"bin, und ihnen nicht neue Ursache gebe, sehr "misvergnügt mit mir zu seyn."
Jch stehe keinen Augenblick an, Herr Lovela- ce, mein Versprechen unter der Bedingung zu wiederhohlen, die sie selbst dazu setzen. Wie soll ich es ihnen bekräftigen?
Blos durch ihr Wort, Fräulein.
Wohlan! niemahls will ich einen andern neh- men.
Er hatte die Dreistigkeit, weil ich in seinen Händen war, sich eine so genannte Versiegelung dieses Versprechens zu nehmen. Es war gesche- hen, ehe ich mich dafür hütete. Es würde al- bern gelassen haben, wenn ich hätte böse thun wol- len: indessen konnte mir sein Betragen nicht son- derlich gefallen. Jch sahe dieses für den ersten Anfang mehrerer Freyheit an, weil ich mit einem dreisten Menschen zu thun hatte, der immer wei- ter zu gehen pflegte. Er konnte auch mein Mis- vergnügen wol mercken.
Er verschmertzte das mit seiner eigenen Mine. Genug! genug! Fräulein. Darf ich sie nur bit- ten, sich der fürchterlichen Traurigkeit zu entschla- gen, die ihr Gemüth verunruhiget, und die mei- ner eifersüchtigen Zärtlichkeit unerträglich ist? Jch will mich auf das äusserste bestreben, ihre Zunei- gung zu verdienen, und sie zu dem glücklichsten Frauenzimmer in der Welt zu machen, wenn sie mich zu der glücklichsten Manns-Person zu ma- chen würdigen.
Jch
„bin, und ihnen nicht neue Urſache gebe, ſehr „misvergnuͤgt mit mir zu ſeyn.„
Jch ſtehe keinen Augenblick an, Herr Lovela- ce, mein Verſprechen unter der Bedingung zu wiederhohlen, die ſie ſelbſt dazu ſetzen. Wie ſoll ich es ihnen bekraͤftigen?
Blos durch ihr Wort, Fraͤulein.
Wohlan! niemahls will ich einen andern neh- men.
Er hatte die Dreiſtigkeit, weil ich in ſeinen Haͤnden war, ſich eine ſo genannte Verſiegelung dieſes Verſprechens zu nehmen. Es war geſche- hen, ehe ich mich dafuͤr huͤtete. Es wuͤrde al- bern gelaſſen haben, wenn ich haͤtte boͤſe thun wol- len: indeſſen konnte mir ſein Betragen nicht ſon- derlich gefallen. Jch ſahe dieſes fuͤr den erſten Anfang mehrerer Freyheit an, weil ich mit einem dreiſten Menſchen zu thun hatte, der immer wei- ter zu gehen pflegte. Er konnte auch mein Mis- vergnuͤgen wol mercken.
Er verſchmertzte das mit ſeiner eigenen Mine. Genug! genug! Fraͤulein. Darf ich ſie nur bit- ten, ſich der fuͤrchterlichen Traurigkeit zu entſchla- gen, die ihr Gemuͤth verunruhiget, und die mei- ner eiferſuͤchtigen Zaͤrtlichkeit unertraͤglich iſt? Jch will mich auf das aͤuſſerſte beſtreben, ihre Zunei- gung zu verdienen, und ſie zu dem gluͤcklichſten Frauenzimmer in der Welt zu machen, wenn ſie mich zu der gluͤcklichſten Manns-Perſon zu ma- chen wuͤrdigen.
Jch
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„bin, und ihnen nicht neue Urſache gebe, ſehr
„misvergnuͤgt mit mir zu ſeyn.„
Jch ſtehe keinen Augenblick an, Herr Lovela-
ce, mein Verſprechen unter der Bedingung zu
wiederhohlen, die ſie ſelbſt dazu ſetzen. Wie ſoll
ich es ihnen bekraͤftigen?
Blos durch ihr Wort, Fraͤulein.
Wohlan! niemahls will ich einen andern neh-
men.
Er hatte die Dreiſtigkeit, weil ich in ſeinen
Haͤnden war, ſich eine ſo genannte Verſiegelung
dieſes Verſprechens zu nehmen. Es war geſche-
hen, ehe ich mich dafuͤr huͤtete. Es wuͤrde al-
bern gelaſſen haben, wenn ich haͤtte boͤſe thun wol-
len: indeſſen konnte mir ſein Betragen nicht ſon-
derlich gefallen. Jch ſahe dieſes fuͤr den erſten
Anfang mehrerer Freyheit an, weil ich mit einem
dreiſten Menſchen zu thun hatte, der immer wei-
ter zu gehen pflegte. Er konnte auch mein Mis-
vergnuͤgen wol mercken.
Er verſchmertzte das mit ſeiner eigenen Mine.
Genug! genug! Fraͤulein. Darf ich ſie nur bit-
ten, ſich der fuͤrchterlichen Traurigkeit zu entſchla-
gen, die ihr Gemuͤth verunruhiget, und die mei-
ner eiferſuͤchtigen Zaͤrtlichkeit unertraͤglich iſt? Jch
will mich auf das aͤuſſerſte beſtreben, ihre Zunei-
gung zu verdienen, und ſie zu dem gluͤcklichſten
Frauenzimmer in der Welt zu machen, wenn ſie
mich zu der gluͤcklichſten Manns-Perſon zu ma-
chen wuͤrdigen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/82>, abgerufen am 26.11.2024.
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