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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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ausbitten, die einzige Nacht bey ihr zu schlafen.
Vielleicht bin ich in der Montags-Nacht so unglück-
lich, eine Todt-Sünde wider mein Kind zu bege-
hen. Die scheuesten Vögel können doch im Schlaf
gefangen werden. Wollte sie hernach von mir flie-
hen wollen, so kann ich sie halten. Fliehet sie wirck-
lich, und kommt sie davon, so kann ich sie durch
Hülfe der Gesetze wider bekommen, wenn ich Zeu-
gen über Zeugen aufstelle, die bekräftigen, daß sie
nach ihrem eigenen obgleich stillschweigenden Be-
kenntniß meine Frau ist. Jch mag in meinem Ver-
such glücklich oder unglücklich seyn, so ist sie gewiß
mein Eigenthum, wenn sie mir vergiebet, wenn sie
sich nur so weit herabläßt, mir durch Worte meine
Gottlosigkeit zu verweisen, ja wenn sie mich nur vor
Augen siehet. Was die Jungfern jüngferliches ha-
ben, das ist alles in meinem Kinde beysammen;
meine Fräulein ist mit Leib und Seele die unverletz-
teste Jungferschast. Jch kann nicht vergnügt seyn,
bis ich sehe, wie sich ein solches Kind in einem oder
dem andern Falle verhalten wird. Jn meinen Um-
ständen muß ich mich zum voraus auf alle Fälle ge-
faßt machen.

Jch weiß es, mit was vor einem Aal ich zu thun
habe, und ich muß alle Sorgfalt anwenden, daß
er mir nicht entwische. Wie ein taumelnder Narre
würde ich aussehen, und ein grosses betrübtes Glotz-
Auge hinter ihr her machen, wenn sie sich aus mei-
nen Händen schlünge, und in ihre stinckende Fami-
lie von neuen untersüncke, aus der ich sie mit so vieler
Mühe gefangen habe.

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ausbitten, die einzige Nacht bey ihr zu ſchlafen.
Vielleicht bin ich in der Montags-Nacht ſo ungluͤck-
lich, eine Todt-Suͤnde wider mein Kind zu bege-
hen. Die ſcheueſten Voͤgel koͤnnen doch im Schlaf
gefangen werden. Wollte ſie hernach von mir flie-
hen wollen, ſo kann ich ſie halten. Fliehet ſie wirck-
lich, und kommt ſie davon, ſo kann ich ſie durch
Huͤlfe der Geſetze wider bekommen, wenn ich Zeu-
gen uͤber Zeugen aufſtelle, die bekraͤftigen, daß ſie
nach ihrem eigenen obgleich ſtillſchweigenden Be-
kenntniß meine Frau iſt. Jch mag in meinem Ver-
ſuch gluͤcklich oder ungluͤcklich ſeyn, ſo iſt ſie gewiß
mein Eigenthum, wenn ſie mir vergiebet, wenn ſie
ſich nur ſo weit herablaͤßt, mir durch Worte meine
Gottloſigkeit zu verweiſen, ja wenn ſie mich nur vor
Augen ſiehet. Was die Jungfern juͤngferliches ha-
ben, das iſt alles in meinem Kinde beyſammen;
meine Fraͤulein iſt mit Leib und Seele die unverletz-
teſte Jungferſchaſt. Jch kann nicht vergnuͤgt ſeyn,
bis ich ſehe, wie ſich ein ſolches Kind in einem oder
dem andern Falle verhalten wird. Jn meinen Um-
ſtaͤnden muß ich mich zum voraus auf alle Faͤlle ge-
faßt machen.

Jch weiß es, mit was vor einem Aal ich zu thun
habe, und ich muß alle Sorgfalt anwenden, daß
er mir nicht entwiſche. Wie ein taumelnder Narre
wuͤrde ich ausſehen, und ein groſſes betruͤbtes Glotz-
Auge hinter ihr her machen, wenn ſie ſich aus mei-
nen Haͤnden ſchluͤnge, und in ihre ſtinckende Fami-
lie von neuen unterſuͤncke, aus der ich ſie mit ſo vieler
Muͤhe gefangen habe.

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[485/0499] ausbitten, die einzige Nacht bey ihr zu ſchlafen. Vielleicht bin ich in der Montags-Nacht ſo ungluͤck- lich, eine Todt-Suͤnde wider mein Kind zu bege- hen. Die ſcheueſten Voͤgel koͤnnen doch im Schlaf gefangen werden. Wollte ſie hernach von mir flie- hen wollen, ſo kann ich ſie halten. Fliehet ſie wirck- lich, und kommt ſie davon, ſo kann ich ſie durch Huͤlfe der Geſetze wider bekommen, wenn ich Zeu- gen uͤber Zeugen aufſtelle, die bekraͤftigen, daß ſie nach ihrem eigenen obgleich ſtillſchweigenden Be- kenntniß meine Frau iſt. Jch mag in meinem Ver- ſuch gluͤcklich oder ungluͤcklich ſeyn, ſo iſt ſie gewiß mein Eigenthum, wenn ſie mir vergiebet, wenn ſie ſich nur ſo weit herablaͤßt, mir durch Worte meine Gottloſigkeit zu verweiſen, ja wenn ſie mich nur vor Augen ſiehet. Was die Jungfern juͤngferliches ha- ben, das iſt alles in meinem Kinde beyſammen; meine Fraͤulein iſt mit Leib und Seele die unverletz- teſte Jungferſchaſt. Jch kann nicht vergnuͤgt ſeyn, bis ich ſehe, wie ſich ein ſolches Kind in einem oder dem andern Falle verhalten wird. Jn meinen Um- ſtaͤnden muß ich mich zum voraus auf alle Faͤlle ge- faßt machen. Jch weiß es, mit was vor einem Aal ich zu thun habe, und ich muß alle Sorgfalt anwenden, daß er mir nicht entwiſche. Wie ein taumelnder Narre wuͤrde ich ausſehen, und ein groſſes betruͤbtes Glotz- Auge hinter ihr her machen, wenn ſie ſich aus mei- nen Haͤnden ſchluͤnge, und in ihre ſtinckende Fami- lie von neuen unterſuͤncke, aus der ich ſie mit ſo vieler Muͤhe gefangen habe. Jch H h 3

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/499>, abgerufen am 24.11.2024.