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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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trieben hatte, bis ich vermnthete, daß sie roth seyn
müßten: so wandte ich mich wieder zu den Weibs-
leuten und zog mein Brieftasche hervor. Jch will
ihnen einen Brief zeigen - - Hier ist er - - Lesen
sie ihn, Jungfer Rawlins, wo es ihnen gefällig
ist - - Sie werden daraus noch mehr versichert
werden, wie sehr meine ganze Familie zum vor-
aus eingenommen ist, sie zu bewundern. Jch
bin frey darinn getadelt - - Das bin ich auch
in den andern beyden: allein nach dem, was ich
ihnen erzählet habe, darf nichts für sie beyde ein
Geheimniß seyn.

Sie nahm ihn mit einem solchen Ansehen,
das von heftiger Neubegierde zeugte, und besahe
das Siegel, welches mit prächtigen Zierrathen
gekrönet war, und die Ausschrift, die sie ganz aus
las: Herrn Robert Lovelace - - Ja Mada-
me - Ja Mademoiselle - das ist mein Name
- Hier gab ich mir selbst ein Ansehen: ob ich es
ihnen gleich schon vorher gesagt hatte - - Jch
schäme mich nicht davor. Meiner Gemahlinn
jungfräulicher Name - - Unehlicher Name
sollte ich vielmehr sagen - - wie thöricht bin ich!
- Vor Verdruß rieb ich mir die Wangen.
Thöricht genug war ich, Bruder, in meinem
Gewissen!
- - war Harlowe - Clarissa Har-
lowe - - Sie haben gehört, daß ich sie meine
Clarissa
nannte.

Jch hörte es wohl: aber ich dachte, es wäre
ein erdichteter oder ein Liebesname, sagte Jungser
Rawlins.

Jch
S 3



trieben hatte, bis ich vermnthete, daß ſie roth ſeyn
muͤßten: ſo wandte ich mich wieder zu den Weibs-
leuten und zog mein Brieftaſche hervor. Jch will
ihnen einen Brief zeigen ‒ ‒ Hier iſt er ‒ ‒ Leſen
ſie ihn, Jungfer Rawlins, wo es ihnen gefaͤllig
iſt ‒ ‒ Sie werden daraus noch mehr verſichert
werden, wie ſehr meine ganze Familie zum vor-
aus eingenommen iſt, ſie zu bewundern. Jch
bin frey darinn getadelt ‒ ‒ Das bin ich auch
in den andern beyden: allein nach dem, was ich
ihnen erzaͤhlet habe, darf nichts fuͤr ſie beyde ein
Geheimniß ſeyn.

Sie nahm ihn mit einem ſolchen Anſehen,
das von heftiger Neubegierde zeugte, und beſahe
das Siegel, welches mit praͤchtigen Zierrathen
gekroͤnet war, und die Auſſchrift, die ſie ganz aus
las: Herrn Robert Lovelace ‒ ‒ Ja Mada-
me ‒ Ja Mademoiſelle ‒ das iſt mein Name
‒ Hier gab ich mir ſelbſt ein Anſehen: ob ich es
ihnen gleich ſchon vorher geſagt hatte ‒ ‒ Jch
ſchaͤme mich nicht davor. Meiner Gemahlinn
jungfraͤulicher Name ‒ ‒ Unehlicher Name
ſollte ich vielmehr ſagen ‒ ‒ wie thoͤricht bin ich!
‒ Vor Verdruß rieb ich mir die Wangen.
Thoͤricht genug war ich, Bruder, in meinem
Gewiſſen!
‒ ‒ war Harlowe ‒ Clariſſa Har-
lowe ‒ ‒ Sie haben gehoͤrt, daß ich ſie meine
Clariſſa
nannte.

Jch hoͤrte es wohl: aber ich dachte, es waͤre
ein erdichteter oder ein Liebesname, ſagte Jungſer
Rawlins.

Jch
S 3
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[277/0283] trieben hatte, bis ich vermnthete, daß ſie roth ſeyn muͤßten: ſo wandte ich mich wieder zu den Weibs- leuten und zog mein Brieftaſche hervor. Jch will ihnen einen Brief zeigen ‒ ‒ Hier iſt er ‒ ‒ Leſen ſie ihn, Jungfer Rawlins, wo es ihnen gefaͤllig iſt ‒ ‒ Sie werden daraus noch mehr verſichert werden, wie ſehr meine ganze Familie zum vor- aus eingenommen iſt, ſie zu bewundern. Jch bin frey darinn getadelt ‒ ‒ Das bin ich auch in den andern beyden: allein nach dem, was ich ihnen erzaͤhlet habe, darf nichts fuͤr ſie beyde ein Geheimniß ſeyn. Sie nahm ihn mit einem ſolchen Anſehen, das von heftiger Neubegierde zeugte, und beſahe das Siegel, welches mit praͤchtigen Zierrathen gekroͤnet war, und die Auſſchrift, die ſie ganz aus las: Herrn Robert Lovelace ‒ ‒ Ja Mada- me ‒ Ja Mademoiſelle ‒ das iſt mein Name ‒ Hier gab ich mir ſelbſt ein Anſehen: ob ich es ihnen gleich ſchon vorher geſagt hatte ‒ ‒ Jch ſchaͤme mich nicht davor. Meiner Gemahlinn jungfraͤulicher Name ‒ ‒ Unehlicher Name ſollte ich vielmehr ſagen ‒ ‒ wie thoͤricht bin ich! ‒ Vor Verdruß rieb ich mir die Wangen. Thoͤricht genug war ich, Bruder, in meinem Gewiſſen! ‒ ‒ war Harlowe ‒ Clariſſa Har- lowe ‒ ‒ Sie haben gehoͤrt, daß ich ſie meine Clariſſa nannte. Jch hoͤrte es wohl: aber ich dachte, es waͤre ein erdichteter oder ein Liebesname, ſagte Jungſer Rawlins. Jch S 3

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/283>, abgerufen am 22.11.2024.