nen. Alsdenn will ich sie den ganzen Tag allei- ne lassen. Jch bin, mein werthestes Leben,
Jhr beständiger Anbeter und aufrichtig reuevoller Lovelace.
An Herrn Lovelace.
Jch will sie nicht sehen. Jch kann sie nicht sehen. Jch habe ihnen keine Eröffnungen von meinem Willen zu thun. Die Vorsicht mag für mich entscheiden, wie es ihr gefällt.
Je mehr ich ihre Niederträchtigkeit, ihre un- dankbare, ihre barbarische Niederträchtigkeit überlege: desto mehr werde ich gegen sie er- bittert.
Sie sind gewiß die letzte Person, deren Ur- theil ich über das, was in Wohlstandssachen- zu weit oder nicht zu weit getrieben heißet, ver- langen würde.
Es ist mir itzo ein Kummer an sie zu schrei- ben oder nur zu denken. Darum beschweren sie mich nicht weiter. Noch einmal, ich will sie nicht sehen. Auch bekümmere ich mich nunmehr, da sie mich mir selbst verächtlich gemacht haben, gar nicht darum, was andre Leute von mir denken.
An Frau Lovelace.
Abermal erinnere ich sie, meine Fräulein, an ihr Versprechen: und erlauben sie mir zu sa- gen, ich bestehe auf die Erfüllung desselben.
Erinnern
nen. Alsdenn will ich ſie den ganzen Tag allei- ne laſſen. Jch bin, mein wertheſtes Leben,
Jhr beſtaͤndiger Anbeter und aufrichtig reuevoller Lovelace.
An Herrn Lovelace.
Jch will ſie nicht ſehen. Jch kann ſie nicht ſehen. Jch habe ihnen keine Eroͤffnungen von meinem Willen zu thun. Die Vorſicht mag fuͤr mich entſcheiden, wie es ihr gefaͤllt.
Je mehr ich ihre Niedertraͤchtigkeit, ihre un- dankbare, ihre barbariſche Niedertraͤchtigkeit uͤberlege: deſto mehr werde ich gegen ſie er- bittert.
Sie ſind gewiß die letzte Perſon, deren Ur- theil ich uͤber das, was in Wohlſtandsſachen- zu weit oder nicht zu weit getrieben heißet, ver- langen wuͤrde.
Es iſt mir itzo ein Kummer an ſie zu ſchrei- ben oder nur zu denken. Darum beſchweren ſie mich nicht weiter. Noch einmal, ich will ſie nicht ſehen. Auch bekuͤmmere ich mich nunmehr, da ſie mich mir ſelbſt veraͤchtlich gemacht haben, gar nicht darum, was andre Leute von mir denken.
An Frau Lovelace.
Abermal erinnere ich ſie, meine Fraͤulein, an ihr Verſprechen: und erlauben ſie mir zu ſa- gen, ich beſtehe auf die Erfuͤllung deſſelben.
Erinnern
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nen. Alsdenn will ich ſie den ganzen Tag allei-
ne laſſen. Jch bin, mein wertheſtes Leben,
Jhr beſtaͤndiger Anbeter und aufrichtig
reuevoller
Lovelace.
An Herrn Lovelace.
Jch will ſie nicht ſehen. Jch kann ſie nicht
ſehen. Jch habe ihnen keine Eroͤffnungen von
meinem Willen zu thun. Die Vorſicht mag fuͤr
mich entſcheiden, wie es ihr gefaͤllt.
Je mehr ich ihre Niedertraͤchtigkeit, ihre un-
dankbare, ihre barbariſche Niedertraͤchtigkeit
uͤberlege: deſto mehr werde ich gegen ſie er-
bittert.
Sie ſind gewiß die letzte Perſon, deren Ur-
theil ich uͤber das, was in Wohlſtandsſachen-
zu weit oder nicht zu weit getrieben heißet, ver-
langen wuͤrde.
Es iſt mir itzo ein Kummer an ſie zu ſchrei-
ben oder nur zu denken. Darum beſchweren ſie
mich nicht weiter. Noch einmal, ich will ſie nicht
ſehen. Auch bekuͤmmere ich mich nunmehr,
da ſie mich mir ſelbſt veraͤchtlich gemacht haben,
gar nicht darum, was andre Leute von mir
denken.
An Frau Lovelace.
Abermal erinnere ich ſie, meine Fraͤulein,
an ihr Verſprechen: und erlauben ſie mir zu ſa-
gen, ich beſtehe auf die Erfuͤllung deſſelben.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/104>, abgerufen am 22.11.2024.
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