Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Eins sollte mir lieb seyn, nemlich, wenn die
Fräulein Howe nicht bey uns bliebe. (Sie
braucht nicht zu wissen, daß ich dieses schreibe.)
Sie kann nach Hause zu Herr Hickman ziehen,
mit dem sie, wie ich höre, sich nächstens verhey-
rathen wird. Wenn sie uns beyden gehorsam ist,
wie es ihre Schuldigkeit erfordert, so soll es ihr
Schade nicht seyn, wie ich schon vorhin gesagt
habe.

Sie sollen ihre und meine Haushaltung gantz
führen, weil ich mich auf die Land-Wirthschaft
nicht sonderlich verstehe. Jch werde mich Jhnen
nie in etwas widersetzen, es müßte denn aus Liebe
geschehen, wenn ich sehe, daß Sie sich mehr an-
greifen, als es Jhrer Gesundheit ersprießlich ist.

Jch glaube, daß für Sie nichts besser seyn
kann, als ein Mann, der viel Erfahrung hat,
und bey den langen Abenden im Winter sich zu
Jhnen setzen und Jhnen viel von andern Ländern,
und von den Sitten der Völcker, unter denen er
gewesen ist, erzählen kann. Jch habe allerhand
artige Jndianische Raritäten, die dem Frauen-
zimmer angenehm zu seyn pflegen, und die mei-
nes Bruders Tochter Clärchen nicht einmahl
alle gesehen hat, als sie noch ein gutes Kind war.
Wenn Sie mir wohl begegnen, daran ich gar
nicht zweifele, so will ich Jhnen diese eine nach der
andern schencken. Das wird ein angenehme-
rer Zeitvertreib seyn, als wenn Sie bey einer na-
seweisen Tochter sitzen, die bisweilen eigensinnig
und verdrießlich ist, und Jhnen allerhand empfind-

liche
L 5


Eins ſollte mir lieb ſeyn, nemlich, wenn die
Fraͤulein Howe nicht bey uns bliebe. (Sie
braucht nicht zu wiſſen, daß ich dieſes ſchreibe.)
Sie kann nach Hauſe zu Herr Hickman ziehen,
mit dem ſie, wie ich hoͤre, ſich naͤchſtens verhey-
rathen wird. Wenn ſie uns beyden gehorſam iſt,
wie es ihre Schuldigkeit erfordert, ſo ſoll es ihr
Schade nicht ſeyn, wie ich ſchon vorhin geſagt
habe.

Sie ſollen ihre und meine Haushaltung gantz
fuͤhren, weil ich mich auf die Land-Wirthſchaft
nicht ſonderlich verſtehe. Jch werde mich Jhnen
nie in etwas widerſetzen, es muͤßte denn aus Liebe
geſchehen, wenn ich ſehe, daß Sie ſich mehr an-
greifen, als es Jhrer Geſundheit erſprießlich iſt.

Jch glaube, daß fuͤr Sie nichts beſſer ſeyn
kann, als ein Mann, der viel Erfahrung hat,
und bey den langen Abenden im Winter ſich zu
Jhnen ſetzen und Jhnen viel von andern Laͤndern,
und von den Sitten der Voͤlcker, unter denen er
geweſen iſt, erzaͤhlen kann. Jch habe allerhand
artige Jndianiſche Raritaͤten, die dem Frauen-
zimmer angenehm zu ſeyn pflegen, und die mei-
nes Bruders Tochter Claͤrchen nicht einmahl
alle geſehen hat, als ſie noch ein gutes Kind war.
Wenn Sie mir wohl begegnen, daran ich gar
nicht zweifele, ſo will ich Jhnen dieſe eine nach der
andern ſchencken. Das wird ein angenehme-
rer Zeitvertreib ſeyn, als wenn Sie bey einer na-
ſeweiſen Tochter ſitzen, die bisweilen eigenſinnig
und verdrießlich iſt, und Jhnen allerhand empfind-

liche
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <pb facs="#f0175" n="169"/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <p>Eins &#x017F;ollte mir lieb &#x017F;eyn, nemlich, wenn die<lb/>
Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> nicht bey uns bliebe. (Sie<lb/>
braucht nicht zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß ich die&#x017F;es &#x017F;chreibe.)<lb/>
Sie kann nach Hau&#x017F;e zu Herr <hi rendition="#fr">Hickman</hi> ziehen,<lb/>
mit dem &#x017F;ie, wie ich ho&#x0364;re, &#x017F;ich na&#x0364;ch&#x017F;tens verhey-<lb/>
rathen wird. Wenn &#x017F;ie uns beyden gehor&#x017F;am i&#x017F;t,<lb/>
wie es ihre Schuldigkeit erfordert, &#x017F;o &#x017F;oll es ihr<lb/>
Schade nicht &#x017F;eyn, wie ich &#x017F;chon vorhin ge&#x017F;agt<lb/>
habe.</p><lb/>
              <p>Sie &#x017F;ollen ihre und meine Haushaltung gantz<lb/>
fu&#x0364;hren, weil ich mich auf die Land-Wirth&#x017F;chaft<lb/>
nicht &#x017F;onderlich ver&#x017F;tehe. Jch werde mich Jhnen<lb/>
nie in etwas wider&#x017F;etzen, es mu&#x0364;ßte denn aus Liebe<lb/>
ge&#x017F;chehen, wenn ich &#x017F;ehe, daß Sie &#x017F;ich mehr an-<lb/>
greifen, als es Jhrer Ge&#x017F;undheit er&#x017F;prießlich i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Jch glaube, daß fu&#x0364;r Sie nichts be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn<lb/>
kann, als ein Mann, der viel Erfahrung hat,<lb/>
und bey den langen Abenden im Winter &#x017F;ich zu<lb/>
Jhnen &#x017F;etzen und Jhnen viel von andern La&#x0364;ndern,<lb/>
und von den Sitten der Vo&#x0364;lcker, unter denen er<lb/>
gewe&#x017F;en i&#x017F;t, erza&#x0364;hlen kann. Jch habe allerhand<lb/>
artige Jndiani&#x017F;che Rarita&#x0364;ten, die dem Frauen-<lb/>
zimmer angenehm zu &#x017F;eyn pflegen, und die mei-<lb/>
nes Bruders Tochter <hi rendition="#fr">Cla&#x0364;rchen</hi> nicht einmahl<lb/>
alle ge&#x017F;ehen hat, als &#x017F;ie noch ein gutes Kind war.<lb/>
Wenn Sie mir wohl begegnen, daran ich gar<lb/>
nicht zweifele, &#x017F;o will ich Jhnen die&#x017F;e eine nach der<lb/>
andern &#x017F;chencken. Das wird ein angenehme-<lb/>
rer Zeitvertreib &#x017F;eyn, als wenn Sie bey einer na-<lb/>
&#x017F;ewei&#x017F;en Tochter &#x017F;itzen, die bisweilen eigen&#x017F;innig<lb/>
und verdrießlich i&#x017F;t, und Jhnen allerhand empfind-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">liche</fw><lb/></p>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0175] Eins ſollte mir lieb ſeyn, nemlich, wenn die Fraͤulein Howe nicht bey uns bliebe. (Sie braucht nicht zu wiſſen, daß ich dieſes ſchreibe.) Sie kann nach Hauſe zu Herr Hickman ziehen, mit dem ſie, wie ich hoͤre, ſich naͤchſtens verhey- rathen wird. Wenn ſie uns beyden gehorſam iſt, wie es ihre Schuldigkeit erfordert, ſo ſoll es ihr Schade nicht ſeyn, wie ich ſchon vorhin geſagt habe. Sie ſollen ihre und meine Haushaltung gantz fuͤhren, weil ich mich auf die Land-Wirthſchaft nicht ſonderlich verſtehe. Jch werde mich Jhnen nie in etwas widerſetzen, es muͤßte denn aus Liebe geſchehen, wenn ich ſehe, daß Sie ſich mehr an- greifen, als es Jhrer Geſundheit erſprießlich iſt. Jch glaube, daß fuͤr Sie nichts beſſer ſeyn kann, als ein Mann, der viel Erfahrung hat, und bey den langen Abenden im Winter ſich zu Jhnen ſetzen und Jhnen viel von andern Laͤndern, und von den Sitten der Voͤlcker, unter denen er geweſen iſt, erzaͤhlen kann. Jch habe allerhand artige Jndianiſche Raritaͤten, die dem Frauen- zimmer angenehm zu ſeyn pflegen, und die mei- nes Bruders Tochter Claͤrchen nicht einmahl alle geſehen hat, als ſie noch ein gutes Kind war. Wenn Sie mir wohl begegnen, daran ich gar nicht zweifele, ſo will ich Jhnen dieſe eine nach der andern ſchencken. Das wird ein angenehme- rer Zeitvertreib ſeyn, als wenn Sie bey einer na- ſeweiſen Tochter ſitzen, die bisweilen eigenſinnig und verdrießlich iſt, und Jhnen allerhand empfind- liche L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/175
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/175>, abgerufen am 02.05.2024.