Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Fahren sie fort, Herr Capitain: fahren sie
fort. (Jch seufzete noch tiefer.)

"Es kam allen sehr sonderbar vor, daß eine
"Fräulein die Manns-Person jetzt nicht nehmen
"wollte, mit der sie vor wenigen Wochen davon
"gegangen wäre."

Hievon nicht mehr, Herr Capitain: das eine
bitte ich mir aus, Herr Capitain Tomlinson.
Meine Geliebte ist ein Engel, und hat in keinem
Stücke gefehlet. Jst etwas versehen, so haben
wir beyde es versehen. Sie wollen erzählen, daß
ihre unversöhnlichen Anverwandten den Antrag
zur Versöhnung abgewiesen haben. Das weiß
ich. Es war einiges Misverständniß unter uns.
Sie wissen, daß das unter Verliebten nicht viel zu
bedeuten hat. Wir sind seitdem desto vergnüg-
ter gewesen.

"Herr Harlowe dachte nachher der Sache
"weiter nach, und verlangete meinen Rath. Er
"sagte mir, ein Vater könnte seine Tochter nicht
"zärtlicher lieben, als er die Fräulein geliebet hät-
"te: die er gemeiniglich seine Tochter und Base
"zu nennen pflegte. Er gestand, ihr Bruder und
"ihre Schwester wären ihr in der That unfreund-
"lich begegnet: und weil eine Verbindung mit
"ihnen der Familie zur Ehre gereichte, so wollte
"er sein möglichstes thun, alles in das feine zu
"bringen, wenn er nur gewiß wüßte, daß sie bey-
"de wircklich Eheleute wären."

Und was gaben sie ihm für einen Rath, Herr
Capitain?

"Jch
Vierter Theil. Z


Fahren ſie fort, Herr Capitain: fahren ſie
fort. (Jch ſeufzete noch tiefer.)

„Es kam allen ſehr ſonderbar vor, daß eine
„Fraͤulein die Manns-Perſon jetzt nicht nehmen
„wollte, mit der ſie vor wenigen Wochen davon
„gegangen waͤre.„

Hievon nicht mehr, Herr Capitain: das eine
bitte ich mir aus, Herr Capitain Tomlinſon.
Meine Geliebte iſt ein Engel, und hat in keinem
Stuͤcke gefehlet. Jſt etwas verſehen, ſo haben
wir beyde es verſehen. Sie wollen erzaͤhlen, daß
ihre unverſoͤhnlichen Anverwandten den Antrag
zur Verſoͤhnung abgewieſen haben. Das weiß
ich. Es war einiges Misverſtaͤndniß unter uns.
Sie wiſſen, daß das unter Verliebten nicht viel zu
bedeuten hat. Wir ſind ſeitdem deſto vergnuͤg-
ter geweſen.

„Herr Harlowe dachte nachher der Sache
„weiter nach, und verlangete meinen Rath. Er
„ſagte mir, ein Vater koͤnnte ſeine Tochter nicht
„zaͤrtlicher lieben, als er die Fraͤulein geliebet haͤt-
„te: die er gemeiniglich ſeine Tochter und Baſe
„zu nennen pflegte. Er geſtand, ihr Bruder und
„ihre Schweſter waͤren ihr in der That unfreund-
„lich begegnet: und weil eine Verbindung mit
„ihnen der Familie zur Ehre gereichte, ſo wollte
„er ſein moͤglichſtes thun, alles in das feine zu
„bringen, wenn er nur gewiß wuͤßte, daß ſie bey-
„de wircklich Eheleute waͤren.“

Und was gaben ſie ihm fuͤr einen Rath, Herr
Capitain?

„Jch
Vierter Theil. Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0359" n="353"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Fahren &#x017F;ie fort, Herr Capitain: fahren &#x017F;ie<lb/>
fort. (<hi rendition="#fr">Jch &#x017F;eufzete noch tiefer.</hi>)</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es kam allen &#x017F;ehr &#x017F;onderbar vor, daß eine<lb/>
&#x201E;Fra&#x0364;ulein die Manns-Per&#x017F;on jetzt nicht nehmen<lb/>
&#x201E;wollte, mit der &#x017F;ie vor wenigen Wochen davon<lb/>
&#x201E;gegangen wa&#x0364;re.&#x201E;</p><lb/>
          <p>Hievon nicht mehr, Herr Capitain: das eine<lb/>
bitte ich mir aus, Herr Capitain <hi rendition="#fr">Tomlin&#x017F;on.</hi><lb/>
Meine Geliebte i&#x017F;t ein Engel, und hat in keinem<lb/>
Stu&#x0364;cke gefehlet. J&#x017F;t etwas ver&#x017F;ehen, &#x017F;o haben<lb/>
wir beyde es ver&#x017F;ehen. Sie wollen erza&#x0364;hlen, daß<lb/>
ihre <hi rendition="#fr">unver&#x017F;o&#x0364;hnlichen</hi> Anverwandten den Antrag<lb/>
zur Ver&#x017F;o&#x0364;hnung abgewie&#x017F;en haben. Das weiß<lb/>
ich. Es war einiges Misver&#x017F;ta&#x0364;ndniß unter uns.<lb/>
Sie wi&#x017F;&#x017F;en, daß das unter Verliebten nicht viel zu<lb/>
bedeuten hat. Wir &#x017F;ind &#x017F;eitdem de&#x017F;to vergnu&#x0364;g-<lb/>
ter gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Herr <hi rendition="#fr">Harlowe</hi> dachte nachher der Sache<lb/>
&#x201E;weiter nach, und verlangete meinen Rath. Er<lb/>
&#x201E;&#x017F;agte mir, ein Vater ko&#x0364;nnte &#x017F;eine Tochter nicht<lb/>
&#x201E;za&#x0364;rtlicher lieben, als er die Fra&#x0364;ulein geliebet ha&#x0364;t-<lb/>
&#x201E;te: die er gemeiniglich &#x017F;eine Tochter und Ba&#x017F;e<lb/>
&#x201E;zu nennen pflegte. Er ge&#x017F;tand, ihr Bruder und<lb/>
&#x201E;ihre Schwe&#x017F;ter wa&#x0364;ren ihr in der That unfreund-<lb/>
&#x201E;lich begegnet: und weil eine Verbindung mit<lb/>
&#x201E;ihnen der Familie zur Ehre gereichte, &#x017F;o wollte<lb/>
&#x201E;er &#x017F;ein mo&#x0364;glich&#x017F;tes thun, alles in das feine zu<lb/>
&#x201E;bringen, wenn er nur gewiß wu&#x0364;ßte, daß &#x017F;ie bey-<lb/>
&#x201E;de wircklich Eheleute wa&#x0364;ren.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Und was gaben &#x017F;ie ihm fu&#x0364;r einen Rath, Herr<lb/>
Capitain?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Vierter Theil.</hi> Z</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0359] Fahren ſie fort, Herr Capitain: fahren ſie fort. (Jch ſeufzete noch tiefer.) „Es kam allen ſehr ſonderbar vor, daß eine „Fraͤulein die Manns-Perſon jetzt nicht nehmen „wollte, mit der ſie vor wenigen Wochen davon „gegangen waͤre.„ Hievon nicht mehr, Herr Capitain: das eine bitte ich mir aus, Herr Capitain Tomlinſon. Meine Geliebte iſt ein Engel, und hat in keinem Stuͤcke gefehlet. Jſt etwas verſehen, ſo haben wir beyde es verſehen. Sie wollen erzaͤhlen, daß ihre unverſoͤhnlichen Anverwandten den Antrag zur Verſoͤhnung abgewieſen haben. Das weiß ich. Es war einiges Misverſtaͤndniß unter uns. Sie wiſſen, daß das unter Verliebten nicht viel zu bedeuten hat. Wir ſind ſeitdem deſto vergnuͤg- ter geweſen. „Herr Harlowe dachte nachher der Sache „weiter nach, und verlangete meinen Rath. Er „ſagte mir, ein Vater koͤnnte ſeine Tochter nicht „zaͤrtlicher lieben, als er die Fraͤulein geliebet haͤt- „te: die er gemeiniglich ſeine Tochter und Baſe „zu nennen pflegte. Er geſtand, ihr Bruder und „ihre Schweſter waͤren ihr in der That unfreund- „lich begegnet: und weil eine Verbindung mit „ihnen der Familie zur Ehre gereichte, ſo wollte „er ſein moͤglichſtes thun, alles in das feine zu „bringen, wenn er nur gewiß wuͤßte, daß ſie bey- „de wircklich Eheleute waͤren.“ Und was gaben ſie ihm fuͤr einen Rath, Herr Capitain? „Jch Vierter Theil. Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/359
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/359>, abgerufen am 17.05.2024.