So will ich es auch machen. Alles, was stürmisch ist, will ich ablegen, und wenn ich meine liebe Reisende zwingen kann, nur auf einen Au- genblick ihre übertriebene Tugend von sich zu le- gen, so werde ich, eben so, wie die Sonne, weiter nichts zu thun haben, als daß ich meine erquicken- de Strahlen auf mehrere fallen lasse. Allein mei- ne angenehmsten Ruhe-Stunden sollen nach voll- brachter Pilgrimschaft meiner Göttin geweihet bleiben.
Bey meinem neuen Vorsatz wird mir dieses Haus und das erdichtete Haus der Frau Fret- chville zur Last. Jch muß mich davon loß ma- chen: zum wenigsten soll es auf einige Zeit stille davon werden. Wenn ich ausgegangen bin, so soll der Capitain Mennell kommen, und sich nach mir erkundigen. Du fragst, was er bey mir will? Was wird er wollen? Hast du nicht gehört, was der armen Frau Fretchville vor ein Unglück be- gegnet ist? Jch will dirs erzählen.
Eine von ihren Mädchen hat in voriger Wo- che die Pocken bekommen, das übrige Gesinde hat dieses vor ihrer Herrschaft bis auf den Freytag verborgen gehalten; und sie erfuhr es nur von un- gefähr. Der meiste Theil der menschlichen Pla- gen rühret von den Bedienten her, die sie theils zum Staat, theils zum Gebrauch miethen, um wenigere Sorgen zu haben. Die Witwe gerieth hierüber in solches Schrecken, daß sie alle Zufälle bekam, welche diesen Feind bey den schönen Kin-
dern
So will ich es auch machen. Alles, was ſtuͤrmiſch iſt, will ich ablegen, und wenn ich meine liebe Reiſende zwingen kann, nur auf einen Au- genblick ihre uͤbertriebene Tugend von ſich zu le- gen, ſo werde ich, eben ſo, wie die Sonne, weiter nichts zu thun haben, als daß ich meine erquicken- de Strahlen auf mehrere fallen laſſe. Allein mei- ne angenehmſten Ruhe-Stunden ſollen nach voll- brachter Pilgrimſchaft meiner Goͤttin geweihet bleiben.
Bey meinem neuen Vorſatz wird mir dieſes Haus und das erdichtete Haus der Frau Fret- chville zur Laſt. Jch muß mich davon loß ma- chen: zum wenigſten ſoll es auf einige Zeit ſtille davon werden. Wenn ich ausgegangen bin, ſo ſoll der Capitain Mennell kommen, und ſich nach mir erkundigen. Du fragſt, was er bey mir will? Was wird er wollen? Haſt du nicht gehoͤrt, was der armen Frau Fretchville vor ein Ungluͤck be- gegnet iſt? Jch will dirs erzaͤhlen.
Eine von ihren Maͤdchen hat in voriger Wo- che die Pocken bekommen, das uͤbrige Geſinde hat dieſes vor ihrer Herrſchaft bis auf den Freytag verborgen gehalten; und ſie erfuhr es nur von un- gefaͤhr. Der meiſte Theil der menſchlichen Pla- gen ruͤhret von den Bedienten her, die ſie theils zum Staat, theils zum Gebrauch miethen, um wenigere Sorgen zu haben. Die Witwe gerieth hieruͤber in ſolches Schrecken, daß ſie alle Zufaͤlle bekam, welche dieſen Feind bey den ſchoͤnen Kin-
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So will ich es auch machen. Alles, was
ſtuͤrmiſch iſt, will ich ablegen, und wenn ich meine
liebe Reiſende zwingen kann, nur auf einen Au-
genblick ihre uͤbertriebene Tugend von ſich zu le-
gen, ſo werde ich, eben ſo, wie die Sonne, weiter
nichts zu thun haben, als daß ich meine erquicken-
de Strahlen auf mehrere fallen laſſe. Allein mei-
ne angenehmſten Ruhe-Stunden ſollen nach voll-
brachter Pilgrimſchaft meiner Goͤttin geweihet
bleiben.
Bey meinem neuen Vorſatz wird mir dieſes
Haus und das erdichtete Haus der Frau Fret-
chville zur Laſt. Jch muß mich davon loß ma-
chen: zum wenigſten ſoll es auf einige Zeit ſtille
davon werden. Wenn ich ausgegangen bin, ſo
ſoll der Capitain Mennell kommen, und ſich nach
mir erkundigen. Du fragſt, was er bey mir will?
Was wird er wollen? Haſt du nicht gehoͤrt, was
der armen Frau Fretchville vor ein Ungluͤck be-
gegnet iſt? Jch will dirs erzaͤhlen.
Eine von ihren Maͤdchen hat in voriger Wo-
che die Pocken bekommen, das uͤbrige Geſinde hat
dieſes vor ihrer Herrſchaft bis auf den Freytag
verborgen gehalten; und ſie erfuhr es nur von un-
gefaͤhr. Der meiſte Theil der menſchlichen Pla-
gen ruͤhret von den Bedienten her, die ſie theils
zum Staat, theils zum Gebrauch miethen, um
wenigere Sorgen zu haben. Die Witwe gerieth
hieruͤber in ſolches Schrecken, daß ſie alle Zufaͤlle
bekam, welche dieſen Feind bey den ſchoͤnen Kin-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/242>, abgerufen am 27.11.2024.
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