[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.hätte, wäre die Stelle eines Ober-Jägermei- sters gewesen. Denn in meiner Jugend war ich ein Liebhaber von der Jagd: und ein solcher Nah- me klinget bey uns, die wir auf dem Lande woh- nen, vornehm. Jch habe oft an das alte vor- treffliche Sprichwort gedacht: wer des Königes Gänse isset, der ersticket an den Federn. Jch wünschte zu Gott, daß dieses die Leute wissen möch- ten, die nach den Bedienungen laufen: es würde für sie und für ihre arme Familien besser seyn. Jch könnte noch viel nützliches schreiben: ich bin aber müde zu schreiben, und ich glaube, daß Sie eben so müde sind, zu lesen. Und über dieses will ich auch etwas auf die Zeit versparen, wenn ich Sie zusprechen bekomme. Die beyden Fräuleins Montague und mei- Wenn noch etwas zu Beschleunigung Jhres Gott segne Sie beyderseits, und mache mein wenn T 5
haͤtte, waͤre die Stelle eines Ober-Jaͤgermei- ſters geweſen. Denn in meiner Jugend war ich ein Liebhaber von der Jagd: und ein ſolcher Nah- me klinget bey uns, die wir auf dem Lande woh- nen, vornehm. Jch habe oft an das alte vor- treffliche Sprichwort gedacht: wer des Koͤniges Gaͤnſe iſſet, der erſticket an den Federn. Jch wuͤnſchte zu Gott, daß dieſes die Leute wiſſen moͤch- ten, die nach den Bedienungen laufen: es wuͤrde fuͤr ſie und fuͤr ihre arme Familien beſſer ſeyn. Jch koͤnnte noch viel nuͤtzliches ſchreiben: ich bin aber muͤde zu ſchreiben, und ich glaube, daß Sie eben ſo muͤde ſind, zu leſen. Und uͤber dieſes will ich auch etwas auf die Zeit verſparen, wenn ich Sie zuſprechen bekomme. Die beyden Fraͤuleins Montague und mei- Wenn noch etwas zu Beſchleunigung Jhres Gott ſegne Sie beyderſeits, und mache mein wenn T 5
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haͤtte, waͤre die Stelle eines Ober-Jaͤgermei-
ſters geweſen. Denn in meiner Jugend war ich
ein Liebhaber von der Jagd: und ein ſolcher Nah-
me klinget bey uns, die wir auf dem Lande woh-
nen, vornehm. Jch habe oft an das alte vor-
treffliche Sprichwort gedacht: wer des Koͤniges
Gaͤnſe iſſet, der erſticket an den Federn. Jch
wuͤnſchte zu Gott, daß dieſes die Leute wiſſen moͤch-
ten, die nach den Bedienungen laufen: es wuͤrde
fuͤr ſie und fuͤr ihre arme Familien beſſer ſeyn.
Jch koͤnnte noch viel nuͤtzliches ſchreiben: ich bin
aber muͤde zu ſchreiben, und ich glaube, daß Sie
eben ſo muͤde ſind, zu leſen. Und uͤber dieſes
will ich auch etwas auf die Zeit verſparen, wenn
ich Sie zuſprechen bekomme.
Die beyden Fraͤuleins Montague und mei-
ne beyden Schweſtern beſtellen nebſt mir ihre Em-
pfehlung an unſre neue Baſe. Wenn Sie Luſt
hat, bey uns die gluͤckliche Verbindung zu ſchlieſ-
ſen, ſo melden Sie ihr: wir wuͤrden darauf ſehen,
daß ſie ſicher ginge. Die gantze Gegend ſoll
eine gantze Woche lang laͤuten und ſchmauſen.
Jch glaube, ich habe das ſchon oben geſchrieben.
Wenn noch etwas zu Beſchleunigung Jhres
beyderſeitigen Gluͤcks erfodert wird; ſo geben Sie
mir Nachricht davon: wie auch, was fuͤr einen
Tag Sie beſtimmet haben, und von allen derglei-
chen Dingen. Der eingelegte Banck-Zettel ſte-
het Jhnen zu Dienſten.
Gott ſegne Sie beyderſeits, und mache mein
Padagra ſo ertraͤglich, als es ſeyn kann. Es ſey
wenn
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Zitationshilfe: | [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/303>, abgerufen am 22.07.2024. |