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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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einige Zeit miethen, sonst aber wollte er sie kaufen
und das Haus miethen. Die Witwe nimmt kei-
nen Zuspruch an, und die besten Zimmer in dem er-
sten Stockwerck können nicht eher besehen werden,
als bis sie abwesend, oder auf das Land gegangen ist.
Sie will dieses in vierzehn Tagen, oder höchstens in
drey Wochen thun, und ihre Zeit in der Stille und
Einsamkeit zubringen. Was Herr Lovelace von
dem Hause besehen konnte, nemlich ein grosser Saal
und zwey Staats-Zimmer waren unverbesserlich:
und das ganze übrige Haus soll eben so seyn. Die
übrigen Bequemlichkeiten der Haushaltung sollen
auch sehr gut seyn, deßgleichen hat das Haus Gelaß
für Wagen und Pferde.

Er sagt, er erwartete die Zeit mit Ungeduld, da
ich das Haus selbsten sehen könnte: er will sich auch
vorher nach keinem andern Hause umsehen, wenn
sich nicht ohngesucht, eine mir anständige Wohnung
zeiget. Die Miethe wird zwar hoch kommen, al-
lein das will er nicht achten.

Er hat eben von der Lady Elisabeth Lawrance
einen Brief erhalten, dessen Haupt-Jnhalt eine
Sache betrifft, die hier vor Gerichte auszumachen
ist. Allein in der Nachschrift gedenckt sie meiner un-
gemein gütig, und schreibt: alle die Seinigen wä-
ren ungeduldig, daß der Tag noch nicht gekommen
wäre, der seine Besserung hoffentlich dauerhaft ma-
chen könnte. Er selbst setzte hinzu: er schmeichele
sich, daß ich ihm bald erlauben würde, ihren und
seinen Wunsch zu erfüllen. Allein ob er gleich eine
so schöne Gelegenheit hatte, so drang er doch nicht

weiter



einige Zeit miethen, ſonſt aber wollte er ſie kaufen
und das Haus miethen. Die Witwe nimmt kei-
nen Zuſpruch an, und die beſten Zimmer in dem er-
ſten Stockwerck koͤnnen nicht eher beſehen werden,
als bis ſie abweſend, oder auf das Land gegangen iſt.
Sie will dieſes in vierzehn Tagen, oder hoͤchſtens in
drey Wochen thun, und ihre Zeit in der Stille und
Einſamkeit zubringen. Was Herr Lovelace von
dem Hauſe beſehen konnte, nemlich ein groſſer Saal
und zwey Staats-Zimmer waren unverbeſſerlich:
und das ganze uͤbrige Haus ſoll eben ſo ſeyn. Die
uͤbrigen Bequemlichkeiten der Haushaltung ſollen
auch ſehr gut ſeyn, deßgleichen hat das Haus Gelaß
fuͤr Wagen und Pferde.

Er ſagt, er erwartete die Zeit mit Ungeduld, da
ich das Haus ſelbſten ſehen koͤnnte: er will ſich auch
vorher nach keinem andern Hauſe umſehen, wenn
ſich nicht ohngeſucht, eine mir anſtaͤndige Wohnung
zeiget. Die Miethe wird zwar hoch kommen, al-
lein das will er nicht achten.

Er hat eben von der Lady Eliſabeth Lawrance
einen Brief erhalten, deſſen Haupt-Jnhalt eine
Sache betrifft, die hier vor Gerichte auszumachen
iſt. Allein in der Nachſchrift gedenckt ſie meiner un-
gemein guͤtig, und ſchreibt: alle die Seinigen waͤ-
ren ungeduldig, daß der Tag noch nicht gekommen
waͤre, der ſeine Beſſerung hoffentlich dauerhaft ma-
chen koͤnnte. Er ſelbſt ſetzte hinzu: er ſchmeichele
ſich, daß ich ihm bald erlauben wuͤrde, ihren und
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ſo ſchoͤne Gelegenheit hatte, ſo drang er doch nicht

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[479/0493] einige Zeit miethen, ſonſt aber wollte er ſie kaufen und das Haus miethen. Die Witwe nimmt kei- nen Zuſpruch an, und die beſten Zimmer in dem er- ſten Stockwerck koͤnnen nicht eher beſehen werden, als bis ſie abweſend, oder auf das Land gegangen iſt. Sie will dieſes in vierzehn Tagen, oder hoͤchſtens in drey Wochen thun, und ihre Zeit in der Stille und Einſamkeit zubringen. Was Herr Lovelace von dem Hauſe beſehen konnte, nemlich ein groſſer Saal und zwey Staats-Zimmer waren unverbeſſerlich: und das ganze uͤbrige Haus ſoll eben ſo ſeyn. Die uͤbrigen Bequemlichkeiten der Haushaltung ſollen auch ſehr gut ſeyn, deßgleichen hat das Haus Gelaß fuͤr Wagen und Pferde. Er ſagt, er erwartete die Zeit mit Ungeduld, da ich das Haus ſelbſten ſehen koͤnnte: er will ſich auch vorher nach keinem andern Hauſe umſehen, wenn ſich nicht ohngeſucht, eine mir anſtaͤndige Wohnung zeiget. Die Miethe wird zwar hoch kommen, al- lein das will er nicht achten. Er hat eben von der Lady Eliſabeth Lawrance einen Brief erhalten, deſſen Haupt-Jnhalt eine Sache betrifft, die hier vor Gerichte auszumachen iſt. Allein in der Nachſchrift gedenckt ſie meiner un- gemein guͤtig, und ſchreibt: alle die Seinigen waͤ- ren ungeduldig, daß der Tag noch nicht gekommen waͤre, der ſeine Beſſerung hoffentlich dauerhaft ma- chen koͤnnte. Er ſelbſt ſetzte hinzu: er ſchmeichele ſich, daß ich ihm bald erlauben wuͤrde, ihren und ſeinen Wunſch zu erfuͤllen. Allein ob er gleich eine ſo ſchoͤne Gelegenheit hatte, ſo drang er doch nicht weiter

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/493>, abgerufen am 25.11.2024.