"wunderung zu besehen, oder mit verworrenen Au- "gen seine geistlichen Betrachtungen über eine Jn- "dianische Figur in der Tapete anzustellen.
Von der Ehestiftung schreibt er also: "es ist "mir mit den Bedingungen ein Ernst. Wenn "ich sie heyrathe, (dazu ich grosse Versuchungen "habe,) wenn mein Hochmuth und meine Rache "befriediget ist, so will ich ihr vollkommene und "recht edle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Je "mehr ich einer solchen klugen und vortreflichen "Hauswirthin Geld in die Hände gebe, desto besser "ist es für mich. Aber bey meiner Seele! Bel- "ford, ihr Hochmuth muß so weit gedemüthiget "werden, daß sie deutlich gestehet: sie liebe mich "und sey mir Danck schuldig. - - Was ich von der "Ehestiftung aufgesetzet habe, das wird uns nicht "viel weiter bringen. Die dem schönen Geschlecht "eigene Blödigkeit wird immer meine Freundin "bleiben, und mir wieder los helfen. Jch wollte "mich anheischig machen, es durch ein eintziges "Wort dahin zu bringen, daß die so hochmüthige "Schöne noch vor dem Altar den Prediger und "mich stehen liesse. Wenn gleich zwantzig von "meinen guten Freunden dabey wären, so würden "die sich einander als betrogene Narren ansehen "müssen: mein Kind würde indessen Flügel bekom- "men, und wenn die Kirch-Thür nicht offen wäre, "zu den Fenster hinaus fliegen.
Er meldet hierauf seinen harten Ausdruck, daß sie die Seinige werden sollte, wenn er sie auch durch die ewige Verdammniß erkauffen müßte: er gestehet,
daß
„wunderung zu beſehen, oder mit verworrenen Au- „gen ſeine geiſtlichen Betrachtungen uͤber eine Jn- „dianiſche Figur in der Tapete anzuſtellen.
Von der Eheſtiftung ſchreibt er alſo: „es iſt „mir mit den Bedingungen ein Ernſt. Wenn „ich ſie heyrathe, (dazu ich groſſe Verſuchungen „habe,) wenn mein Hochmuth und meine Rache „befriediget iſt, ſo will ich ihr vollkommene und „recht edle Gerechtigkeit widerfahren laſſen. Je „mehr ich einer ſolchen klugen und vortreflichen „Hauswirthin Geld in die Haͤnde gebe, deſto beſſer „iſt es fuͤr mich. Aber bey meiner Seele! Bel- „ford, ihr Hochmuth muß ſo weit gedemuͤthiget „werden, daß ſie deutlich geſtehet: ſie liebe mich „und ſey mir Danck ſchuldig. ‒ ‒ Was ich von der „Eheſtiftung aufgeſetzet habe, das wird uns nicht „viel weiter bringen. Die dem ſchoͤnen Geſchlecht „eigene Bloͤdigkeit wird immer meine Freundin „bleiben, und mir wieder los helfen. Jch wollte „mich anheiſchig machen, es durch ein eintziges „Wort dahin zu bringen, daß die ſo hochmuͤthige „Schoͤne noch vor dem Altar den Prediger und „mich ſtehen lieſſe. Wenn gleich zwantzig von „meinen guten Freunden dabey waͤren, ſo wuͤrden „die ſich einander als betrogene Narren anſehen „muͤſſen: mein Kind wuͤrde indeſſen Fluͤgel bekom- „men, und wenn die Kirch-Thuͤr nicht offen waͤre, „zu den Fenſter hinaus fliegen.
Er meldet hierauf ſeinen harten Ausdruck, daß ſie die Seinige werden ſollte, wenn er ſie auch durch die ewige Verdammniß erkauffen muͤßte: er geſtehet,
daß
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„wunderung zu beſehen, oder mit verworrenen Au-
„gen ſeine geiſtlichen Betrachtungen uͤber eine Jn-
„dianiſche Figur in der Tapete anzuſtellen.
Von der Eheſtiftung ſchreibt er alſo: „es iſt
„mir mit den Bedingungen ein Ernſt. Wenn
„ich ſie heyrathe, (dazu ich groſſe Verſuchungen
„habe,) wenn mein Hochmuth und meine Rache
„befriediget iſt, ſo will ich ihr vollkommene und
„recht edle Gerechtigkeit widerfahren laſſen. Je
„mehr ich einer ſolchen klugen und vortreflichen
„Hauswirthin Geld in die Haͤnde gebe, deſto beſſer
„iſt es fuͤr mich. Aber bey meiner Seele! Bel-
„ford, ihr Hochmuth muß ſo weit gedemuͤthiget
„werden, daß ſie deutlich geſtehet: ſie liebe mich
„und ſey mir Danck ſchuldig. ‒ ‒ Was ich von der
„Eheſtiftung aufgeſetzet habe, das wird uns nicht
„viel weiter bringen. Die dem ſchoͤnen Geſchlecht
„eigene Bloͤdigkeit wird immer meine Freundin
„bleiben, und mir wieder los helfen. Jch wollte
„mich anheiſchig machen, es durch ein eintziges
„Wort dahin zu bringen, daß die ſo hochmuͤthige
„Schoͤne noch vor dem Altar den Prediger und
„mich ſtehen lieſſe. Wenn gleich zwantzig von
„meinen guten Freunden dabey waͤren, ſo wuͤrden
„die ſich einander als betrogene Narren anſehen
„muͤſſen: mein Kind wuͤrde indeſſen Fluͤgel bekom-
„men, und wenn die Kirch-Thuͤr nicht offen waͤre,
„zu den Fenſter hinaus fliegen.
Er meldet hierauf ſeinen harten Ausdruck, daß
ſie die Seinige werden ſollte, wenn er ſie auch durch
die ewige Verdammniß erkauffen muͤßte: er geſtehet,
daß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/108>, abgerufen am 16.02.2025.
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