Eins sollte mir lieb seyn, nemlich, wenn die Fräulein Howe nicht bey uns bliebe. (Sie braucht nicht zu wissen, daß ich dieses schreibe.) Sie kann nach Hause zu Herr Hickman ziehen, mit dem sie, wie ich höre, sich nächstens verhey- rathen wird. Wenn sie uns beyden gehorsam ist, wie es ihre Schuldigkeit erfordert, so soll es ihr Schade nicht seyn, wie ich schon vorhin gesagt habe.
Sie sollen ihre und meine Haushaltung gantz führen, weil ich mich auf die Land-Wirthschaft nicht sonderlich verstehe. Jch werde mich Jhnen nie in etwas widersetzen, es müßte denn aus Liebe geschehen, wenn ich sehe, daß Sie sich mehr an- greifen, als es Jhrer Gesundheit ersprießlich ist.
Jch glaube, daß für Sie nichts besser seyn kann, als ein Mann, der viel Erfahrung hat, und bey den langen Abenden im Winter sich zu Jhnen setzen und Jhnen viel von andern Ländern, und von den Sitten der Völcker, unter denen er gewesen ist, erzählen kann. Jch habe allerhand artige Jndianische Raritäten, die dem Frauen- zimmer angenehm zu seyn pflegen, und die mei- nes Bruders Tochter Clärchen nicht einmahl alle gesehen hat, als sie noch ein gutes Kind war. Wenn Sie mir wohl begegnen, daran ich gar nicht zweifele, so will ich Jhnen diese eine nach der andern schencken. Das wird ein angenehme- rer Zeitvertreib seyn, als wenn Sie bey einer na- seweisen Tochter sitzen, die bisweilen eigensinnig und verdrießlich ist, und Jhnen allerhand empfind-
liche
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Eins ſollte mir lieb ſeyn, nemlich, wenn die Fraͤulein Howe nicht bey uns bliebe. (Sie braucht nicht zu wiſſen, daß ich dieſes ſchreibe.) Sie kann nach Hauſe zu Herr Hickman ziehen, mit dem ſie, wie ich hoͤre, ſich naͤchſtens verhey- rathen wird. Wenn ſie uns beyden gehorſam iſt, wie es ihre Schuldigkeit erfordert, ſo ſoll es ihr Schade nicht ſeyn, wie ich ſchon vorhin geſagt habe.
Sie ſollen ihre und meine Haushaltung gantz fuͤhren, weil ich mich auf die Land-Wirthſchaft nicht ſonderlich verſtehe. Jch werde mich Jhnen nie in etwas widerſetzen, es muͤßte denn aus Liebe geſchehen, wenn ich ſehe, daß Sie ſich mehr an- greifen, als es Jhrer Geſundheit erſprießlich iſt.
Jch glaube, daß fuͤr Sie nichts beſſer ſeyn kann, als ein Mann, der viel Erfahrung hat, und bey den langen Abenden im Winter ſich zu Jhnen ſetzen und Jhnen viel von andern Laͤndern, und von den Sitten der Voͤlcker, unter denen er geweſen iſt, erzaͤhlen kann. Jch habe allerhand artige Jndianiſche Raritaͤten, die dem Frauen- zimmer angenehm zu ſeyn pflegen, und die mei- nes Bruders Tochter Claͤrchen nicht einmahl alle geſehen hat, als ſie noch ein gutes Kind war. Wenn Sie mir wohl begegnen, daran ich gar nicht zweifele, ſo will ich Jhnen dieſe eine nach der andern ſchencken. Das wird ein angenehme- rer Zeitvertreib ſeyn, als wenn Sie bey einer na- ſeweiſen Tochter ſitzen, die bisweilen eigenſinnig und verdrießlich iſt, und Jhnen allerhand empfind-
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Eins ſollte mir lieb ſeyn, nemlich, wenn die
Fraͤulein Howe nicht bey uns bliebe. (Sie
braucht nicht zu wiſſen, daß ich dieſes ſchreibe.)
Sie kann nach Hauſe zu Herr Hickman ziehen,
mit dem ſie, wie ich hoͤre, ſich naͤchſtens verhey-
rathen wird. Wenn ſie uns beyden gehorſam iſt,
wie es ihre Schuldigkeit erfordert, ſo ſoll es ihr
Schade nicht ſeyn, wie ich ſchon vorhin geſagt
habe.
Sie ſollen ihre und meine Haushaltung gantz
fuͤhren, weil ich mich auf die Land-Wirthſchaft
nicht ſonderlich verſtehe. Jch werde mich Jhnen
nie in etwas widerſetzen, es muͤßte denn aus Liebe
geſchehen, wenn ich ſehe, daß Sie ſich mehr an-
greifen, als es Jhrer Geſundheit erſprießlich iſt.
Jch glaube, daß fuͤr Sie nichts beſſer ſeyn
kann, als ein Mann, der viel Erfahrung hat,
und bey den langen Abenden im Winter ſich zu
Jhnen ſetzen und Jhnen viel von andern Laͤndern,
und von den Sitten der Voͤlcker, unter denen er
geweſen iſt, erzaͤhlen kann. Jch habe allerhand
artige Jndianiſche Raritaͤten, die dem Frauen-
zimmer angenehm zu ſeyn pflegen, und die mei-
nes Bruders Tochter Claͤrchen nicht einmahl
alle geſehen hat, als ſie noch ein gutes Kind war.
Wenn Sie mir wohl begegnen, daran ich gar
nicht zweifele, ſo will ich Jhnen dieſe eine nach der
andern ſchencken. Das wird ein angenehme-
rer Zeitvertreib ſeyn, als wenn Sie bey einer na-
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und verdrießlich iſt, und Jhnen allerhand empfind-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/175>, abgerufen am 28.11.2024.
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