sondern dieses bloß ihrer eigenen Ueberlegung über- lassen muß. Denn ich glaube, daß Sie befürchten werden, daß die beyden Herren an einander gera- then möchten.
Jch will noch weiter auf diesen Vorschlag den- cken, wenn Sie es vor nöthig halten. Jch hoffe aber daß es nun nicht nöthig seyn wird, nachdem sich Jhre Umstände geändert haben, und Sie vier und zwantzig Stunden nach einander vergnügt gewesen sind. Wie ärgere ich mich über den armseligen Trost, damit sich ein selches Frauenzimmer um die Zeit behelfen muß, in der es sein Hertz verschen- cken soll!
Frau Dowensen hat, wie ich mich erinnere, zwey Brüder, deren jeder ein Schiff hält. Da sie viel mit diesen zu thun hat, so könnten Sie viel- leicht durch ihr Schiff-Volck vertheidiget werden. Wenn er Jhnen Ursache giebt von ihm zu fliehen, so seyn Sie wegen Jhrer Leute zu Harloweburg ausser Sorgen. Lassen Sie einen vor den andern sorgen, sie sind dessen doch schon gewohnt. Die Gesetze des Landes werden ihnen Sicherheit ver- schaffen: Lovelace ist kein Bandite, kein heim- licher Mörder: weil er Hertz hat, so ist er ein of- fenbarer Feind. Wenn er etwas unternimmt, das ihn den Gesetzen nach strafbar macht, so ha- ben Sie eine gute Gelegenheit, seiner durch die Flucht oder durch den Galgen loß zu werden. Was lieget Jhnen daran, welchem von beyden Sie ihre Freyheit zu dancken haben?
Wenn
Vierter Theil. L
ſondern dieſes bloß ihrer eigenen Ueberlegung uͤber- laſſen muß. Denn ich glaube, daß Sie befuͤrchten werden, daß die beyden Herren an einander gera- then moͤchten.
Jch will noch weiter auf dieſen Vorſchlag den- cken, wenn Sie es vor noͤthig halten. Jch hoffe aber daß es nun nicht noͤthig ſeyn wird, nachdem ſich Jhre Umſtaͤnde geaͤndert haben, und Sie vier und zwantzig Stunden nach einander vergnuͤgt geweſen ſind. Wie aͤrgere ich mich uͤber den armſeligen Troſt, damit ſich ein ſelches Frauenzimmer um die Zeit behelfen muß, in der es ſein Hertz verſchen- cken ſoll!
Frau Dowenſen hat, wie ich mich erinnere, zwey Bruͤder, deren jeder ein Schiff haͤlt. Da ſie viel mit dieſen zu thun hat, ſo koͤnnten Sie viel- leicht durch ihr Schiff-Volck vertheidiget werden. Wenn er Jhnen Urſache giebt von ihm zu fliehen, ſo ſeyn Sie wegen Jhrer Leute zu Harloweburg auſſer Sorgen. Laſſen Sie einen vor den andern ſorgen, ſie ſind deſſen doch ſchon gewohnt. Die Geſetze des Landes werden ihnen Sicherheit ver- ſchaffen: Lovelace iſt kein Bandite, kein heim- licher Moͤrder: weil er Hertz hat, ſo iſt er ein of- fenbarer Feind. Wenn er etwas unternimmt, das ihn den Geſetzen nach ſtrafbar macht, ſo ha- ben Sie eine gute Gelegenheit, ſeiner durch die Flucht oder durch den Galgen loß zu werden. Was lieget Jhnen daran, welchem von beyden Sie ihre Freyheit zu dancken haben?
Wenn
Vierter Theil. L
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ſondern dieſes bloß ihrer eigenen Ueberlegung uͤber-
laſſen muß. Denn ich glaube, daß Sie befuͤrchten
werden, daß die beyden Herren an einander gera-
then moͤchten.
Jch will noch weiter auf dieſen Vorſchlag den-
cken, wenn Sie es vor noͤthig halten. Jch hoffe aber
daß es nun nicht noͤthig ſeyn wird, nachdem ſich
Jhre Umſtaͤnde geaͤndert haben, und Sie vier und
zwantzig Stunden nach einander vergnuͤgt geweſen
ſind. Wie aͤrgere ich mich uͤber den armſeligen
Troſt, damit ſich ein ſelches Frauenzimmer um die
Zeit behelfen muß, in der es ſein Hertz verſchen-
cken ſoll!
Frau Dowenſen hat, wie ich mich erinnere,
zwey Bruͤder, deren jeder ein Schiff haͤlt. Da
ſie viel mit dieſen zu thun hat, ſo koͤnnten Sie viel-
leicht durch ihr Schiff-Volck vertheidiget werden.
Wenn er Jhnen Urſache giebt von ihm zu fliehen,
ſo ſeyn Sie wegen Jhrer Leute zu Harloweburg
auſſer Sorgen. Laſſen Sie einen vor den andern
ſorgen, ſie ſind deſſen doch ſchon gewohnt. Die
Geſetze des Landes werden ihnen Sicherheit ver-
ſchaffen: Lovelace iſt kein Bandite, kein heim-
licher Moͤrder: weil er Hertz hat, ſo iſt er ein of-
fenbarer Feind. Wenn er etwas unternimmt,
das ihn den Geſetzen nach ſtrafbar macht, ſo ha-
ben Sie eine gute Gelegenheit, ſeiner durch die
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Was lieget Jhnen daran, welchem von beyden Sie
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/167>, abgerufen am 24.11.2024.
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