ten Kopfe oder an einem rechtschaffenen Hertzen ge- fehlet hat: allein einem von beyden Mängeln muß ich ihr bisheriges seltsames Betragen zuschreiben.
Verflucht sey der kleine Teufel, der ihnen solchen Argwohn gegen das redliche Hertz das seyn kann, beybringet.
Wie? unterstehen sie sich - - Hier hielt sie ein, weil sie merckte, daß sie sich beynahe verrathen hät- te; welches eben meine Absicht war.
Was unterstehe ich mich, Fräulein? Was meynen sie mit dem unterstehen? - - Jch sahe hie- bey nachdencklich aus.
Garstiger Mensch! Wollen sie - - Abermahls hielt sie ein.
Was denn wollen? Und warum bin ich ein gerstiger Mensch?
Unterstehen sie sich, jemanden vor meinen Ohren zu verfluchen?
Wie artig sich das liebe Kind zurückziehen konn- te! Allein so läßt Lovelace eine nicht entwischen, die zu viel geredet hat.
Wie so? liebstes Kind. Jst denn jemand, der ihnen Argwohn gegen mich beybringet? Wenn es solche Leute giebt, so verfluche ich sie nochmahls, sie mögen auch seyn wer sie wollen.
Hier ward sie allerliebst - böse. Dieses war das erste mahl, daß mir unser Zanck zum Vortheil gereichte.
Gut! Es ist so, wie ich vermuthete. Und nun habe ich die Erklärung über ihre bisherige Auf- führung, die ihnen hoffentlich nicht natürlich ist.
Hinter-
ten Kopfe oder an einem rechtſchaffenen Hertzen ge- fehlet hat: allein einem von beyden Maͤngeln muß ich ihr bisheriges ſeltſames Betragen zuſchreiben.
Verflucht ſey der kleine Teufel, der ihnen ſolchen Argwohn gegen das redliche Hertz das ſeyn kann, beybringet.
Wie? unterſtehen ſie ſich ‒ ‒ Hier hielt ſie ein, weil ſie merckte, daß ſie ſich beynahe verrathen haͤt- te; welches eben meine Abſicht war.
Was unterſtehe ich mich, Fraͤulein? Was meynen ſie mit dem unterſtehen? ‒ ‒ Jch ſahe hie- bey nachdencklich aus.
Garſtiger Menſch! Wollen ſie ‒ ‒ Abermahls hielt ſie ein.
Was denn wollen? Und warum bin ich ein gerſtiger Menſch?
Unterſtehen ſie ſich, jemanden vor meinen Ohren zu verfluchen?
Wie artig ſich das liebe Kind zuruͤckziehen konn- te! Allein ſo laͤßt Lovelace eine nicht entwiſchen, die zu viel geredet hat.
Wie ſo? liebſtes Kind. Jſt denn jemand, der ihnen Argwohn gegen mich beybringet? Wenn es ſolche Leute giebt, ſo verfluche ich ſie nochmahls, ſie moͤgen auch ſeyn wer ſie wollen.
Hier ward ſie allerliebſt - boͤſe. Dieſes war das erſte mahl, daß mir unſer Zanck zum Vortheil gereichte.
Gut! Es iſt ſo, wie ich vermuthete. Und nun habe ich die Erklaͤrung uͤber ihre bisherige Auf- fuͤhrung, die ihnen hoffentlich nicht natuͤrlich iſt.
Hinter-
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ten Kopfe oder an einem rechtſchaffenen Hertzen ge-
fehlet hat: allein einem von beyden Maͤngeln muß
ich ihr bisheriges ſeltſames Betragen zuſchreiben.
Verflucht ſey der kleine Teufel, der ihnen ſolchen
Argwohn gegen das redliche Hertz das ſeyn kann,
beybringet.
Wie? unterſtehen ſie ſich ‒ ‒ Hier hielt ſie ein,
weil ſie merckte, daß ſie ſich beynahe verrathen haͤt-
te; welches eben meine Abſicht war.
Was unterſtehe ich mich, Fraͤulein? Was
meynen ſie mit dem unterſtehen? ‒ ‒ Jch ſahe hie-
bey nachdencklich aus.
Garſtiger Menſch! Wollen ſie ‒ ‒ Abermahls
hielt ſie ein.
Was denn wollen? Und warum bin ich ein
gerſtiger Menſch?
Unterſtehen ſie ſich, jemanden vor meinen Ohren
zu verfluchen?
Wie artig ſich das liebe Kind zuruͤckziehen konn-
te! Allein ſo laͤßt Lovelace eine nicht entwiſchen,
die zu viel geredet hat.
Wie ſo? liebſtes Kind. Jſt denn jemand, der
ihnen Argwohn gegen mich beybringet? Wenn es
ſolche Leute giebt, ſo verfluche ich ſie nochmahls, ſie
moͤgen auch ſeyn wer ſie wollen.
Hier ward ſie allerliebſt - boͤſe. Dieſes war
das erſte mahl, daß mir unſer Zanck zum Vortheil
gereichte.
Gut! Es iſt ſo, wie ich vermuthete. Und
nun habe ich die Erklaͤrung uͤber ihre bisherige Auf-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/256>, abgerufen am 16.02.2025.
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