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in allen, wie die unverſoͤhnliche Schoͤne ſagen
wuͤrde.
Jch habe bey allen meinen Betrachtungen die
Abſicht, nichts zu wiederholen, wenigſtens mich
bey nichts aufzuhalten, was ich dir ſchon zuvor
geſchrieben habe: wenn ſich auch der Zuſtand der
Sachen nicht geaͤndert hat. Daher bitte ich dich
meine alten Gruͤnde, ſonderlich die, welche in
meiner Antwort (*) auf deinen letzten Unſinn vol-
ler Vorwuͤrfe enthalten ſind, wiederum zu uͤber-
legen und die neuen, wie ſie mir aus der Feder
gehen, darzu zu nehmen. Alsdenn werde ich
mich ſelbſt fuͤr unuͤberwindlich anſehen: ‒ ‒ we-
nigſtens in ſo fern als ich wie ein liederlicher
Kerl mit einem liederlichen Kerl Gruͤnde und Ge-
gengruͤnde gegen einander halte.
Jch halte es fuͤr ein weſentliches Stuͤck zu
meiner Gluͤckſeligkeit, daß ich dieſe Fraͤulein ge-
winne. Jſt es aber nicht allen Menſchen na-
tuͤrlich, den Beſitz desjenigen zu ſuchen, wodurch
ſie gluͤcklich zu werden gedenken: der Gegenſtand
ſelbſt mag in anderer Augen mehr oder weniger
betraͤchtlich ſeyn?
Stoͤßeſt du dich etwa an der Art und Weiſe,
wie ich ſie zu erhalten ſuche, durch falſche Eid-
ſchwuͤre, Geluͤbde und dergleichen? ‒ ‒ Ey! er-
zaͤhlen uns nicht ſchon die alten Dichter vor zwey
tauſend Jahren und weiter hinaus, daß Jupiter
uͤber die Meineyde der Verliebten nur lachet?
Erlaube mir zu dem, was ich ſchon ehemals zu
dieſem
(*) Siehe den V Brief dieſes Theils.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/485>, abgerufen am 22.11.2024.
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