Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



Hause sind, so lange werden Sie nichts böses
thun, zum wenigsten nichts böses im gemeinen Le-
ben. Wenn Sie aber an dessen Stelle öffentli-
che Sünden thun, die die gantze Republic beun-
ruhigen, so wünsche ich, daß es Jhnen eben so ge-
hen möge, als dem heil. Stephanus.

Wenn eine neue Parlaments-Wahl ist, so
wissen Sie, daß Sie in zwey oder drey Städten
gewiß werden gewählet werden, wenn Sie wollen,
und daß Sie selbst das Auslesen haben. Allein
ich wollte lieber, daß Sie unsere Grafschaft vor-
stelleten, wenn Sie bis auf eine neue Parlaments-
Wahl warteten. Jch bin gewiß, daß Sie Freun-
de genug haben, die Jhnen die Stimme geben:
und weil Sie so wohl aussehen, so werden alle
Weiber ihre Männer zwingen Sie zu wählen.

Jch bin begierig Jhre Reden zu lesen, die
Sie halten werden: denn ich glaube, daß Sie
den allerersten Tag austreten werden, wenn sich
eine Gelegenheit zeiget. Es fehlt Jhnen nicht
an Dreistigkeit, und Sie haben so hohe Gedan-
cken von sich und so niedrige von andern Leuten,
daß Sie bey aller Gelegenheit reden werden.

Was die Gewohnheiten und das Herkom-
men des Parlaments anbetrift, so fürchte ich, daß
Sie sich allzu klug düncken sich darnach zu richten.
Nehmen Sie sich in Acht. Jch befürchte nicht,
daß Sie unhöflich seyn werden. Sie verletzen
nie den Wohlstand gegen Manns-Leute, wenn
sie Jhnen nichts zuwider thun. Jch wünschte
nur, daß Jhnen der Widerspruch nicht unerträg-

lich
T 3



Hauſe ſind, ſo lange werden Sie nichts boͤſes
thun, zum wenigſten nichts boͤſes im gemeinen Le-
ben. Wenn Sie aber an deſſen Stelle oͤffentli-
che Suͤnden thun, die die gantze Republic beun-
ruhigen, ſo wuͤnſche ich, daß es Jhnen eben ſo ge-
hen moͤge, als dem heil. Stephanus.

Wenn eine neue Parlaments-Wahl iſt, ſo
wiſſen Sie, daß Sie in zwey oder drey Staͤdten
gewiß werden gewaͤhlet werden, wenn Sie wollen,
und daß Sie ſelbſt das Ausleſen haben. Allein
ich wollte lieber, daß Sie unſere Grafſchaft vor-
ſtelleten, wenn Sie bis auf eine neue Parlaments-
Wahl warteten. Jch bin gewiß, daß Sie Freun-
de genug haben, die Jhnen die Stimme geben:
und weil Sie ſo wohl ausſehen, ſo werden alle
Weiber ihre Maͤnner zwingen Sie zu waͤhlen.

Jch bin begierig Jhre Reden zu leſen, die
Sie halten werden: denn ich glaube, daß Sie
den allererſten Tag auſtreten werden, wenn ſich
eine Gelegenheit zeiget. Es fehlt Jhnen nicht
an Dreiſtigkeit, und Sie haben ſo hohe Gedan-
cken von ſich und ſo niedrige von andern Leuten,
daß Sie bey aller Gelegenheit reden werden.

Was die Gewohnheiten und das Herkom-
men des Parlaments anbetrift, ſo fuͤrchte ich, daß
Sie ſich allzu klug duͤncken ſich darnach zu richten.
Nehmen Sie ſich in Acht. Jch befuͤrchte nicht,
daß Sie unhoͤflich ſeyn werden. Sie verletzen
nie den Wohlſtand gegen Manns-Leute, wenn
ſie Jhnen nichts zuwider thun. Jch wuͤnſchte
nur, daß Jhnen der Widerſpruch nicht unertraͤg-

lich
T 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0299" n="293"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Hau&#x017F;e &#x017F;ind, &#x017F;o lange werden Sie nichts bo&#x0364;&#x017F;es<lb/>
thun, zum wenig&#x017F;ten nichts bo&#x0364;&#x017F;es im gemeinen Le-<lb/>
ben. Wenn Sie aber an de&#x017F;&#x017F;en Stelle o&#x0364;ffentli-<lb/>
che Su&#x0364;nden thun, die die gantze Republic beun-<lb/>
ruhigen, &#x017F;o wu&#x0364;n&#x017F;che ich, daß es Jhnen eben &#x017F;o ge-<lb/>
hen mo&#x0364;ge, als dem heil. <hi rendition="#fr">Stephanus.</hi></p><lb/>
          <p>Wenn eine neue Parlaments-Wahl i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Sie, daß Sie in zwey oder drey Sta&#x0364;dten<lb/>
gewiß werden gewa&#x0364;hlet werden, wenn Sie wollen,<lb/>
und daß Sie &#x017F;elb&#x017F;t das Ausle&#x017F;en haben. Allein<lb/>
ich wollte lieber, daß Sie un&#x017F;ere Graf&#x017F;chaft vor-<lb/>
&#x017F;telleten, wenn Sie bis auf eine neue Parlaments-<lb/>
Wahl warteten. Jch bin gewiß, daß Sie Freun-<lb/>
de genug haben, die Jhnen die Stimme geben:<lb/>
und weil Sie &#x017F;o wohl aus&#x017F;ehen, &#x017F;o werden alle<lb/>
Weiber ihre Ma&#x0364;nner zwingen Sie zu wa&#x0364;hlen.</p><lb/>
          <p>Jch bin begierig Jhre Reden zu le&#x017F;en, die<lb/>
Sie halten werden: denn ich glaube, daß Sie<lb/>
den allerer&#x017F;ten Tag au&#x017F;treten werden, wenn &#x017F;ich<lb/>
eine Gelegenheit zeiget. Es fehlt Jhnen nicht<lb/>
an Drei&#x017F;tigkeit, und Sie haben &#x017F;o hohe Gedan-<lb/>
cken von &#x017F;ich und &#x017F;o niedrige von andern Leuten,<lb/>
daß Sie bey aller Gelegenheit reden werden.</p><lb/>
          <p>Was die Gewohnheiten und das Herkom-<lb/>
men des Parlaments anbetrift, &#x017F;o fu&#x0364;rchte ich, daß<lb/>
Sie &#x017F;ich allzu klug du&#x0364;ncken &#x017F;ich darnach zu richten.<lb/>
Nehmen Sie &#x017F;ich in Acht. Jch befu&#x0364;rchte nicht,<lb/>
daß Sie unho&#x0364;flich &#x017F;eyn werden. Sie verletzen<lb/>
nie den Wohl&#x017F;tand gegen Manns-Leute, wenn<lb/>
&#x017F;ie Jhnen nichts zuwider thun. Jch wu&#x0364;n&#x017F;chte<lb/>
nur, daß Jhnen der Wider&#x017F;pruch nicht unertra&#x0364;g-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0299] Hauſe ſind, ſo lange werden Sie nichts boͤſes thun, zum wenigſten nichts boͤſes im gemeinen Le- ben. Wenn Sie aber an deſſen Stelle oͤffentli- che Suͤnden thun, die die gantze Republic beun- ruhigen, ſo wuͤnſche ich, daß es Jhnen eben ſo ge- hen moͤge, als dem heil. Stephanus. Wenn eine neue Parlaments-Wahl iſt, ſo wiſſen Sie, daß Sie in zwey oder drey Staͤdten gewiß werden gewaͤhlet werden, wenn Sie wollen, und daß Sie ſelbſt das Ausleſen haben. Allein ich wollte lieber, daß Sie unſere Grafſchaft vor- ſtelleten, wenn Sie bis auf eine neue Parlaments- Wahl warteten. Jch bin gewiß, daß Sie Freun- de genug haben, die Jhnen die Stimme geben: und weil Sie ſo wohl ausſehen, ſo werden alle Weiber ihre Maͤnner zwingen Sie zu waͤhlen. Jch bin begierig Jhre Reden zu leſen, die Sie halten werden: denn ich glaube, daß Sie den allererſten Tag auſtreten werden, wenn ſich eine Gelegenheit zeiget. Es fehlt Jhnen nicht an Dreiſtigkeit, und Sie haben ſo hohe Gedan- cken von ſich und ſo niedrige von andern Leuten, daß Sie bey aller Gelegenheit reden werden. Was die Gewohnheiten und das Herkom- men des Parlaments anbetrift, ſo fuͤrchte ich, daß Sie ſich allzu klug duͤncken ſich darnach zu richten. Nehmen Sie ſich in Acht. Jch befuͤrchte nicht, daß Sie unhoͤflich ſeyn werden. Sie verletzen nie den Wohlſtand gegen Manns-Leute, wenn ſie Jhnen nichts zuwider thun. Jch wuͤnſchte nur, daß Jhnen der Widerſpruch nicht unertraͤg- lich T 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/299
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/299>, abgerufen am 22.11.2024.