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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

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sagte: eben derselbe Bediente sey wieder vor der
Thür, und erkundigte sich nahmentlich nach Herrn
Lovelace und seiner Gemahlin. Er hatte der
Dorcas gesagt, seine Nachfrage hätte keinen übeln
Endzweck. Allein eben hieraus bekam meine
schüchterne Schöne einen neuen Argwohn, daß
etwas gefährliches dahinter stecken könnte. Weil
Dorcas ihm keine Antwort gegeben hatte, so woll-
te ich in den Saal nach der Straße zu gehen, und
hören, was er anzubringen hätte.

Jch sagte: ich sehe, daß sie ohne Ursache be-
sorgt sind, mein liebstes Kind. Kommen sie mit
hinunter. Er soll vor der Stuben-Thür stehen
bleiben, damit sie alles hören können, ohne von
ihm gesehen zu werden. Sie war damit zufrie-
den, und wir gingen hinunter. Dorcas hieß ihn
näher kommen.

Mein Freund, was habt ihr bey Herr Love-
lacen
zu thun?

Er machte Bücklinge: er kratzete: ich glaube,
sie sind der Herr selbst. Jch will weiter nichts,
als mich erkundigen, ob sie hier sind, und sie sich
sprechen lassen: und ob sie noch einige Zeit hier
bleiben werden?

Von wem kommt ihr?

Es hat mich ein Herr geschickt, der mir be-
fohlen hat nichts von ihm zu melden, als nur
(wenn ich befragt würde) dieses, daß er ein guter
Freund von dem Herrn Johann Harlowe, als
dem ältesten Onckle der Frau Lovelace, sey.

Hier wollte mein liebes Kind beynahe in

Ohn-



ſagte: eben derſelbe Bediente ſey wieder vor der
Thuͤr, und erkundigte ſich nahmentlich nach Herrn
Lovelace und ſeiner Gemahlin. Er hatte der
Dorcas geſagt, ſeine Nachfrage haͤtte keinen uͤbeln
Endzweck. Allein eben hieraus bekam meine
ſchuͤchterne Schoͤne einen neuen Argwohn, daß
etwas gefaͤhrliches dahinter ſtecken koͤnnte. Weil
Dorcas ihm keine Antwort gegeben hatte, ſo woll-
te ich in den Saal nach der Straße zu gehen, und
hoͤren, was er anzubringen haͤtte.

Jch ſagte: ich ſehe, daß ſie ohne Urſache be-
ſorgt ſind, mein liebſtes Kind. Kommen ſie mit
hinunter. Er ſoll vor der Stuben-Thuͤr ſtehen
bleiben, damit ſie alles hoͤren koͤnnen, ohne von
ihm geſehen zu werden. Sie war damit zufrie-
den, und wir gingen hinunter. Dorcas hieß ihn
naͤher kommen.

Mein Freund, was habt ihr bey Herr Love-
lacen
zu thun?

Er machte Buͤcklinge: er kratzete: ich glaube,
ſie ſind der Herr ſelbſt. Jch will weiter nichts,
als mich erkundigen, ob ſie hier ſind, und ſie ſich
ſprechen laſſen: und ob ſie noch einige Zeit hier
bleiben werden?

Von wem kommt ihr?

Es hat mich ein Herr geſchickt, der mir be-
fohlen hat nichts von ihm zu melden, als nur
(wenn ich befragt wuͤrde) dieſes, daß er ein guter
Freund von dem Herrn Johann Harlowe, als
dem aͤlteſten Onckle der Frau Lovelace, ſey.

Hier wollte mein liebes Kind beynahe in

Ohn-
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[334/0340] ſagte: eben derſelbe Bediente ſey wieder vor der Thuͤr, und erkundigte ſich nahmentlich nach Herrn Lovelace und ſeiner Gemahlin. Er hatte der Dorcas geſagt, ſeine Nachfrage haͤtte keinen uͤbeln Endzweck. Allein eben hieraus bekam meine ſchuͤchterne Schoͤne einen neuen Argwohn, daß etwas gefaͤhrliches dahinter ſtecken koͤnnte. Weil Dorcas ihm keine Antwort gegeben hatte, ſo woll- te ich in den Saal nach der Straße zu gehen, und hoͤren, was er anzubringen haͤtte. Jch ſagte: ich ſehe, daß ſie ohne Urſache be- ſorgt ſind, mein liebſtes Kind. Kommen ſie mit hinunter. Er ſoll vor der Stuben-Thuͤr ſtehen bleiben, damit ſie alles hoͤren koͤnnen, ohne von ihm geſehen zu werden. Sie war damit zufrie- den, und wir gingen hinunter. Dorcas hieß ihn naͤher kommen. Mein Freund, was habt ihr bey Herr Love- lacen zu thun? Er machte Buͤcklinge: er kratzete: ich glaube, ſie ſind der Herr ſelbſt. Jch will weiter nichts, als mich erkundigen, ob ſie hier ſind, und ſie ſich ſprechen laſſen: und ob ſie noch einige Zeit hier bleiben werden? Von wem kommt ihr? Es hat mich ein Herr geſchickt, der mir be- fohlen hat nichts von ihm zu melden, als nur (wenn ich befragt wuͤrde) dieſes, daß er ein guter Freund von dem Herrn Johann Harlowe, als dem aͤlteſten Onckle der Frau Lovelace, ſey. Hier wollte mein liebes Kind beynahe in Ohn-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/340>, abgerufen am 24.11.2024.