Diese Zeilen von Rowe sind mir eingefallen, und ich werde sie den ganzen Weg über, bis mich der Sänftenträger nach und nach zu ihr schuckelt, recht andächtig überbeten.
O Gottheit, lehre mich die rechte Rednerkunst Zu meines Vortrags Glück, in Worten voller Gunst, Die sanft und unvermerkt ihr edles Herz be- wegen, Und keine Leidenschaft mit Ungestüm erregen.
Der zehnte Brief von Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford.
Donnerstags Abends den 8ten Jun.
Overflucht! ich möchte des Todes seyn! - - Zu Grunde! verlohren! bezogen, berückt! Wer Henker! hätte das gedacht! Die Fräulein ist sort! - gänzlich fort! Entlaufen!
Du weißt nicht, du kannst dir nicht vorstel- len, was für ein Kummer mein Herz naget! - Was soll ich thun? - O Gott, o Gott, o Gott!
Und du, der du meine Hände träge zu ma- chen gesucht hast, wirst noch wohl dazu über die- se Zeitung deine Drachenflügel vor Freuden zu- sammenschlagen.
Dennoch muß ich schreiben: oder ich würde verrückt im Kopfe werden. Nicht viel besser bin
ich
Dieſe Zeilen von Rowe ſind mir eingefallen, und ich werde ſie den ganzen Weg uͤber, bis mich der Saͤnftentraͤger nach und nach zu ihr ſchuckelt, recht andaͤchtig uͤberbeten.
O Gottheit, lehre mich die rechte Rednerkunſt Zu meines Vortrags Gluͤck, in Worten voller Gunſt, Die ſanft und unvermerkt ihr edles Herz be- wegen, Und keine Leidenſchaft mit Ungeſtuͤm erregen.
Der zehnte Brief von Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford.
Donnerſtags Abends den 8ten Jun.
Overflucht! ich moͤchte des Todes ſeyn! ‒ ‒ Zu Grunde! verlohren! bezogen, beruͤckt! Wer Henker! haͤtte das gedacht! Die Fraͤulein iſt ſort! ‒ gaͤnzlich fort! Entlaufen!
Du weißt nicht, du kannſt dir nicht vorſtel- len, was fuͤr ein Kummer mein Herz naget! ‒ Was ſoll ich thun? ‒ O Gott, o Gott, o Gott!
Und du, der du meine Haͤnde traͤge zu ma- chen geſucht haſt, wirſt noch wohl dazu uͤber die- ſe Zeitung deine Drachenfluͤgel vor Freuden zu- ſammenſchlagen.
Dennoch muß ich ſchreiben: oder ich wuͤrde verruͤckt im Kopfe werden. Nicht viel beſſer bin
ich
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Dieſe Zeilen von Rowe ſind mir eingefallen,
und ich werde ſie den ganzen Weg uͤber, bis mich
der Saͤnftentraͤger nach und nach zu ihr ſchuckelt,
recht andaͤchtig uͤberbeten.
O Gottheit, lehre mich die rechte Rednerkunſt
Zu meines Vortrags Gluͤck, in Worten voller
Gunſt,
Die ſanft und unvermerkt ihr edles Herz be-
wegen,
Und keine Leidenſchaft mit Ungeſtuͤm erregen.
Der zehnte Brief
von
Herrn Lovelacen an Herrn Joh. Belford.
Donnerſtags Abends den 8ten Jun.
Overflucht! ich moͤchte des Todes ſeyn! ‒ ‒
Zu Grunde! verlohren! bezogen, beruͤckt!
Wer Henker! haͤtte das gedacht! Die Fraͤulein
iſt ſort! ‒ gaͤnzlich fort! Entlaufen!
Du weißt nicht, du kannſt dir nicht vorſtel-
len, was fuͤr ein Kummer mein Herz naget! ‒
Was ſoll ich thun? ‒ O Gott, o Gott, o Gott!
Und du, der du meine Haͤnde traͤge zu ma-
chen geſucht haſt, wirſt noch wohl dazu uͤber die-
ſe Zeitung deine Drachenfluͤgel vor Freuden zu-
ſammenſchlagen.
Dennoch muß ich ſchreiben: oder ich wuͤrde
verruͤckt im Kopfe werden. Nicht viel beſſer bin
ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/117>, abgerufen am 25.11.2024.
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