Was dünckt Jhnen hiezu? Die Meinigen wer- den sich doch nicht gäntzlich und auf ewig von mir lossagen wollen! Wenn sie das geschehene mit un- partheyischen Augen ansehen, so werden sie sich doch einige Schuld beymessen, und nicht alles mir allein zur Last legen.
Jch glaube, daß Jhnen dieses Mittel würdig scheinen wird, versucht zu werden. Allein dieses ist die Schwierigkeit: wenn ich schreibe, so weiß ich, daß mein harter Bruter alle gegen mich so einge- nommen und verbunden hat, daß mein Brief aus einer Hand in die andere wird gehen müssen, bis er Zeit gewinnet, alle zu bereden, daß sie meine Bitte abschlagen: könnte aber mein Onckle bewo- gen werden meine Bitte als aus eigenem Triebe zu unterstützen, so würde meine Mutter und ihre Schwester ihm gewiß beytreten.
Jch komme daher auf folgenden Einfall. Herr Hickmann ist bey jedermann wohl angeschrieben: wie? wenn er eine Gelegenheit suchte, mit meinem Onckle Harlowe zu sprechen, und ihm als eine Nachricht, die er von Jhnen erfahren hätte, versi- cherte, in was vor Umständen und Gemüthsfassung ich mich befinde, und daß ich Lovelacen auf keine Weise verbunden bin?
Jch überlasse es völlig Jhrem Gutbefinden, ob? und in wie fern dieser Einfall zu billigen sey? Wenn Herr Hickmann in Jhrem Nahmen (denn in mei- nem Nahmen kann es nicht geschehen, davon wer- den Sie die Ursachen, ohne daß ich sie melde, mer- cken) diesen Antrag thut, und mein Onckle schlägt
es
Was duͤnckt Jhnen hiezu? Die Meinigen wer- den ſich doch nicht gaͤntzlich und auf ewig von mir losſagen wollen! Wenn ſie das geſchehene mit un- partheyiſchen Augen anſehen, ſo werden ſie ſich doch einige Schuld beymeſſen, und nicht alles mir allein zur Laſt legen.
Jch glaube, daß Jhnen dieſes Mittel wuͤrdig ſcheinen wird, verſucht zu werden. Allein dieſes iſt die Schwierigkeit: wenn ich ſchreibe, ſo weiß ich, daß mein harter Bruter alle gegen mich ſo einge- nommen und verbunden hat, daß mein Brief aus einer Hand in die andere wird gehen muͤſſen, bis er Zeit gewinnet, alle zu bereden, daß ſie meine Bitte abſchlagen: koͤnnte aber mein Onckle bewo- gen werden meine Bitte als aus eigenem Triebe zu unterſtuͤtzen, ſo wuͤrde meine Mutter und ihre Schweſter ihm gewiß beytreten.
Jch komme daher auf folgenden Einfall. Herr Hickmann iſt bey jedermann wohl angeſchrieben: wie? wenn er eine Gelegenheit ſuchte, mit meinem Onckle Harlowe zu ſprechen, und ihm als eine Nachricht, die er von Jhnen erfahren haͤtte, verſi- cherte, in was vor Umſtaͤnden und Gemuͤthsfaſſung ich mich befinde, und daß ich Lovelacen auf keine Weiſe verbunden bin?
Jch uͤberlaſſe es voͤllig Jhrem Gutbefinden, ob? und in wie fern dieſer Einfall zu billigen ſey? Wenn Herr Hickmann in Jhrem Nahmen (denn in mei- nem Nahmen kann es nicht geſchehen, davon wer- den Sie die Urſachen, ohne daß ich ſie melde, mer- cken) dieſen Antrag thut, und mein Onckle ſchlaͤgt
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[4/0010]
Was duͤnckt Jhnen hiezu? Die Meinigen wer-
den ſich doch nicht gaͤntzlich und auf ewig von mir
losſagen wollen! Wenn ſie das geſchehene mit un-
partheyiſchen Augen anſehen, ſo werden ſie ſich doch
einige Schuld beymeſſen, und nicht alles mir allein
zur Laſt legen.
Jch glaube, daß Jhnen dieſes Mittel wuͤrdig
ſcheinen wird, verſucht zu werden. Allein dieſes
iſt die Schwierigkeit: wenn ich ſchreibe, ſo weiß ich,
daß mein harter Bruter alle gegen mich ſo einge-
nommen und verbunden hat, daß mein Brief aus
einer Hand in die andere wird gehen muͤſſen, bis
er Zeit gewinnet, alle zu bereden, daß ſie meine
Bitte abſchlagen: koͤnnte aber mein Onckle bewo-
gen werden meine Bitte als aus eigenem Triebe zu
unterſtuͤtzen, ſo wuͤrde meine Mutter und ihre
Schweſter ihm gewiß beytreten.
Jch komme daher auf folgenden Einfall. Herr
Hickmann iſt bey jedermann wohl angeſchrieben:
wie? wenn er eine Gelegenheit ſuchte, mit meinem
Onckle Harlowe zu ſprechen, und ihm als eine
Nachricht, die er von Jhnen erfahren haͤtte, verſi-
cherte, in was vor Umſtaͤnden und Gemuͤthsfaſſung
ich mich befinde, und daß ich Lovelacen auf keine
Weiſe verbunden bin?
Jch uͤberlaſſe es voͤllig Jhrem Gutbefinden, ob?
und in wie fern dieſer Einfall zu billigen ſey? Wenn
Herr Hickmann in Jhrem Nahmen (denn in mei-
nem Nahmen kann es nicht geſchehen, davon wer-
den Sie die Urſachen, ohne daß ich ſie melde, mer-
cken) dieſen Antrag thut, und mein Onckle ſchlaͤgt
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/10>, abgerufen am 21.11.2024.
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