sen, ehe er noch unsere Aussöhnung mit der übri- gen Familie zu vermitteln anfängt?
Kein Wort weiter, Herr Lovelace. Wenn sie die Wahrheit nicht sagen wollen, so will ich sie morgen früh sagen, wenn ich nur den Herrn Capitain spreche. Gewiß, das will ich thun.
Wollen sie aber damit zufrieden seyn, daß hier im Hause alles in dem vorigen Stande bleibt? Es kann aus Tomlinsons gantzer Be- mühung nichts werden. Vielleicht sucht ihr Bruder seine Anschläge auszuführen, sonderlich wenn er gar von ihrem Onckle erfährt, daß sie keinen solchen Beschützer haben, den die Gesetze bestätigen. Sie werden sich doch das zum we- nigsten gefallen lassen, daß alles so bleibt, wie es gewesen ist.
Wenn ich das zugebe, so setze ich meine vo- rige Sünde fort. Jedoch, da die Ursache, die uns dazu zwinget, bald vorüber seyn wird, (wenn es anders möglich ist, daß man durch irgend ei- ne Ursache zum Lügen gezwungen werden kann) so will ich mich darüber nicht so sehr zanken. Al- lein von neuen will ich mich nicht versündigen, wenn ich es vermeiden kann.
Können sie aber glauben, Fräulein, daß ich verbotene Absichten hierbey habe? Jch dachte, sie würden kein Bedencken bey diesem Mittel finden, dadurch ich die Aussöhnung mit den Jhrigen zu erleichtern suche: und zwar gewiß nicht um mei- net willen. Denn was ist mir daran gelegen, ob ich mit ihren Anverwandten ausgesöhnet werde
oder
ſen, ehe er noch unſere Ausſoͤhnung mit der uͤbri- gen Familie zu vermitteln anfaͤngt?
Kein Wort weiter, Herr Lovelace. Wenn ſie die Wahrheit nicht ſagen wollen, ſo will ich ſie morgen fruͤh ſagen, wenn ich nur den Herrn Capitain ſpreche. Gewiß, das will ich thun.
Wollen ſie aber damit zufrieden ſeyn, daß hier im Hauſe alles in dem vorigen Stande bleibt? Es kann aus Tomlinſons gantzer Be- muͤhung nichts werden. Vielleicht ſucht ihr Bruder ſeine Anſchlaͤge auszufuͤhren, ſonderlich wenn er gar von ihrem Onckle erfaͤhrt, daß ſie keinen ſolchen Beſchuͤtzer haben, den die Geſetze beſtaͤtigen. Sie werden ſich doch das zum we- nigſten gefallen laſſen, daß alles ſo bleibt, wie es geweſen iſt.
Wenn ich das zugebe, ſo ſetze ich meine vo- rige Suͤnde fort. Jedoch, da die Urſache, die uns dazu zwinget, bald voruͤber ſeyn wird, (wenn es anders moͤglich iſt, daß man durch irgend ei- ne Urſache zum Luͤgen gezwungen werden kann) ſo will ich mich daruͤber nicht ſo ſehr zanken. Al- lein von neuen will ich mich nicht verſuͤndigen, wenn ich es vermeiden kann.
Koͤnnen ſie aber glauben, Fraͤulein, daß ich verbotene Abſichten hierbey habe? Jch dachte, ſie wuͤrden kein Bedencken bey dieſem Mittel finden, dadurch ich die Ausſoͤhnung mit den Jhrigen zu erleichtern ſuche: und zwar gewiß nicht um mei- net willen. Denn was iſt mir daran gelegen, ob ich mit ihren Anverwandten ausgeſoͤhnet werde
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ſen, ehe er noch unſere Ausſoͤhnung mit der uͤbri-
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Kein Wort weiter, Herr Lovelace. Wenn
ſie die Wahrheit nicht ſagen wollen, ſo will ich
ſie morgen fruͤh ſagen, wenn ich nur den Herrn
Capitain ſpreche. Gewiß, das will ich thun.
Wollen ſie aber damit zufrieden ſeyn, daß
hier im Hauſe alles in dem vorigen Stande
bleibt? Es kann aus Tomlinſons gantzer Be-
muͤhung nichts werden. Vielleicht ſucht ihr
Bruder ſeine Anſchlaͤge auszufuͤhren, ſonderlich
wenn er gar von ihrem Onckle erfaͤhrt, daß ſie
keinen ſolchen Beſchuͤtzer haben, den die Geſetze
beſtaͤtigen. Sie werden ſich doch das zum we-
nigſten gefallen laſſen, daß alles ſo bleibt, wie
es geweſen iſt.
Wenn ich das zugebe, ſo ſetze ich meine vo-
rige Suͤnde fort. Jedoch, da die Urſache, die
uns dazu zwinget, bald voruͤber ſeyn wird, (wenn
es anders moͤglich iſt, daß man durch irgend ei-
ne Urſache zum Luͤgen gezwungen werden kann)
ſo will ich mich daruͤber nicht ſo ſehr zanken. Al-
lein von neuen will ich mich nicht verſuͤndigen,
wenn ich es vermeiden kann.
Koͤnnen ſie aber glauben, Fraͤulein, daß ich
verbotene Abſichten hierbey habe? Jch dachte, ſie
wuͤrden kein Bedencken bey dieſem Mittel finden,
dadurch ich die Ausſoͤhnung mit den Jhrigen zu
erleichtern ſuche: und zwar gewiß nicht um mei-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/368>, abgerufen am 25.11.2024.
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