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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

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zebub heiße ich doch schon: ob ich mich gleich
nicht das geringste Böse unterstanden habe.

Das liebe Kind antwortete mit niedergeschla-
genen Augen und einem schamrothen Gesichte; es
überliesse alle Dinge von dieser Art lediglich mir.

Jch schlug vor, ob wir uns in meines Onckels
Capelle wollten trauen lassen, da die Lady Elisa-
beth,
die Lady Sara, und die Fräuleins Mon-
tague
zugegen seyn könnten.

Sie schien nicht Lust dazu zu haben, daß die Trau-
ung öffentlich seyn sollte, und setzte die Ueberlegung
dieser Sache bis auf eine andere Zeit aus. Jch
glaubte, daß ihr mit einer öffentlichen Trauung
eben so wenig gedienet seyn würde, als mir; und
drang nicht weiter in sie.

Jch zeigte ihr Proben von Stoffen, und ein
Kaufmann sollte noch diesen Tag Juwelen brin-
gen, darunter sie das beste auslesen möchte. Sie
wollte aber die Proben nicht ansehen, sondern sag-
te seufzend, es wären die zweyten Proben die ihr
vorgelegt würden. Sie verbot dabey schlech-
terdings, den Juwelen Händler nicht kommen zu
lassen; und wollte auch nicht zugeben, daß ich
(zum wenigsten vor jetzund) meiner Mutter Ju-
welen von neuen einfassen lassen sollte.

Glaube, Belford, alles dieses war mein
Ernst. Alle meine Güter sehe ich für Nichts an,
wenn ich die gewünschte Gefälligkeit von ihr er-
halten kann.

Sie sagte hierauf: sie hätte ihre Antwort auf
meine Vorschläge schriftlich aufgesetzet, und sich

auch



zebub heiße ich doch ſchon: ob ich mich gleich
nicht das geringſte Boͤſe unterſtanden habe.

Das liebe Kind antwortete mit niedergeſchla-
genen Augen und einem ſchamrothen Geſichte; es
uͤberlieſſe alle Dinge von dieſer Art lediglich mir.

Jch ſchlug vor, ob wir uns in meines Onckels
Capelle wollten trauen laſſen, da die Lady Eliſa-
beth,
die Lady Sara, und die Fraͤuleins Mon-
tague
zugegen ſeyn koͤnnten.

Sie ſchien nicht Luſt dazu zu haben, daß die Trau-
ung oͤffentlich ſeyn ſollte, und ſetzte die Ueberlegung
dieſer Sache bis auf eine andere Zeit aus. Jch
glaubte, daß ihr mit einer oͤffentlichen Trauung
eben ſo wenig gedienet ſeyn wuͤrde, als mir; und
drang nicht weiter in ſie.

Jch zeigte ihr Proben von Stoffen, und ein
Kaufmann ſollte noch dieſen Tag Juwelen brin-
gen, darunter ſie das beſte ausleſen moͤchte. Sie
wollte aber die Proben nicht anſehen, ſondern ſag-
te ſeufzend, es waͤren die zweyten Proben die ihr
vorgelegt wuͤrden. Sie verbot dabey ſchlech-
terdings, den Juwelen Haͤndler nicht kommen zu
laſſen; und wollte auch nicht zugeben, daß ich
(zum wenigſten vor jetzund) meiner Mutter Ju-
welen von neuen einfaſſen laſſen ſollte.

Glaube, Belford, alles dieſes war mein
Ernſt. Alle meine Guͤter ſehe ich fuͤr Nichts an,
wenn ich die gewuͤnſchte Gefaͤlligkeit von ihr er-
halten kann.

Sie ſagte hierauf: ſie haͤtte ihre Antwort auf
meine Vorſchlaͤge ſchriftlich aufgeſetzet, und ſich

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[300/0306] zebub heiße ich doch ſchon: ob ich mich gleich nicht das geringſte Boͤſe unterſtanden habe. Das liebe Kind antwortete mit niedergeſchla- genen Augen und einem ſchamrothen Geſichte; es uͤberlieſſe alle Dinge von dieſer Art lediglich mir. Jch ſchlug vor, ob wir uns in meines Onckels Capelle wollten trauen laſſen, da die Lady Eliſa- beth, die Lady Sara, und die Fraͤuleins Mon- tague zugegen ſeyn koͤnnten. Sie ſchien nicht Luſt dazu zu haben, daß die Trau- ung oͤffentlich ſeyn ſollte, und ſetzte die Ueberlegung dieſer Sache bis auf eine andere Zeit aus. Jch glaubte, daß ihr mit einer oͤffentlichen Trauung eben ſo wenig gedienet ſeyn wuͤrde, als mir; und drang nicht weiter in ſie. Jch zeigte ihr Proben von Stoffen, und ein Kaufmann ſollte noch dieſen Tag Juwelen brin- gen, darunter ſie das beſte ausleſen moͤchte. Sie wollte aber die Proben nicht anſehen, ſondern ſag- te ſeufzend, es waͤren die zweyten Proben die ihr vorgelegt wuͤrden. Sie verbot dabey ſchlech- terdings, den Juwelen Haͤndler nicht kommen zu laſſen; und wollte auch nicht zugeben, daß ich (zum wenigſten vor jetzund) meiner Mutter Ju- welen von neuen einfaſſen laſſen ſollte. Glaube, Belford, alles dieſes war mein Ernſt. Alle meine Guͤter ſehe ich fuͤr Nichts an, wenn ich die gewuͤnſchte Gefaͤlligkeit von ihr er- halten kann. Sie ſagte hierauf: ſie haͤtte ihre Antwort auf meine Vorſchlaͤge ſchriftlich aufgeſetzet, und ſich auch

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/306>, abgerufen am 17.05.2024.