betrift; oder wenn man nach Jhrem Ausdruck, bey sich selbst Vater-Mutter- und Onckles-Stelle ver- treten muß. Diese Schwierigkeit vermehret sich, wenn man glauben muß, daß andere uns gern de- müthigen wollten. Geben Sie mir lieber den Rath, diesem Menschen auf ewig zu entsagen; alsdenn, wenn Sie es wollen, so werde ich ihm gewiß gäntz- lich entsagen.
Sie melden, daß Sie versucht haben, was durch die Frau Norton bey meiner Mutter auszurichten stehe. - - - So schlecht die Antwort ist, die Herr Hickman erhalten hat; so melden Sie mir den- noch nicht alles schlimme, und Sie wissen nicht, ob Sie dieses Zeit Lebens thun werden. Allein was kann das schlimme seyn, das Sie mir nicht melden wollen? Kann noch etwas schlimmeres gedacht wer- den, als daß sich die Meinigen von mir, und zwar auf ewig, lossagen? und daß mein Onckle glaubt, ich wäre nicht mehr, was ich gewesen bin? daß er sich berechtiget hält, das ärgste von mir zu befürch- ten, nachdem ich mit einer Manns-Person davon gegangen sey? daß die Meinigen entschlossen sind, keinen Schritt zu meinem Besten zu thun, wenn sie auch mein Leben retten könnten?
Wissen Sie noch etwas schlimmeres, das Sie vor mir geheim halten? - - Ach mein Vater wird etwan seinen Fluch erneuert haben! - - - Meine Mutter wird doch wol nicht auch diesen Fluch bekräftiget haben! - - Meine Onckles, meine gantze Familie wird doch nicht Theil daran genommen haben! Was
ist
betrift; oder wenn man nach Jhrem Ausdruck, bey ſich ſelbſt Vater-Mutter- und Onckles-Stelle ver- treten muß. Dieſe Schwierigkeit vermehret ſich, wenn man glauben muß, daß andere uns gern de- muͤthigen wollten. Geben Sie mir lieber den Rath, dieſem Menſchen auf ewig zu entſagen; alsdenn, wenn Sie es wollen, ſo werde ich ihm gewiß gaͤntz- lich entſagen.
Sie melden, daß Sie verſucht haben, was durch die Frau Norton bey meiner Mutter auszurichten ſtehe. ‒ ‒ ‒ So ſchlecht die Antwort iſt, die Herr Hickman erhalten hat; ſo melden Sie mir den- noch nicht alles ſchlimme, und Sie wiſſen nicht, ob Sie dieſes Zeit Lebens thun werden. Allein was kann das ſchlimme ſeyn, das Sie mir nicht melden wollen? Kann noch etwas ſchlimmeres gedacht wer- den, als daß ſich die Meinigen von mir, und zwar auf ewig, losſagen? und daß mein Onckle glaubt, ich waͤre nicht mehr, was ich geweſen bin? daß er ſich berechtiget haͤlt, das aͤrgſte von mir zu befuͤrch- ten, nachdem ich mit einer Manns-Perſon davon gegangen ſey? daß die Meinigen entſchloſſen ſind, keinen Schritt zu meinem Beſten zu thun, wenn ſie auch mein Leben retten koͤnnten?
Wiſſen Sie noch etwas ſchlimmeres, das Sie vor mir geheim halten? ‒ ‒ Ach mein Vater wird etwan ſeinen Fluch erneuert haben! ‒ ‒ ‒ Meine Mutter wird doch wol nicht auch dieſen Fluch bekraͤftiget haben! ‒ ‒ Meine Onckles, meine gantze Familie wird doch nicht Theil daran genommen haben! Was
iſt
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betrift; oder wenn man nach Jhrem Ausdruck, bey
ſich ſelbſt Vater-Mutter- und Onckles-Stelle ver-
treten muß. Dieſe Schwierigkeit vermehret ſich,
wenn man glauben muß, daß andere uns gern de-
muͤthigen wollten. Geben Sie mir lieber den Rath,
dieſem Menſchen auf ewig zu entſagen; alsdenn,
wenn Sie es wollen, ſo werde ich ihm gewiß gaͤntz-
lich entſagen.
Sie melden, daß Sie verſucht haben, was durch
die Frau Norton bey meiner Mutter auszurichten
ſtehe. ‒ ‒ ‒ So ſchlecht die Antwort iſt, die Herr
Hickman erhalten hat; ſo melden Sie mir den-
noch nicht alles ſchlimme, und Sie wiſſen nicht,
ob Sie dieſes Zeit Lebens thun werden. Allein was
kann das ſchlimme ſeyn, das Sie mir nicht melden
wollen? Kann noch etwas ſchlimmeres gedacht wer-
den, als daß ſich die Meinigen von mir, und zwar
auf ewig, losſagen? und daß mein Onckle glaubt,
ich waͤre nicht mehr, was ich geweſen bin? daß er
ſich berechtiget haͤlt, das aͤrgſte von mir zu befuͤrch-
ten, nachdem ich mit einer Manns-Perſon davon
gegangen ſey? daß die Meinigen entſchloſſen ſind,
keinen Schritt zu meinem Beſten zu thun, wenn ſie
auch mein Leben retten koͤnnten?
Wiſſen Sie noch etwas ſchlimmeres, das Sie vor
mir geheim halten? ‒ ‒ Ach mein Vater wird etwan
ſeinen Fluch erneuert haben! ‒ ‒ ‒ Meine Mutter
wird doch wol nicht auch dieſen Fluch bekraͤftiget
haben! ‒ ‒ Meine Onckles, meine gantze Familie
wird doch nicht Theil daran genommen haben! Was
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/74>, abgerufen am 22.07.2024.
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