einer Tochter: eines Sohnes, der durch seine eigne Heftigkeit, welcher sie vielleicht vorbeugen können, auf ewig für sie und für die ganze Fa- milie verlohren seyn kann.
Sie war stille. Sie weinte. Sie gestand, daß sie die Stärke dieses Bewegungsgrundes merkte.
Jch will diesem guten Kerl sein Glück machen, dachte ich.
Capit. Erlauben sie mir, gnädige Fräu- lein, ihnen zu sagen, daß es meinen Gedanken nach nicht schwer seyn würde, ihren Onkel, wenn sie darauf bestehen, dahin zu vermögen, daß er in geheim zur Stadt komme, und sie mit eigner Hand dem Herrn Lovelace gebe. - - Je- doch ausgenommen, wenn ihr gegenwärtiges Misverständniß ihm zu Ohren kommen sollte.
Cl. Aber, mein Herr, warum sollte ich mich so sehr vor meinem Bruder fürchten? Mein Bruder hat mich beleidiget, nicht ich ihn. Soll ich vor meinem Bruder Schutz bey Herr Love- lace suchen? Wer soll mich denn vor Herrn Lo- velace schützen. - - Wird mir der eine wohl das bieten, was mir der andere geboten hat? - - - Der gottlose, undankbare Mensch! daß er einem verlassenen Frauenzimmer, ohne Freunde, ohne Schutz, das noch dazu durch ihn ihrer Freunde beraubet ist, Schimpf anzuthun suchet - - Jch kann unmöglich, ich kann unmöglich von ihm auf die Art mehr denken, wie ich ehedem von ihm dachte. Er hat nichts mit mir zu thun. Er mag mich verlassen.
Mein
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einer Tochter: eines Sohnes, der durch ſeine eigne Heftigkeit, welcher ſie vielleicht vorbeugen koͤnnen, auf ewig fuͤr ſie und fuͤr die ganze Fa- milie verlohren ſeyn kann.
Sie war ſtille. Sie weinte. Sie geſtand, daß ſie die Staͤrke dieſes Bewegungsgrundes merkte.
Jch will dieſem guten Kerl ſein Gluͤck machen, dachte ich.
Capit. Erlauben ſie mir, gnaͤdige Fraͤu- lein, ihnen zu ſagen, daß es meinen Gedanken nach nicht ſchwer ſeyn wuͤrde, ihren Onkel, wenn ſie darauf beſtehen, dahin zu vermoͤgen, daß er in geheim zur Stadt komme, und ſie mit eigner Hand dem Herrn Lovelace gebe. ‒ ‒ Je- doch ausgenommen, wenn ihr gegenwaͤrtiges Misverſtaͤndniß ihm zu Ohren kommen ſollte.
Cl. Aber, mein Herr, warum ſollte ich mich ſo ſehr vor meinem Bruder fuͤrchten? Mein Bruder hat mich beleidiget, nicht ich ihn. Soll ich vor meinem Bruder Schutz bey Herr Love- lace ſuchen? Wer ſoll mich denn vor Herrn Lo- velace ſchuͤtzen. ‒ ‒ Wird mir der eine wohl das bieten, was mir der andere geboten hat? ‒ ‒ ‒ Der gottloſe, undankbare Menſch! daß er einem verlaſſenen Frauenzimmer, ohne Freunde, ohne Schutz, das noch dazu durch ihn ihrer Freunde beraubet iſt, Schimpf anzuthun ſuchet ‒ ‒ Jch kann unmoͤglich, ich kann unmoͤglich von ihm auf die Art mehr denken, wie ich ehedem von ihm dachte. Er hat nichts mit mir zu thun. Er mag mich verlaſſen.
Mein
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einer Tochter: eines Sohnes, der durch ſeine
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milie verlohren ſeyn kann.
Sie war ſtille. Sie weinte. Sie geſtand,
daß ſie die Staͤrke dieſes Bewegungsgrundes
merkte.
Jch will dieſem guten Kerl ſein Gluͤck machen,
dachte ich.
Capit. Erlauben ſie mir, gnaͤdige Fraͤu-
lein, ihnen zu ſagen, daß es meinen Gedanken
nach nicht ſchwer ſeyn wuͤrde, ihren Onkel,
wenn ſie darauf beſtehen, dahin zu vermoͤgen,
daß er in geheim zur Stadt komme, und ſie mit
eigner Hand dem Herrn Lovelace gebe. ‒ ‒ Je-
doch ausgenommen, wenn ihr gegenwaͤrtiges
Misverſtaͤndniß ihm zu Ohren kommen ſollte.
Cl. Aber, mein Herr, warum ſollte ich mich
ſo ſehr vor meinem Bruder fuͤrchten? Mein
Bruder hat mich beleidiget, nicht ich ihn. Soll
ich vor meinem Bruder Schutz bey Herr Love-
lace ſuchen? Wer ſoll mich denn vor Herrn Lo-
velace ſchuͤtzen. ‒ ‒ Wird mir der eine wohl das
bieten, was mir der andere geboten hat? ‒ ‒ ‒
Der gottloſe, undankbare Menſch! daß er einem
verlaſſenen Frauenzimmer, ohne Freunde, ohne
Schutz, das noch dazu durch ihn ihrer Freunde
beraubet iſt, Schimpf anzuthun ſuchet ‒ ‒ Jch kann
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/411>, abgerufen am 22.11.2024.
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