Märe gehend macht, und auch wohl Köni- ginnen und Könige zwinget, einen andern Weg zu gehen, als sie sonst würden gegangen seyn.
Jch dencke aber fast, daß es am besten wäre, wenn Sie nie eine Bedienung von dem Könige annehmen. Sie werden noch einmahl so viel Lie- be und Hochachtung haben, wenn man glaubt, daß Sie dieses nie thun werden. Denn weil Sie niemanden in dem Wege stehen, so wird nie- mand Sie beneiden, Sie werden bey jedermann ein ächte Hochachtung haben, und beyde Theile werden sich um Jhre Freundschaft bewerben.
Sie brauchen nicht, wie andere, eine Bedie- nung, damit Sie sich aus den Schulden helfen und etwas verdienen. Wenn Sie jetzt mit 2000 Pfund so auskommen können, daß Sie Ehre da- von haben; so wird es Jhnen nicht schwer seyn, künftig mit 7 bis 8000 Pfund Haus zu halten. Denn weniger sollen Sie gewiß nicht haben, wenn Sie mir Freude machen; und Sie können mir keine größere Freude machen, als wenn Sie diese artige Fräulein heyrathen. Und darunter ist das noch nicht begriffen, was Sie von der Lady Eli- sabeth, und von der Lady Sara zu erwarten ha- ben. Was für ein Teufel ist in die stoltzen Har- lowes gesahren! sonderlich in den Sohn, in den wunderlichen Sohn! Allein um seiner unver- gleichlichen Schwester willen enthalte ich mich, mehreres zu sagen.
Mir ist niemahls eine Bedienung angetragen worden, und die eintzige, die ich angenommen
hätte,
Maͤre gehend macht, und auch wohl Koͤni- ginnen und Koͤnige zwinget, einen andern Weg zu gehen, als ſie ſonſt wuͤrden gegangen ſeyn.
Jch dencke aber faſt, daß es am beſten waͤre, wenn Sie nie eine Bedienung von dem Koͤnige annehmen. Sie werden noch einmahl ſo viel Lie- be und Hochachtung haben, wenn man glaubt, daß Sie dieſes nie thun werden. Denn weil Sie niemanden in dem Wege ſtehen, ſo wird nie- mand Sie beneiden, Sie werden bey jedermann ein aͤchte Hochachtung haben, und beyde Theile werden ſich um Jhre Freundſchaft bewerben.
Sie brauchen nicht, wie andere, eine Bedie- nung, damit Sie ſich aus den Schulden helfen und etwas verdienen. Wenn Sie jetzt mit 2000 Pfund ſo auskommen koͤnnen, daß Sie Ehre da- von haben; ſo wird es Jhnen nicht ſchwer ſeyn, kuͤnftig mit 7 bis 8000 Pfund Haus zu halten. Denn weniger ſollen Sie gewiß nicht haben, wenn Sie mir Freude machen; und Sie koͤnnen mir keine groͤßere Freude machen, als wenn Sie dieſe artige Fraͤulein heyrathen. Und darunter iſt das noch nicht begriffen, was Sie von der Lady Eli- ſabeth, und von der Lady Sara zu erwarten ha- ben. Was fuͤr ein Teufel iſt in die ſtoltzen Har- lowes geſahren! ſonderlich in den Sohn, in den wunderlichen Sohn! Allein um ſeiner unver- gleichlichen Schweſter willen enthalte ich mich, mehreres zu ſagen.
Mir iſt niemahls eine Bedienung angetragen worden, und die eintzige, die ich angenommen
haͤtte,
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Maͤre gehend macht, und auch wohl Koͤni-
ginnen und Koͤnige zwinget, einen andern Weg
zu gehen, als ſie ſonſt wuͤrden gegangen ſeyn.
Jch dencke aber faſt, daß es am beſten waͤre,
wenn Sie nie eine Bedienung von dem Koͤnige
annehmen. Sie werden noch einmahl ſo viel Lie-
be und Hochachtung haben, wenn man glaubt,
daß Sie dieſes nie thun werden. Denn weil
Sie niemanden in dem Wege ſtehen, ſo wird nie-
mand Sie beneiden, Sie werden bey jedermann
ein aͤchte Hochachtung haben, und beyde Theile
werden ſich um Jhre Freundſchaft bewerben.
Sie brauchen nicht, wie andere, eine Bedie-
nung, damit Sie ſich aus den Schulden helfen
und etwas verdienen. Wenn Sie jetzt mit 2000
Pfund ſo auskommen koͤnnen, daß Sie Ehre da-
von haben; ſo wird es Jhnen nicht ſchwer ſeyn,
kuͤnftig mit 7 bis 8000 Pfund Haus zu halten.
Denn weniger ſollen Sie gewiß nicht haben, wenn
Sie mir Freude machen; und Sie koͤnnen mir
keine groͤßere Freude machen, als wenn Sie dieſe
artige Fraͤulein heyrathen. Und darunter iſt das
noch nicht begriffen, was Sie von der Lady Eli-
ſabeth, und von der Lady Sara zu erwarten ha-
ben. Was fuͤr ein Teufel iſt in die ſtoltzen Har-
lowes geſahren! ſonderlich in den Sohn, in den
wunderlichen Sohn! Allein um ſeiner unver-
gleichlichen Schweſter willen enthalte ich mich,
mehreres zu ſagen.
Mir iſt niemahls eine Bedienung angetragen
worden, und die eintzige, die ich angenommen
haͤtte,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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