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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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sonderlich von denen, die ausserhalb Engeland ge-
wöhnlich sind, vernünftig reden: allein es hängt ihm
etwas von der Romaine an, und er behauptet bis-
weilen im grössesten Ernst gantz unwahrscheinliche
Dinge und Erzählungen. Er scheint alles gern zu
glauben, die Sätze der Religion ausgenommen, die
er billig glauben sollte: denn mit der Religion treibt
er sein Gespötte, und giebt sich für einen Feind der
Geistlichen unter allen Religionen aus. Er hält
viel auf seine Ehre, und dieses Wort ist beynahe un-
aufhörlich in seinem Munde: allein die Tugend
scheint bey ihm in keiner grossen Achtung zu ste-
hen.

Herr Tourville sagte bey Gelegenheit, daß er
eben das ein und dreyßigste Jahr zurück geleget habe.
Er ist gleichfalls von einer alten Familie: er will in
seiner Aufführung schön thun, und ist gezwungener
als seine übrigen Freunde. Er pflegt sich sehr kost-
bar zu kleiden, und macht sich eine Ehre daraus,
die Moden zu verstehen: allein seine Kleidung macht
ihn nicht so wohl angenehm, als zu einem buntsche-
ckigten Geck, über den man sich freuen würde, wenn
er ein Cacadute geworden wäre. Aus der grossen
Sorgfalt, die er auf das Aeusserliche wendet, und
aus der Aufmercksamkeit, die seine Augen von seiner
Gesellschaftfür diesen erborgten Zierrath fodern, siehet
man leicht, daß er wenige Sorgfalt auf sein Jnwen-
diges richten kann. Nach Herrn Lovelaces Er-
zählung tantzt er gut, verstehet die Musick vollkom-
men, und kann insonderheit sehr schön singen. Die-
ses soll einer seiner grössesten Vorzüge seyn. Er

ward



ſonderlich von denen, die auſſerhalb Engeland ge-
woͤhnlich ſind, vernuͤnftig reden: allein es haͤngt ihm
etwas von der Romaine an, und er behauptet bis-
weilen im groͤſſeſten Ernſt gantz unwahrſcheinliche
Dinge und Erzaͤhlungen. Er ſcheint alles gern zu
glauben, die Saͤtze der Religion ausgenommen, die
er billig glauben ſollte: denn mit der Religion treibt
er ſein Geſpoͤtte, und giebt ſich fuͤr einen Feind der
Geiſtlichen unter allen Religionen aus. Er haͤlt
viel auf ſeine Ehre, und dieſes Wort iſt beynahe un-
aufhoͤrlich in ſeinem Munde: allein die Tugend
ſcheint bey ihm in keiner groſſen Achtung zu ſte-
hen.

Herr Tourville ſagte bey Gelegenheit, daß er
eben das ein und dreyßigſte Jahr zuruͤck geleget habe.
Er iſt gleichfalls von einer alten Familie: er will in
ſeiner Auffuͤhrung ſchoͤn thun, und iſt gezwungener
als ſeine uͤbrigen Freunde. Er pflegt ſich ſehr koſt-
bar zu kleiden, und macht ſich eine Ehre daraus,
die Moden zu verſtehen: allein ſeine Kleidung macht
ihn nicht ſo wohl angenehm, als zu einem buntſche-
ckigten Geck, uͤber den man ſich freuen wuͤrde, wenn
er ein Cacadute geworden waͤre. Aus der groſſen
Sorgfalt, die er auf das Aeuſſerliche wendet, und
aus der Aufmerckſamkeit, die ſeine Augen von ſeiner
Geſellſchaftfuͤr dieſen erborgten Zierrath fodern, ſiehet
man leicht, daß er wenige Sorgfalt auf ſein Jnwen-
diges richten kann. Nach Herrn Lovelaces Er-
zaͤhlung tantzt er gut, verſtehet die Muſick vollkom-
men, und kann inſonderheit ſehr ſchoͤn ſingen. Die-
ſes ſoll einer ſeiner groͤſſeſten Vorzuͤge ſeyn. Er

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[498/0512] ſonderlich von denen, die auſſerhalb Engeland ge- woͤhnlich ſind, vernuͤnftig reden: allein es haͤngt ihm etwas von der Romaine an, und er behauptet bis- weilen im groͤſſeſten Ernſt gantz unwahrſcheinliche Dinge und Erzaͤhlungen. Er ſcheint alles gern zu glauben, die Saͤtze der Religion ausgenommen, die er billig glauben ſollte: denn mit der Religion treibt er ſein Geſpoͤtte, und giebt ſich fuͤr einen Feind der Geiſtlichen unter allen Religionen aus. Er haͤlt viel auf ſeine Ehre, und dieſes Wort iſt beynahe un- aufhoͤrlich in ſeinem Munde: allein die Tugend ſcheint bey ihm in keiner groſſen Achtung zu ſte- hen. Herr Tourville ſagte bey Gelegenheit, daß er eben das ein und dreyßigſte Jahr zuruͤck geleget habe. Er iſt gleichfalls von einer alten Familie: er will in ſeiner Auffuͤhrung ſchoͤn thun, und iſt gezwungener als ſeine uͤbrigen Freunde. Er pflegt ſich ſehr koſt- bar zu kleiden, und macht ſich eine Ehre daraus, die Moden zu verſtehen: allein ſeine Kleidung macht ihn nicht ſo wohl angenehm, als zu einem buntſche- ckigten Geck, uͤber den man ſich freuen wuͤrde, wenn er ein Cacadute geworden waͤre. Aus der groſſen Sorgfalt, die er auf das Aeuſſerliche wendet, und aus der Aufmerckſamkeit, die ſeine Augen von ſeiner Geſellſchaftfuͤr dieſen erborgten Zierrath fodern, ſiehet man leicht, daß er wenige Sorgfalt auf ſein Jnwen- diges richten kann. Nach Herrn Lovelaces Er- zaͤhlung tantzt er gut, verſtehet die Muſick vollkom- men, und kann inſonderheit ſehr ſchoͤn ſingen. Die- ſes ſoll einer ſeiner groͤſſeſten Vorzuͤge ſeyn. Er ward

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/512>, abgerufen am 24.11.2024.