chen könnte? - - Jch bin versichert, sie werden durch Brechung ihres auf Ehre gegebenen Wor- tes mir nicht Ursache zu schließen geben, daß ich nicht übler hätte fahren können, wenn ich ihnen nicht gehorsam gewesen wäre.
Von ganzem Herzen reuet mich die Beleidi- gung, welche ihrer strengen Tugend von mir widerfahren ist - Allein muß ich eines so ohnge- fähren Zufalls wegen ein Brandmark von so an- stößigen Namen tragen? Niederträchtigster unter allen Mannspersonen und abscheu- lichster unter allen Ränkeschmieden sind har- te Worte! - Sonderlich aus der Feder einer sol- chen Fräulein.
Wenn sie nur noch ein paar Stuffen hinauf gehen: so werden sie überzeugt werden, daß, so abscheulich ich ihnen immer seyn mag, ich doch in dieser Sache kein Ränkeschmieder gewesen bin.
Jch muß bey meiner inständigsten Bitte blei- ben, sie zu sprechen, damit ich über einige von denen Stücken, wovon wir gestern Abends nur geredet haben, ihren Willen vernehmen könne.
Alles, was mehr als nöthig ist, ist zu viel. Jch halte sie bey ihrem Worte, mir zu verzeihen, und wünsche dadurch meine Sache auf den Knien vor ihnen auszuführen.
Jch ersuche sie, mir in dem Speisesaal nur auf eine Viertelstunde ihre Gegenwart zu gön-
nen.
Fünfter Theil. G
chen koͤnnte? ‒ ‒ Jch bin verſichert, ſie werden durch Brechung ihres auf Ehre gegebenen Wor- tes mir nicht Urſache zu ſchließen geben, daß ich nicht uͤbler haͤtte fahren koͤnnen, wenn ich ihnen nicht gehorſam geweſen waͤre.
Von ganzem Herzen reuet mich die Beleidi- gung, welche ihrer ſtrengen Tugend von mir widerfahren iſt ‒ Allein muß ich eines ſo ohnge- faͤhren Zufalls wegen ein Brandmark von ſo an- ſtoͤßigen Namen tragen? Niedertraͤchtigſter unter allen Mannsperſonen und abſcheu- lichſter unter allen Raͤnkeſchmieden ſind har- te Worte! ‒ Sonderlich aus der Feder einer ſol- chen Fraͤulein.
Wenn ſie nur noch ein paar Stuffen hinauf gehen: ſo werden ſie uͤberzeugt werden, daß, ſo abſcheulich ich ihnen immer ſeyn mag, ich doch in dieſer Sache kein Raͤnkeſchmieder geweſen bin.
Jch muß bey meiner inſtaͤndigſten Bitte blei- ben, ſie zu ſprechen, damit ich uͤber einige von denen Stuͤcken, wovon wir geſtern Abends nur geredet haben, ihren Willen vernehmen koͤnne.
Alles, was mehr als noͤthig iſt, iſt zu viel. Jch halte ſie bey ihrem Worte, mir zu verzeihen, und wuͤnſche dadurch meine Sache auf den Knien vor ihnen auszufuͤhren.
Jch erſuche ſie, mir in dem Speiſeſaal nur auf eine Viertelſtunde ihre Gegenwart zu goͤn-
nen.
Fuͤnfter Theil. G
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><divtype="letter"><p><pbfacs="#f0103"n="97"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
chen koͤnnte? ‒‒ Jch bin verſichert, ſie werden<lb/>
durch Brechung ihres auf Ehre gegebenen Wor-<lb/>
tes mir nicht Urſache zu ſchließen geben, daß ich<lb/>
nicht uͤbler haͤtte fahren koͤnnen, wenn ich ihnen<lb/>
nicht gehorſam geweſen waͤre.</p><lb/><p>Von ganzem Herzen reuet mich die Beleidi-<lb/>
gung, welche ihrer ſtrengen Tugend von mir<lb/>
widerfahren iſt ‒ Allein muß ich eines ſo ohnge-<lb/>
faͤhren Zufalls wegen ein Brandmark von ſo an-<lb/>ſtoͤßigen Namen tragen? <hirendition="#fr">Niedertraͤchtigſter<lb/>
unter allen Mannsperſonen</hi> und <hirendition="#fr">abſcheu-<lb/>
lichſter unter allen Raͤnkeſchmieden</hi>ſind har-<lb/>
te Worte! ‒ Sonderlich aus der Feder einer ſol-<lb/>
chen Fraͤulein.</p><lb/><p>Wenn ſie nur noch ein paar Stuffen hinauf<lb/>
gehen: ſo werden ſie uͤberzeugt werden, daß, ſo<lb/>
abſcheulich ich ihnen immer ſeyn mag, ich doch in<lb/>
dieſer Sache kein <hirendition="#fr">Raͤnkeſchmieder</hi> geweſen<lb/>
bin.</p><lb/><p>Jch muß bey meiner inſtaͤndigſten Bitte blei-<lb/>
ben, ſie zu ſprechen, damit ich uͤber einige von<lb/>
denen Stuͤcken, wovon wir geſtern Abends nur<lb/>
geredet haben, ihren Willen vernehmen koͤnne.</p><lb/><p>Alles, was mehr als noͤthig iſt, iſt zu viel.<lb/>
Jch halte ſie bey ihrem Worte, mir zu verzeihen,<lb/>
und wuͤnſche dadurch meine Sache auf den Knien<lb/>
vor ihnen auszufuͤhren.</p><lb/><p>Jch erſuche ſie, mir in dem Speiſeſaal nur<lb/>
auf eine Viertelſtunde ihre Gegenwart zu goͤn-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Fuͤnfter Theil.</hi> G</fw><fwplace="bottom"type="catch">nen.</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[97/0103]
chen koͤnnte? ‒ ‒ Jch bin verſichert, ſie werden
durch Brechung ihres auf Ehre gegebenen Wor-
tes mir nicht Urſache zu ſchließen geben, daß ich
nicht uͤbler haͤtte fahren koͤnnen, wenn ich ihnen
nicht gehorſam geweſen waͤre.
Von ganzem Herzen reuet mich die Beleidi-
gung, welche ihrer ſtrengen Tugend von mir
widerfahren iſt ‒ Allein muß ich eines ſo ohnge-
faͤhren Zufalls wegen ein Brandmark von ſo an-
ſtoͤßigen Namen tragen? Niedertraͤchtigſter
unter allen Mannsperſonen und abſcheu-
lichſter unter allen Raͤnkeſchmieden ſind har-
te Worte! ‒ Sonderlich aus der Feder einer ſol-
chen Fraͤulein.
Wenn ſie nur noch ein paar Stuffen hinauf
gehen: ſo werden ſie uͤberzeugt werden, daß, ſo
abſcheulich ich ihnen immer ſeyn mag, ich doch in
dieſer Sache kein Raͤnkeſchmieder geweſen
bin.
Jch muß bey meiner inſtaͤndigſten Bitte blei-
ben, ſie zu ſprechen, damit ich uͤber einige von
denen Stuͤcken, wovon wir geſtern Abends nur
geredet haben, ihren Willen vernehmen koͤnne.
Alles, was mehr als noͤthig iſt, iſt zu viel.
Jch halte ſie bey ihrem Worte, mir zu verzeihen,
und wuͤnſche dadurch meine Sache auf den Knien
vor ihnen auszufuͤhren.
Jch erſuche ſie, mir in dem Speiſeſaal nur
auf eine Viertelſtunde ihre Gegenwart zu goͤn-
nen.
Fuͤnfter Theil. G
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/103>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.