Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



haben möchte, da er ein hochmüthiges Hertz hat,
und schon bisher sehr ungehalten darüber gewesen
ist, daß er so wenige Gunst von ihr erlangen kann.

Da ich so viel Erlaubniß von ihn habe, und sehr
in Sorgen bin, daß der Versuch bey ihrem Onckle
fruchtlos seyn möchte, so habe ich gedacht, daß an
einem glücklichen Ausgange beynahe nicht zu zwei-
feln sey, wenn eine so gütige und verständige Mut-
ter und Mutter-Schwester mit ihrem Onckle (wo
anders dieser zu gewinnen wäre) gemeinschaftliche
Sache machten.

Herr Hickman wird morgen dem Herrn Har-
lowe
zusprechen, und um eben die Zeit können Sie
auch vielleicht die Frau Harlowe sprechen. Wenn
Herr Hickman findet, daß der alte Herr nicht abge-
neigt ist, so wird er ihm sagen, daß Sie vermuthlich
von eben der Sache mit der Frau Harlowe geredet
haben würden, und wird ihn bitten sich mit ihr darü-
ber zu berathschlagen, durch was für Mittel die härte-
sten Hertzen in der Welt erweichet werden sollen.

So stehet es um die Sache, und ich habe Jhnen
die Ursachen recht offenhertzig gemeldet, die mich be-
wegen an Sie zu schreiben. Jch überlasse das übri-
ge Jhrer Vorsichtigkeit und Klugheit, und wünsche
desto hertzlicher einen glücklichen Erfolg, weil ich
glaube, daß Herr Lovelace unserer unvergleichlichen
Freundin ohnmöglich werth seyn könne: wiewohl
ich in der That gar keine Manns-Person kenne, die
ihrer werth ist.

Jch bitte Sie um ein Paar Zeilen Nachricht, wie
Jhre Bitte aufgenommen werden wird. Wenn

sie



haben moͤchte, da er ein hochmuͤthiges Hertz hat,
und ſchon bisher ſehr ungehalten daruͤber geweſen
iſt, daß er ſo wenige Gunſt von ihr erlangen kann.

Da ich ſo viel Erlaubniß von ihn habe, und ſehr
in Sorgen bin, daß der Verſuch bey ihrem Onckle
fruchtlos ſeyn moͤchte, ſo habe ich gedacht, daß an
einem gluͤcklichen Ausgange beynahe nicht zu zwei-
feln ſey, wenn eine ſo guͤtige und verſtaͤndige Mut-
ter und Mutter-Schweſter mit ihrem Onckle (wo
anders dieſer zu gewinnen waͤre) gemeinſchaftliche
Sache machten.

Herr Hickman wird morgen dem Herrn Har-
lowe
zuſprechen, und um eben die Zeit koͤnnen Sie
auch vielleicht die Frau Harlowe ſprechen. Wenn
Herr Hickman findet, daß der alte Herr nicht abge-
neigt iſt, ſo wird er ihm ſagen, daß Sie vermuthlich
von eben der Sache mit der Frau Harlowe geredet
haben wuͤrden, und wird ihn bitten ſich mit ihr daruͤ-
ber zu berathſchlagen, durch was fuͤr Mittel die haͤrte-
ſten Hertzen in der Welt erweichet werden ſollen.

So ſtehet es um die Sache, und ich habe Jhnen
die Urſachen recht offenhertzig gemeldet, die mich be-
wegen an Sie zu ſchreiben. Jch uͤberlaſſe das uͤbri-
ge Jhrer Vorſichtigkeit und Klugheit, und wuͤnſche
deſto hertzlicher einen gluͤcklichen Erfolg, weil ich
glaube, daß Herr Lovelace unſerer unvergleichlichen
Freundin ohnmoͤglich werth ſeyn koͤnne: wiewohl
ich in der That gar keine Manns-Perſon kenne, die
ihrer werth iſt.

Jch bitte Sie um ein Paar Zeilen Nachricht, wie
Jhre Bitte aufgenommen werden wird. Wenn

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="44"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
haben mo&#x0364;chte, da er ein hochmu&#x0364;thiges Hertz hat,<lb/>
und &#x017F;chon bisher &#x017F;ehr ungehalten daru&#x0364;ber gewe&#x017F;en<lb/>
i&#x017F;t, daß er &#x017F;o wenige Gun&#x017F;t von ihr erlangen kann.</p><lb/>
          <p>Da ich &#x017F;o viel Erlaubniß von ihn habe, und &#x017F;ehr<lb/>
in Sorgen bin, daß der Ver&#x017F;uch bey ihrem Onckle<lb/>
fruchtlos &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, &#x017F;o habe ich gedacht, daß an<lb/>
einem glu&#x0364;cklichen Ausgange beynahe nicht zu zwei-<lb/>
feln &#x017F;ey, wenn eine &#x017F;o gu&#x0364;tige und ver&#x017F;ta&#x0364;ndige Mut-<lb/>
ter und Mutter-Schwe&#x017F;ter mit ihrem Onckle (wo<lb/>
anders die&#x017F;er zu gewinnen wa&#x0364;re) gemein&#x017F;chaftliche<lb/>
Sache machten.</p><lb/>
          <p>Herr <hi rendition="#fr">Hickman</hi> wird morgen dem Herrn <hi rendition="#fr">Har-<lb/>
lowe</hi> zu&#x017F;prechen, und um eben die Zeit ko&#x0364;nnen Sie<lb/>
auch vielleicht die Frau <hi rendition="#fr">Harlowe</hi> &#x017F;prechen. Wenn<lb/>
Herr <hi rendition="#fr">Hickman</hi> findet, daß der alte Herr nicht abge-<lb/>
neigt i&#x017F;t, &#x017F;o wird er ihm &#x017F;agen, daß Sie vermuthlich<lb/>
von eben der Sache mit der Frau <hi rendition="#fr">Harlowe</hi> geredet<lb/>
haben wu&#x0364;rden, und wird ihn bitten &#x017F;ich mit ihr daru&#x0364;-<lb/>
ber zu berath&#x017F;chlagen, durch was fu&#x0364;r Mittel die ha&#x0364;rte-<lb/>
&#x017F;ten Hertzen in der Welt erweichet werden &#x017F;ollen.</p><lb/>
          <p>So &#x017F;tehet es um die Sache, und ich habe Jhnen<lb/>
die Ur&#x017F;achen recht offenhertzig gemeldet, die mich be-<lb/>
wegen an Sie zu &#x017F;chreiben. Jch u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e das u&#x0364;bri-<lb/>
ge Jhrer Vor&#x017F;ichtigkeit und Klugheit, und wu&#x0364;n&#x017F;che<lb/>
de&#x017F;to hertzlicher einen glu&#x0364;cklichen Erfolg, weil ich<lb/>
glaube, daß Herr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> un&#x017F;erer unvergleichlichen<lb/>
Freundin ohnmo&#x0364;glich werth &#x017F;eyn ko&#x0364;nne: wiewohl<lb/>
ich in der That gar keine Manns-Per&#x017F;on kenne, die<lb/>
ihrer werth i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Jch bitte Sie um ein Paar Zeilen Nachricht, wie<lb/>
Jhre Bitte aufgenommen werden wird. Wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0050] haben moͤchte, da er ein hochmuͤthiges Hertz hat, und ſchon bisher ſehr ungehalten daruͤber geweſen iſt, daß er ſo wenige Gunſt von ihr erlangen kann. Da ich ſo viel Erlaubniß von ihn habe, und ſehr in Sorgen bin, daß der Verſuch bey ihrem Onckle fruchtlos ſeyn moͤchte, ſo habe ich gedacht, daß an einem gluͤcklichen Ausgange beynahe nicht zu zwei- feln ſey, wenn eine ſo guͤtige und verſtaͤndige Mut- ter und Mutter-Schweſter mit ihrem Onckle (wo anders dieſer zu gewinnen waͤre) gemeinſchaftliche Sache machten. Herr Hickman wird morgen dem Herrn Har- lowe zuſprechen, und um eben die Zeit koͤnnen Sie auch vielleicht die Frau Harlowe ſprechen. Wenn Herr Hickman findet, daß der alte Herr nicht abge- neigt iſt, ſo wird er ihm ſagen, daß Sie vermuthlich von eben der Sache mit der Frau Harlowe geredet haben wuͤrden, und wird ihn bitten ſich mit ihr daruͤ- ber zu berathſchlagen, durch was fuͤr Mittel die haͤrte- ſten Hertzen in der Welt erweichet werden ſollen. So ſtehet es um die Sache, und ich habe Jhnen die Urſachen recht offenhertzig gemeldet, die mich be- wegen an Sie zu ſchreiben. Jch uͤberlaſſe das uͤbri- ge Jhrer Vorſichtigkeit und Klugheit, und wuͤnſche deſto hertzlicher einen gluͤcklichen Erfolg, weil ich glaube, daß Herr Lovelace unſerer unvergleichlichen Freundin ohnmoͤglich werth ſeyn koͤnne: wiewohl ich in der That gar keine Manns-Perſon kenne, die ihrer werth iſt. Jch bitte Sie um ein Paar Zeilen Nachricht, wie Jhre Bitte aufgenommen werden wird. Wenn ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/50
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/50>, abgerufen am 19.04.2024.